Das feurige Ende einer ewigen Saison

Zum vierten Mal hintereinander steht der FC Basel zum Ende der Saison auf dem Balkon des Stadtcasinos und lässt sich feiern. In der Hauptrolle in diesem Jahr: Captain Marco Streller.

Unten das Feuer, oben die Spieler. Die Meisterfeier auf dem Barfüsserplatz. (Bild: Stefan Bohrer)

Zum vierten Mal hintereinander steht der FC Basel zum Ende der Saison auf dem Balkon des Stadtcasinos und lässt sich feiern. In der Hauptrolle in diesem Jahr: Captain Marco Streller.

Weit nach Mitternacht, als sich die geladenen Gäste langsam aus dem Papa Joe’s verabschiedeten und der Barfüsserplatz nicht mehr ganz so vollgestopft war, sass Marco Streller auf einer Treppe in den weitläufigen Katakomben des Stadtcasinos und rauchte eine Zigarette. Er sah müde aus. Und glücklich.

Es war eine lange Saison für Marco Streller, für seine Mitspieler, für die Fans. Seit Mittwoch und dem 1:0-Sieg gegen YB war der FCB Quasi-Meister. Nach dem Abpfiff in Bern hatten die Spieler vor der Gästekurve gefeiert und diese paar Minuten echter Gelöstheit hatten zeigten, wie gross die Schwierigkeiten zum Ende dieser ewigen Saison gewesen sein mussten. «Wir haben uns ins Ziel geschleppt», sagte Streller nun am Samstag, nach dem definitiv letzten Spiel der Saison, nach dem 1:0 über St. Gallen, mit dem die vierte Meisterschaft in Folge auch amtlich war.

Diese glückliche Müdigkeit, sie war auch während der offiziellen Meisterfeier von Samstagnacht zu spüren. Zum ersten Mal seit dem Rücktritt von Benjamin Huggel gab Captain Marco Streller den Zeremonienmeister und die Nervosität in der neuen Rolle war Streller anzusehen. «Beni! Es wäre besser, du wärst jetzt da!», rief er auf den vollgestopften Barfi hinaus, der von Petarden und Feuerwerk (von unten und vom Dach des Stadtcasinos) taghell erleuchtet war.

Überwältigt

Minutenlang war Streller zuvor alleine auf dem Balkon gestanden, das Mikro in der einen, ein weisses Blatt mit der Aufstellung in der anderen Hand, und hatte das Feuerwerk genossen. «So geil, so geil!», rief er leicht heisern und bat danach seine Mitspieler auf den Balkon.

Besondere Aufmerksamkeit erhielten neben den tatsächlich Abwesenden (Massimo Ceccaroni, Beni Huggel und natürlich Alex Frei, der mit seinem FC Luzern an diesem Abend gegen Servette Genf spielte) jene Basler Spieler, die wohl bald nicht mehr in Basel sein werden. Markus Steinhöfer versprach «Party die ganze Nacht» und stimmte danach sein zweites Lieblingslied an.

Aleksandar Dragovic warf einen Haufen Trikots in die Menge und hielt sich vom Mikrofon fern (er weiss warum). Das Mikro in die Hand gedrückt bekam stattdessen Valentin Stocker, und der wusste nichts zu sagen. Immer wieder stimmten die Spieler auf dem Balkon «Vale, blib bi uns» an und setzten Stocker unter einen emotionalen Druck wie es nur eine Sportmannschaft mit zehntausend Fans im Rücken tun kann. «Ich bin ganz überwältigt», flüsterte Stocker ins Mikrofon und gab es wieder weiter.

Der Vater mit dem Sohn

Und das war es denn auch bald. Goalie Yann Sommer versprach, dieses Jahr etwas weniger zu trinken (anscheinend gab es da einmal einen Zwischenfall), die Fans forderten Streller auf, doch noch etwas mehr zu trinken und Kay Voser gab den echten Zürcher. Im Hintergrund hatten sich da die meisten Spieler, jene mit Fahnen und jene ohne, bereits wieder verabschiedet. Trainer Murat Yakin liess sich mit dem Pokal fotografieren, Medienchef Josef Zindel schien den letzten Auftritt einigermassen zu geniessen und trat auch wieder ins Innere. Noch ein letztes Lied,

und noch ein allerletztes Lied (das hatte Streller vor einem Jahr versprochen).

Dann stand Marco Streller wieder alleine auf dem Balkon, müde, zufrieden, glücklich. «Ihr seid der Wahnsinn», sagte er und verschwand ins Innere des Stadtcasinos. Als Meister.

Wem heute, am Morgen danach, der Schädel brummt: Wir haben sieben Katerkiller zusammengetragen.

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