Wie schon in Florenz ist erneut Mohamed Elneny der entscheidende Spieler: Sein Tor zum 2:2 (1:2) gegen die Fiorentina bedeutet, dass der FC Basel sich erstmals vorzeitig für die Sechzehntelfinals im Februar qualifiziert und erstmals Gruppensieger in der Europa League ist, weil sich Belenenses und Posen 0:0 trennen. Vor 22’550 Zuschauern im Joggeli verkürzt Marek Suchy nach einer Doublette von Federico Bernardeschi, und Facundo Roncaglia sieht Rot nach einem wüsten Ellbogenschlag gegen Breel Embolo.
Ein Ägypter im siebten Himmel: Wie schon in Florenz erzielt Mohamed Elneny erneut einen wunderbaren Treffer.
(Bild: Keystone/GEORGIOS KEFALAS)Der Mann der ersten Halbzeit: Federico Bernardeschi überwindet FcB-Ersatzgoalie Germano Vailati zwei Mal.
(Bild: Keystone/WALTER BIERI)Der Aufreger der ersten Halbzeit: Breel Embolo wird mit einem Ellbogencheck niedergestreckt, Facundo Roncaglia sieht dafür Rot.
(Bild: Daniela Frutiger/freshfocus)Klares Urteil: Der slowakische Schiedsrichter Ivan Kruzliak stellt Facundo Roncaglia vom Platz.
(Bild: Keystone/GEORGIOS KEFALAS)Marek Suchy (Nummer 17) trifft zum 1:2 – die Fiorentina reklamiert – zu Recht – ein vorangegangenes Abseits von Breel Embolo (nicht im Bild).
(Bild: Keystone/WALTER BIERI)Die beiden besten Spieler auf dem Platz: Mohamed Elneny (links) im FCB-Trikot und Borja Valero.
(Bild: Keystone/WALTER BIERI)Sie sehen richtig: Breel Embolo (hier gegen Marcos Alonso) hat eine neue Frisur.
(Bild: Keystone/GEORGIOS KEFALAS)Die Hände im Gesicht des Gegners: Nikola Kalinic, eigentlich ein guter Stümer, bei seiner Lieblingsnebenbeschäftigung, hier gegen Marek Suchy.
(Bild: Keystone/WALTER BIERI)Die Elneny-Show: Der Ägypter hebt nach seinem Ausgleichstor ab...
(Bild: Keystone/GEORGIOS KEFALAS)...dankt in die entsprechende Richtung...
(Bild: Daniela Frutiger/freshfocus)Wenn Europapokal ist, dann schlägt Mohamed Elnenys Stunde. Dann gehört der Ägypter konstant zu den Besten beim FC Basel, und gegen die Fiorentina avancierte er zum herausragenden Spieler. Schon in Florenz hatte ihm der Titel des «Mann des Spiels» gebührt nach seinem fulminanten Weitschusstor zum 2:1-Auswärtssieg. Und nun hat er im Heimspiel mit einem Halbvolley aus 16 Metern erneut getroffen.
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Diesmal zum 2:2-Ausgleich in der 74. Minute, in einem Spiel, das ein schonungsloser Abnützungskampf war. In dem der FCB mit einer beherzten Vorwärtsstrategie begann, sehr schnell jedoch das Diktat den Italienern überlassen musste. Glück hatte der FCB, dass es für Elnenys Handspiel keinen Penalty gab. Aber nach zwei individuellen Schnitzern lag er dennoch 0:2 im Hintertreffen. Erst verlor Jean-Paul Boëtius den Ball, dann patzte Germano Vailati, der für den mit Adduktorenbeschwerden ausgefallenen Tomas Vaclik im Tor stand.
Zweimal wurde der FCB in der Vorwärtsbewegung erwischt, zweimal erfolgreich war Federico Bernardeschi, der unter Paulo Sousa in Florenz aufblüht, und zweimal hatte Borja Valero, der Lenker und Denker der Fiorentina, seinen Fuss im Spiel.
Weil aus dem Spiel heraus wenig gelingt, helfen zwei Standards
Der FCB konnte nicht kaschieren, dass es ihm gegen Ende dieser Halbserie schwer fällt, Chancen zu kreieren. Aber die Mannschaft holte physisch die letzten Körner heraus und liess sich auch nicht entmutigen, als sie in Überzahl den zweiten Gegentreffer kassierte. Facundo Roncaglia hatte in der 26. Minute Rot gesehen, ein nicht zu diskutierendes Urteil nach einem wüsten Ellbogenschlag ins Gesicht von Breel Embolo.
Die Szene, die einiges veränderte: Breel Embolo (links) wird brutal im Gesicht getroffen, Facundo Roncaglia (rechts) sieht dafür die rote Karte. (Bild: Daniela Frutiger/freshfocus)
Damit spielte der FCB zum dritten Mal in dieser Kampagne mit einem Mann mehr – und wie schon bei den Auswärtssiegen in Posen und in Florenz konnte er Nutzen daraus ziehen. Die Fiorentina zog sich teilweise weit zurück und verteidigte den Vorsprung italienisch; sprich: sehr gut organisiert und knallhart in den Zweikämpfen. Diese Rechnung schien lange Zeit aufzugehen.
Weil aus dem Spiel heraus wenig Konkretes resultierte, musste der FCB auf ein anderes Stilmittel zurückgreifen: zwei stehende Bälle. Erst flankte Luca Zuffi nach einem kurz ausgeführten Corner, Embolos Kopfball – in Abseitsposition – wurde von Luigi Sepe pariert, und Marek Suchy stocherte den Ball über die Linie.
Nach dem wilden ersten Durchgang passierte nach dem Seitenwechsel lange wenig. Einmal abgesehen von einer schauspielreifen Einlage von Gonzalo Rodriguez, einer von drei Spielern, die sich in den fünf Gruppenspielen der Fiorentina einen Platzverweis eingehandelt haben. Nach einem Luftduell mit Marc Janko wälzte sich der Verteidiger wie ein weidwundes Tier. Gleich darauf ging’s dann weiter, als ob nichts gewesen wäre.
Fischer: «Mannschaft hat grosse Moral gezeigt»
Mit seinen spielerischen Mitteln prallte der FCB am Serie-A-Spitzenteam ab. Zu ungenau kombinierte der Schweizer Meister und oft blieb nur das lange Zuspiel, das zu nichts führte, weil Janko und Embolo vorne keinen Ball halten konnten, weil die Italiener gedanklich und physisch einen Schritt schneller waren.
Der Anschlusstreffer: Marek Suchy (links, daneben Michael Lang) stocjert den Ball zum 1:2 über die Linie. (Bild: Keystone/GEORGIOS KEFALAS)
Die Bemühungen des FCB nahmen schon verzweifelte Züge an wie bei einem Fernschuss des für den enttäuschenden Boëtius eingewechselten Davide Calla in der 68. Minute. Dann erarbeitete sich der FCB, der inzwischen in Überzahl das Ballbesitzverhältnis gekehrt hatte, seinen fünften Eckball. Zuffis Hereingabe wurde zu kurz abgewehrt, Elneny nahm den Ball an und noch aus der Luft zog er ab und traf aus 16 Metern in die untere rechte Ecke.
«Die Mannschaft hat grosse Moral gezeigt und hat sich nicht aus der Ruhe bringen lassen», sagt FCB-Trainer Urs Fischer, er merkt aber auch an: «Unter Druck haben wir zu viele Fehler gemacht.» Mohamed Elneny windet er ein kleines Kränzchen: «Er kann das Spiel lesen, hat in der Defensive unheimlich viel gemacht und ist bereit, dafür lange Wege zu gehen. Dass er jetzt auch noch torgefährlich ist, freut mich sehr. Aber die ganze Mannschaft hat für ihre Reaktion ein Lob verdient.»
Die Basler Gruppe I in der Europa League:
FCB gewinnt erstmals eine Gruppe
In Gefahr, das Remis noch aus den Händen zu geben, das Resultat, dass in jedem Fall das Überwintern gesichert hätte, geriet der FCB nicht mehr. Seltsam verhalten, fast unterkühlt war dann die Reaktion nach Spielende im Joggeli. Die 22’550 schafften bei Temperaturen am Gefrierpunkt noch einen Schlussapplaus, das war es dann aber schon an Jubel in einer Europacupnacht, die in Erinnerung bleiben wird.
Nicht wegen eines Kampfes mit Haken und Ösen. Dafür mit der vorzeitigen Qualifikation für die nächste Runde und dem Gruppensieg in der Europa League. Beides ist dem FCB bisher noch nie gelungen in 13 Gruppenphasen seit 2002 in Champions League, Uefa Cup und nun in der Europa League.
Wie sich Michael Lang, Marc Janko und Behrang Safari zum Spiel äussern:
Die Sechzehntelfinals (und dazu auch gleich die Achtelfinals) werden am Montag, 14. Dezember, ausgelost. Der FC Basel wird als einer der zwölf Gruppensieger der Europa League gesetzt sein, zusammen mit den vier besten Gruppendritten aus der Champions League. Treffen wird er auf einen der zwölf Gruppenzweiten oder einen der restlichen vier Gruppendritten aus der Champions League. Ausgeschlossen ist ein erneutes Aufeinandertreffen zweier Gruppengegner, genauso wie rein nationale Begegnungen. Von den Achtelfinals an gibt es keine Einschränkungen mehr.
» Alle Europa-League-Gruppen im Überblick
» Alle Champions-League-Gruppen im Überblick
Vor dem Spiel:
Es ist so eine Sache mit dieser Rechnerei. Die Uefa kommuniziert, dass der FC Basel mit einem Sieg heute gegen Florenz sicher in den Sechzehntelfinals der Europa League steht.
Wir haben nachgerechnet und kommen zu folgendem Schluss:
- Mit einem Sieg gegen Florenz steht der FCB vorzeitig als Gruppensieger fest.
- Mit einem Unentschieden gegen Florenz ist der FCB vorzeitig für die Sechzehntelfinals qualifiziert und wird mit grösster Wahrscheinlichkeit auch Gruppensieger.
Unser Partner rotblauapp.ch hat die Rechnerei festgehalten: » Wie der FC Basel Gruppensieger wird
Das Aufwärmprogramm:
Die Rückkehr eines Durchläufers: Der FC Basel war für Paulo Sousa nie eine Station, an der er längerfristig bleiben wollte. Nach nur einem Jahr war er, freilich mit einem Meistertitel in der Tasche, wieder weg. » Er ist zurück – und es ist wie damals
Der Nebenschauplatz beim Meister: In wenigen Stunden geht es gegen den Dritten der Serie A um Punkte in der Europa League. Dass trotzdem über die Verletzten beim FC Basel gesprochen wird, gefällt Trainer Urs Fischer nicht. » Urs Fischer erklärt sich wider Willen