Der Anspruch von Paris ist auch der von Unai Emery

Der Spielstil von Paris St-Germain unter seinem neuen Trainer sorgt für anhaltenden Gesprächsstoff in der französischen Hauptstadt. Unai Emery hält das für das Normalste an seinem Job. In Basel will er jetzt erst einmal die Achtelfinalqualifikation sichern, und dafür, sagt er, müsse seine Mannschaft im Vergleich zum ersten Spiel noch etwas oben draufpacken.

Football Soccer - Ludogorets v Paris Saint-Germain - UEFA Champions League group stage - Group A - Vassil Levski stadium, Sofia, Bulgaria - 28/09/16 - Paris Saint-Germain's coach Unai Emery during the match. REUTERS/Stoyan Nenov

(Bild: Reuters/STOYAN NENOV)

Der Spielstil von Paris St-Germain unter seinem neuen Trainer sorgt für anhaltenden Gesprächsstoff in der französischen Hauptstadt. Unai Emery hält das für das Normalste an seinem Job. In Basel will er jetzt erst einmal die Achtelfinalqualifikation sichern, und dafür, sagt er, müsse seine Mannschaft im Vergleich zum ersten Spiel noch etwas oben draufpacken.

Keine sechs Monate ist es her, seit Unai Emery im St.-Jakob-Park ein Stück Europacup-Geschichte geschrieben hat. Mit dem Sevilla FC gelang ihm beim 3:1-Finalsieg gegen Liverpool der dritte Triumph hintereinander in der Europa League. 

Mit Basel verbindet den Basken also ein besonders emotionaler Moment. Und so weit ist er noch lange nicht mit seinem neuen Club, den Emery nach 1996 (Pokal der Cupsieger) wieder zu europäischen Gipfeln führen soll. Aber einen Zwischenschritt kann er an jenem Ort schon machen, wo er am 18. Mai einen Siegerpokal in die Höhe stemmte. Drei Punkte beim FC Basel sichern dem PSG die Achtelfinalteilnahme in der Champions League, die dem französischen Serienmeister bei genauerer Betrachtung aber wohl so oder so kaum mehr zu nehmen sein wird.

Football Soccer - Liverpool v Sevilla - UEFA Europa League Final - St. Jakob-Park, Basel, Switzerland - 18/5/16 Sevilla coach Unai Emery and President Jose Castro Carmona celebrate after the game Reuters / Marcelo del Pozo Livepic EDITORIAL USE ONLY.

18. Mai 2016: Unai Emery (links) mit Sevillas Clubpräsident José Castro Carmona beim Europa-League-Triumph im Joggeli. (Bild: Reuters/Marcelo del Pozo)

Erinnerungen hat Emery nicht nur an das jüngste Endspiel in Basel oder an das 0:0 an selber Stelle gegen den FCB, mit dem Sevilla im März den Grundstein legte für die Viertelfinals und den späteren Triumph im Wettbewerb. Noch frischer ist das Spiel vor 14 Tagen im Prinzenpark gegen den FCB, und das hat immerhin ein bisschen Eindruck hinterlassen bei den Hauptstädtern.

«Wir haben zwar 3:0 gewonnen», sagte Emery am Montagabend im St.-Jakob-Park, «aber ich denke, wir müssen hier noch etwas draufpacken.» Klingt für Basler Ohren wie eine kleine Drohung, und Innenverteidiger Marquinhos pflichtet seinem Trainer bei: «Nicht viele Mannschaften treten im Parc des Princes so auf, wie es der FC Basel getan hat.»

Noch eine Offensivoption mehr

Bei allem Respekt geht der PSG jedoch als haushoher Favorit in diese vierte Gruppenpartie. Wenig bis nichts deutet darauf hin, dass der französische vom Schweizer Serienmeister in Verlegenheit gebracht werden könnte. Zu stark erscheint das Kader, zu dominant waren die Pariser im ersten Aufeinandertreffen gewesen – die drei Pfosten- und Lattenschüsse der Basler hin oder her.

Javier Pastore, Paris St-Germain

Meldet sich zurück zur Arbeit bei PSG: Der Argentinier Javier Pastore.

Für den Match im Joggeli eröffnen sich Emery sogar neue Optionen. Zwar fällt Aussenverteidiger Serge Aurier aus, doch in Thomas Meunier oder Maxwell hat der Trainer valable Alternativen. Und in der Offensive kommt einer hinzu, der fünf Wochen verletzt gefehlt hat: Javier Pastore.

Den argentinischen Spielmacher bezeichnet Emery als den Mann, der die entscheidenden Pässe beherrscht. Ob er den 27-jährigen Nationalspieler allerdings von Beginn an bringen wird, scheint eher zweifelhaft. Dafür müsste Emery Marco Verratti oder Blaise Matuidi opfern.

Es sei denn, der Trainer führt etwas ganz anderes im Schilde und schiebt einen der beiden zurück in die Sechserposition, wo am vergangenen Wochenende beim 1:0 in Lille das italienisch-brasilianische Schlachtross Thiago Motta seinen Dienst verrichtete.

Bei diesen Gedankenspielen ist noch gar nicht von Adrien Rabiot die Rede, dem U21-Nationalspieler, der im ersten Spiel gegen den FCB quasi den Dosenöffner spielte und die PSG-Führung einleitete. In Paris fliegen Rabiot gerade die Herzen entgegen und es scheint naheliegend, dass Emery in der Offensive alles bei der Startbesetzung belässt, die auch gegen Basel begann. Mit dem Trio Lucas, Angel Di Maria sowie Edinson Cavani, der Fleisch gewordenen Tormaschine.

Kritik findet Emery völlig normal

Wie auch immer: Emery, der aus einer Familie berühmter baskischer Torhüter stammt, machte am Montagabend, drei Tage vor seinem 45. Geburtstag, einen ebenso tiefenentspannten wie hochkonzentrierten Eindruck. Die Hütchen für die Abgrenzungen der Übungen justierte er vor dem Abschlusstraining im Joggeli wie so oft höchstpersönlich und blätterte dann eifrig durch die Papiere auf seinem Klemmbrett.



epa05611828 Paris Saint-Germain players attend their team's training session in the St. Jakob-Park stadium in Basel, Switzerland, 31 October 2016. Paris Saint-Germain will face FC Basel 1893 in the UEFA Champions League group A soccer match on 01 November 2016. EPA/GEORGIOS KEFALAS

Ringelpiez mit Anfassen: Die PSG-Spieler am Vorabend der Champions League beim FC Basel bei einer koordinationsfördernden Aufwärmübung unter Aufsicht von Unai Emery. (Bild: Keystone/GEORGIOS KEFALAS)

Dass man in Paris und dem Rest von Fussball-Frankreich noch nicht in restlose Begeisterung ob des neuen PSG ausgebrochen ist, scheint Emery nicht zu bekümmern. Im Gegenteil: Kritik findet Emery «völlig normal» und mit der Frage, ob die Medien nicht zu streng mit ihm und seinem auf Ballkontrolle ausgelegten Spielstil umgingen, tritt man dem Spanier nicht zu nahe.

«Kollektivstärke ist das Allerwichtigste»

«Ich weiss, wo ich hier bin. PSG ist etwas Grosses, und die Fans wollen grossartigen Fussball sehen. Das ist nicht streng, sondern der Anspruch», sagt Emery, «ich habe das schon in Sevilla so erlebt, und auch in Paris ist das der Anspruch, den ich und die Spieler an uns selbst haben: gute Spiele zu zeigen. Deshalb arbeiten wir hart daran, um uns als Kollektiv zu verbessern, denn ich bin überzeugt davon, dass die Kollektivstärke das Allerwichtigste ist.»

Sechs Längen liegt PSG in der Ligue 1 hinter dem Überraschungsteam aus Nizza, und seit der zweiten Saisonniederlage in Toulouse haben die Hauptstädter fünf Siege und ein Unentschieden (0:0 gegen Marseille) aneinander gereiht. Wird die Achtelfinalqualifikation in Basel geschafft, geht es bei Arsenal noch um den für die Auslosung der K.o-Runde als nicht unwesentlich erachteten Gruppensieg. Danach hat Emery erst einmal bis Februar Zeit, die Liga zu rocken.

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