Breel Embolo steht im Zentrum einer Umwälzung auf Schalke

Wie mit den Erwartungen umgehen, die auf Breel Embolo nach seinem Wechsel vom FC Basel nach Gelsenkirchen projiziert werden? Zum einen ist da die Rekordtransfersumme, die der Club aufgeworfen hat, zum anderen wird dem 19-Jährigen zugetraut, zur Identifikationsfigur auf Schalke wachsen zu können. Eine Bestandesaufnahme vor dem ersten Pflichtspiel, das Embolos Team nach Freiburg führt.

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(Bild: Imago)

Wie mit den Erwartungen umgehen, die auf Breel Embolo nach seinem Wechsel vom FC Basel nach Gelsenkirchen projiziert werden? Zum einen ist da die Rekordtransfersumme, die der Club aufgeworfen hat, zum anderen wird dem 19-Jährigen zugetraut, zur Identifikationsfigur auf Schalke wachsen zu können. Eine Bestandesaufnahme vor dem ersten Pflichtspiel, das Embolos Team nach Freiburg führt.

Es ist ein komplizierter Spagat, den Christian Heidel in diesen Wochen hinbekommen muss, wenn er mit den vielen Fragen zu Breel Embolo konfrontiert wird. Einerseits prophezeit der Manager des FC Schalke, dem mit rund 25 Millionen Euro teuersten Spieler der Clubgeschichte eine Zukunft als «Identifikationsfigur auf Schalke». So wie es etwa Nationalspieler Benedikt Höwedes oder Ralf Fährmann sind.

Auf der anderen Seite schüren derlei Worte plus Transfersumme enorme Erwartungen, und die beeilt sich Heidel wiederum zu dämpfen: «Alle sehen bei ihm nur die Hausnummer der hohen Ablöse. Aber er ist erst 19, da darf man keine 26 Tore erwarten. Breel braucht Zeit, und die bekommt er.» Wenn man so will, verkörpert Embolo den FC Schalke des Sommers 2016, der am Samstag in Freiburg gegen den FC Villingen in die Pokalsaison startet, besser als jeder andere Spieler.

Embolo mit Schalke im DFB-Pokal in Freiburg

Für den sechstklassigen FC Villingen wird es ein grosser Tag: An diesem Samstag empfängt der gerade in die Verbandsliga abgestiegene Amateurverein den FC Schalke 04 in der ersten Runde um den DFB-Pokal. Und er tut dies in Freiburg. Um das zu erwartende Zuschauerinteresse sowie die Sicherheitsvorkehrungen bewältigen zu können, sind die Villinger in das 60 Kilometer entfernt gelegene Freiburger Schwarzwald-Stadion umgezogen. Organisiert hat das Martin Braun, der ehemalige Captain des SC Freiburg, der im Vorstand der Villinger sitzt. Und es scheint sich zu lohnen: 13’500 Tickets gingen im Vorverkauf weg; die Tageskassen sind geöffnet, und Anpfiff in Freiburg ist um 15.30 Uhr.

Der SC Freiburg spielt derweil in Berlin beim viertklassigen Regionalligisten SV Babelsberg 03.

» Die Spiele im DFB-Pokal in der Übersicht

Denn der junge Schweizer bewegt sich wie der ganze Club zwischen den Polen «enormer Potenziale, die es zu entfalten gilt» und dem «Streben nach der für diesen Prozess erforderlichen Geduld», wie es Heidel ausdrückt. Nun befindet sich Schalke am Beginn einer neuen Ära. Mal wieder – werfen Skeptiker ein, aber mit der Ankunft Heidels, der mit Markus Weinzierl sogleich einen neuen Trainer angestellt hat, könnte sich tatsächlich Grundlegendes verändern. Schon die Transfers der vergangenen Wochen verliefen ziemlich ungewohnt für Schalker Verhältnisse.

Die Zeit, in der permanent sensible Informationen wie Details über geplante Transfers zum Beispiel an die Öffentlichkeit gelangten, scheint tatsächlich vorbei zu sein. In den vergangenen Wochen hat Heidel die Schalker Gemeinde mit den Verpflichtungen von Naldo (aus Wolfsburg), Coke (FC Sevilla) und Abdul Rahman Baba vom FC Chelsea überrascht. Mit Fussballern, die zuvor kaum jemand mit dem Revierclub in Verbindung gebracht hatte.

Keine Revolution, aber eine grundlegende Umwälzung auf Schalke

«Es ist keine Revolution, die wir hier gemacht haben, es waren eher kleinere Anpassungen und Änderungen», sagt der Manager, der im Mai von Mainz 05 ins Revier kam. Die Wirkung der Neuausrichtung könnten aber durchaus umwälzend sein. Denn Heidel, der formell als «Vorstand Sport und Kommunikation» firmiert, begreift sich im Gegensatz zu seinem Vorgänger Horst Heldt als jemand, der die Gesamtverantwortung für den Club trägt. «Ich bin kein Saisondenker, das oberste Ziel muss sein, einen Weg einzuschlagen, der nachhaltig erfolgreich ist», sagt Heidel, der glaubt, «dass es erfolgsversprechend ist, jedes Detail zu überprüfen und gegebenenfalls zu verändern.»



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Vater des Transfers von Breel Embolo zu Schalke, sein Fürsprecher und zugleich Mahner: Christian Heidel (links neben Embolo), der neu starke Mann in Gelsenkrichen. (Bild: Imago)

So entsteht im Kabinentrakt ein Raum, in dem die Spieler und die Trainer in konzentrierter Atmosphäre an taktisch-strategischen Feinheiten arbeiten können. Auch im Trainerzimmer sollen künftig Besprechungen im kleinen Kreis möglich sein, vor allem jedoch begegnet Heidel den Menschen im Club und in der Stadt mit einer verblüffenden Offenheit.

Der Besuch beim Kaufhaus-Friseur

Legendär ist die Anekdote vom Besuch des Managers in der Gelsenkirchener Innenstadt: Er wollte die Atmosphäre in den Strassen spüren, und liess sich schliesslich beim Friseur einer Kaufhaus-Filiale die Haare schneiden. In der Vergangenheit haben die meisten der besser bezahlten Clubangestellten die verarmte Stadt nach der Arbeit so schnell wie möglich hinter sich gelassen, viele leben im erheblich glanzvolleren Düsseldorf mit der exklusiven Königsstrasse. «Es ist nicht die Kö, das stimmt, aber die brauche ich auch nicht», sagt Heidel zu seinen Eindrücken aus Gelsenkirchens Innenstadt.

Das echte Interesse kommt an, im Trainingslager feierten einige Fans den Manager bereits mit Sprechchören. Diese voreilige Wertschätzung ist erstaunlich, denn Schalke ist ein Club mit einem besonders traditionsbewussten Publikum, in dem viele Leute noch an alte Werte glauben: an das Ideal des selbst ausgebildeten Spielers, der so sehr an seinem Club hängt, dass er den millionenschweren Verlockungen der internationalen Fussballwelt widersteht, um sich Schalke hinzugeben. Dass Heidel Leroy Sané für rund 50 Millionen Euro an Manchester City verkauft hat, könnte man ihm auch übel nehmen, aber offensichtlich glauben die Menschen, dass der Fachmann weiss, was er tut.

Die Hoffnungen ruhen auf dem Trainer – und auf Embolo

Mit Markus Weinzierl hat Heidel einen neuen Trainer gefunden, dem zugetraut werden kann, endlich ein klar erkennbares Spielkonzept zu entwickeln. «Wir brauchen Spieler, für die es ganz normal ist, nach einem Ballverlust nicht abzuschalten, sondern sofort ins Gegenpressing zu gehen, wir wollen eine eklige Mannschaft sein, die dem Gegner auch mal weh tut», sagt der Fussball-Lehrer und nennt Embolo explizit als Spieler, der die entsprechenden Fähigkeiten mitbringt.

In den Testspielen ist Embolo zwar noch nicht viel Denkwürdiges gelungen, aber zumindest gegen unterklassige Gegner hat er schon Tore geschossen. Noch staunt er aber über die Wucht, die er an diesem fiebernden Fussballstandort zu spüren bekommt. «Schalke ist als Verein noch grösser als ich erwartet habe. Bei meinem ersten Training waren Hunderte von Fans da», sagt er.

In diesem völlig neuen Umfeld sei es klar, «dass es noch nicht so weit ist, dass er den Gegner an die Wand spielt», findet Trainer Weinzierl, «aber wir alle wissen aber, dass wir uns auf einen tollen Fussballer freuen dürfen.»



The Bundesliga soccer team of FC Schalke 04 poses for the official team photo for the new season at the Veltins-Arena in Gelsenkirchen, Germany, Wednesday, July 20, 2016. Up from left: Thomas Kuehn, Holger Remmers, Tim Hielscher, Sead Kolasinac, Klaas-Jan Huntelaar, Eric Maxim Choupo-Moting, Leon Goretzka, Naldo, Thomas Morus Scholl, Markus Zetlmeisl, Tobias Hellwig. Second row from left: Jan-Pieter Martens, Lars Laser, Andreas Falarzik, Breel Embolo, Alessandro Schoepf, Franco Di Santo,Thilo Kehrer, Matija Nastasic, Holger Blumenstein, Enrico Heil. Third row from left: Ruwen Faller, Thomas Barth, Simon Henzler, Joshua Bitter, Johannes Geis, Dennis Aogo, Bernard Tekpetey, Kaan Ayhan, Tobias Zellner , Wolfgang Beller, Markus Weinzierl, Down from left: Donis Avdijaj, Max Meyer , Junior Caicara, Alexander Nuebel, Fabian Giefer, Ralf Faehrmann, Timon Wellenreuther, Atsuto Uchida, Sascha Riether, Sidney Sam. (AP Photo/Martin Meissner)

Gruppenbild mit Rasen: Auf dem aus der Arena auf Schalke ausfahrbaren Spielfeld präsentiert sich die neue Bundesliga-Mannschaft. (Bild: Keystone/MARTIN MEISSNER)

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