Bjarnason und Embolo versüssen die Magerkost im Joggeli

Der FCB kommt zu seinem zweiten Sieg in der Europa League, verteidigt die Tabellenführung in Gruppe I, macht beim 2:0 (0:0) gegen Lech Posen allerdings nicht viel mehr als nötig. Vor 17’567 Zuschauern erzielt Birkir Bjarnason in der 55. Minute die Führung, nachdem die Polen kurz zuvor durch eine Gelb-Rote Karte dezimiert worden sind. Breel Embolo sorgt in der 90. Minute für das 2:0.

Der FCB kommt zu seinem zweiten Sieg in der Europa League, verteidigt die Tabellenführung in Gruppe I, macht beim 2:0 (0:0) gegen Lech Posen allerdings nicht viel mehr als nötig. Vor 17’567 Zuschauern erzielt Birkir Bjarnason in der 55. Minute die Führung, nachdem die Polen kurz zuvor durch eine Gelb-Rote Karte dezimiert worden sind. Breel Embolo sorgt in der 90. Minute für das 2:0.

Es liegt natürlich am FC Basel, Werbung für die Europa League zu betreiben, das Aschenputtel unter den beiden europäischen Wettbewerben. Und immerhin interessierten sich 17’567 Zuschauer für das erste Heimspiel gegen Lech Posen. Das sind ungefähr so viele wie im Schnitt der Europa-League-Saison 2009/10 (gegen die Roma, CSKA Sofia und Fulham) und deutlich mehr als vor zwei Jahren, als es gegen Genk, Videoton und Sporting Lisssabon nur knapp über 14’000 Zuschauer waren.

Unter dem Strich kann man sich auch nicht beschweren: Der FCB fährt gegen den polnischen Meister, den man unlängst schon in der Champions-League-Qualifikation zweimal bezwungen hatte, den zweiten Sieg in der Gruppenphase ein. Birkir Bjarnason und Breel Embolo steuern zwei schön herausgespielte Tore bei, der FCB bleibt ohne Gegentor, ist ein souveräner Sieger und verteidigt seine Tabellenführung vor der Fiorentina, die bei Belenenses zu einem 4:0-Auswärtssieg kommt.

Das Geduldsspiel und die Pfiffe

Und dennoch wurde der FCB in der zweiten Halbzeit von Pfiffen des eigenen Publikums begleitet. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich das zähe Geduldsspiel eigentlich schon ausgezahlt. Der FCB lag in Führung, er hatte die numerische Überzahl nach einer (strengen) Gelb-Roten Karte in der 49. Minute rasch ausgenutzt. Walter Samuel fand in der 55. Minute mit einem tollen langen Pass den in die Tiefe gestarteten Bjarnason, und der Isländer vollendete mit perfekter Ballmitnahme und überlegtem Abschluss.



epa04959387 Basel's goalkeeper Tomas Vaclik (L) and Walter Samuel (R) celebrate after the UEFA Europa League group I soccer match between FC Basel 1893 and KKS Lech Poznan at St. Jakob-Park stadium in Basel, Switzerland, 01 October 2015. Basel won 2-0. EPA/PETER SCHNEIDER

Am Schluss freuen sich dann doch alle: Walter Samuel nimmt nach seinem 98. Europacupspiel samt Torvorlage die Gratulation von Tomas Vaclik entgegen. (Bild: Keystone/PETER SCHNEIDER)

Doch was die Zuschauer geboten bekamen, befriedigte zumindest einen Teil nicht. Lech Posen trat auf, wie eine Mannschaft eben aussieht, die als Meister auf den letzten Platz der heimischen Liga abgestürzt ist, die aus den letzten sechs Meisterschaftsspielen gerade mal einen Punkte geholt hat und dementsprechend ohne grosses offensives Selbstvertrauen auftritt. Dafür gut organisiert in einem 4-5-1-System, hielt sie das Ballbesitzverhältnis bei 54:46 Prozent, nennenswert gefährlich wurde sie jedoch nicht. Zwei Halbchancen – mehr brachten sie nicht zustande, und Tomas Vaclik im FCB-Tor hatte nicht einen Ball zu halten.

«Wir konnten uns in der ersten Halbzeit wehren, das hat gut geklappt», sagte Lech-Trainer Maciej Skorza, «aber mit zehn Mann war es gegen diesen starken Gegner zu schwierig.» Gegen einen FC Basel, dessen Spieler in der Startelf 390 Europacupspiele auf die Waage brachten im Gegensatz zu den 114 der polnischen Gegenüber, die mit 23,4 Jahren auch noch das deutlich niedrigere Durchschnittsalter hatten (FCB: 26,6).

Der FCB: seriös, aber nicht gross inspiriert

Dem FCB kann man eigentlich keinen Vorwurf machen: Er spielte die Partie konzentriert und seriös herunter, mehr allerdings auch nicht. Trainer Urs Fischer hatte seine Grundordnung leicht variiert mit Mohamed Elneny als einzigem defensiven Mittelfeldspieler in einem 4-1-4-1. Die restlichen fünf Spieler vor ihm genossen alle Freiheiten, aber der Aufbau und das Umschaltspiel nach Ballgewinn war zu langsam, um ein tief stehendes Posen zu überraschen. 

So bewerten Bjarnason, Janko und die Twitter-Gemeinde unter #rotblaulive das Spiel und die Pfiffe:

So dauerte es bis zur 20. Minute, ehe Bjarnason erstmals aufs Tor schoss. Marc Janko mit einem Kopfball (25.) und Embolo, der aus spitzem Winkel am Torhüter scheiterte (33.) hatten Chancen und die beste vergab Elneny, der kurz vor Seitenwechsel aus acht Metern den Ball nicht richtig traf.

«2:0 gewonnen – nur das zählt»

Der Rest war ein gewöhnlicher Fussballabend ohne grossen Unterhaltungs- oder Spektakelwert. Von drei gelben Karten, die der Schiedsrichter aus Bosnien-Herzegowina benötigte, sah Linetty zwei und schwächte seine Mannschaft damit entscheidend. Dadurch öffneten sich dann ein paar Räume für den FCB, aber die Sorge, in einen Konter zu laufen, war grösser als die Lust, den dezimierten Gegner an die Wand zu spielen. Dafür fehlte es an Überraschungsmomenten.

«Das Spiel war harzig und hat Geduld gebraucht. Es hat nicht immer gut ausgesehen», sagte Urs Fischer unmittelbar nach Spielschluss in die TV-Kamera, «aber wir haben 2:0 gewonnen und nur das zählt. Der Start mit zwei Siegen in die Kampagne ist nicht so schlecht.»

Zwei Tore als einsame Höhepunkte

Man könnte auch sagen: Das muss als Werbung für die Europa League reichen. Ein grandios getimter weiter Schlag von Walter Samuel in dessen 98. Europacupspiel und das daraus resultierende dritte Europacuptor von Bjarnason für den FCB (im zehnten Europacupspiel des Isländers). Und in der Schlussminute gab es noch das schön herausgespielte 2:0 als Zugabe: Luca Zuffi, nicht mit dem Einfluss der letzten Partien, zirkelte den Ball auf Janko, der legte mit grosser Übersicht und feiner Technik für Embolo auf, der mit einer Volleyabnahme traf.



epa04959342 Basel's Breel Embolo (L) scores the 2-0 lead against Poznan's goalkeeper Maciej Gostomski (C) and Tamas Kadar (L) during the UEFA Europa League group I soccer match between FC Basel 1893 and KKS Lech Poznan at St. Jakob-Park stadium in Basel, Switzerland, 01 October 2015. EPA/PETER SCHNEIDER

Der Schlusspunkt: Breel Embolo trifft zum 2:0. (Bild: Keystone/PETER SCHNEIDER)

«Lech Posen hat uns das Leben schwer gemacht», suchte Fischer nach Gründen für den zähen Spielfluss, «aber wir haben uns nicht verrückt machen lassen.» Dass er nur einmal wechselte, erklärte er auch: «Es gibt Spiele, da verursacht man mit Wechseln mehr Verunsicherung. Wir hatten das Spiel im Griff, und dann muss man auch keine neuen Impulse setzen. Das war die Überlegung.»

«Pfiffe gehören dazu»

Und die Pfiffe von den Rängen sind Fischer natürlich auch nicht verborgen geblieben: «Das gehört zum Fussball, damit müssen Mannschaft und Trainer umgehen können», sagte er tapfer, und wollte am Ende auch noch diesen Satz gesagt haben: «Am Schluss haben sich diese Zuschauer trotzdem gefreut, dass wir gewonnen haben.»

 

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Vor dem Spiel:

Der Trainer ohne Druck: In 20 Jahren werde man über Marco Streller reden, wie heute über Karl Odermatt oder Köbi Kuhn. Das sagt Urs Fischer im Interview, in dem er auch über Lucien Favre, überraschte Spieler, seine Bildsprache und die neuen Berner Young Boys spricht. » «Ich bin ein bisschen vorsichtiger als Sie, ist das okay?»

Der Abwehr ohne Zentrum: Daniel Hoegh ist der jüngste Ausfall in einer langen Verletztenliste. Fischer muss deswegen eine neue Innenverteidigung bilden – mit dem 37-jährigen Walter Samuel, der kaum alle drei Tage ein Spiel absolvieren kann. » Die Zentrumssorgen vor dem Spiel gegen Posen

Der Meister ohne Fortune: Lech Posen ist in die Saison gestartet mit dem Ziel, gegen den FC Basel vielleicht gar die dritte Runde in der Champions-League-Qualifikation zu überstehen. Inzwischen steht der polnische Meister am Tabellenende der Ekstraklasa – und trifft wieder auf den Schweizer Titelhalter. » Der Absturz eines Meisters

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