Der FCB verteidigt in extremis ein 2:2 im Sittener Tourbillon

Eine spektakuläre Rettungsaktion auf der Torlinie von Raoul Petretta in der 94. Minute sichert dem FC Basel das 2:2 (1:1)-Unentschieden beim abstiegsbedrohten FC Sion. Ricky van Wolfswinkel erzielt die beiden Basler Tore im Tourbillon. Der FCB bleibt damit im achten Spiel hintereinander ungeschlagen, verliert den Schweizer Meistertitel aber nächsten Samstag definitiv, wenn YB (4:1 gegen Lausanne) mit einem Heimsieg gegen Luzern alles klar macht. 

Ricky van Wolfswinkel (links, daneben Mohamed Elyounoussi) schnürt in Sion einen Doppelpack.

28:7 betrug am Ende das Torschussverhältnis zugunsten des FC Sion, und der 28. und letzte Abschluss hatte die Qualität, um die Partie zu entscheiden. Doch Pajtim Kasami sah seinen Schuss in der vierten Minute der Nachspielzeit auf der Torlinie spektakulär von Raoul Petretta blockiert.

Gemessen an den Spielanteilen wäre ein Erfolg für die abstiegsbedrohten Sittener durchaus in Ordnung gegangen. Kasami hatte jedoch Glück, dass er in der 94. Minute überhaupt noch auf dem Platz stand, weil er sich in der 78. Minute ein Foul an Mohamed Elyounoussi geleistet hatte, das durchaus die zweite gelbe Karte hätte nach sich ziehen können.

Dieser Elyounoussi war in der 23. Minute der Schütze eines astreinen Tores gewesen, dem das Schiedsrichtergespann jedoch die Anerkennung verweigerte, weil der Linienrichter eine Abseitsposition des Norwegers angezeigt hatte. Eine groteske Fehlentscheidung.

Zu diesem Zeitpunkt war Basel bereits in Führung gelegen. Der in die Startformation zurückgekehrte Ricky van Wolfswinkel hatte den ersten zügig und direkt vorgetragenen Angriff des FCB über Michael Lang und Samuele Campo zum 0:1 veredelt.

In einem sehr abwechslungsreichen und spektakulären Super-League-Spiel vor 12’800 Zuschauern bot sich Luca Zuffi in der 38. Minute nach einem weiteren überzeugend vorgetragenen Angriff über Lang und Wolfswinkel die grosse Chance zum 0:2, doch der Schuss mit seinem schwächeren rechten Fuss verfehlte das Ziel.

Lang verursachte dann drei Minuten später mit einem ungestümen Einsteigen gegen Matheus Cunha einen Foulpenalty, den Carlitos sicher verwandelte. Keine zwei Minuten nach Wiederbeginn geriet der FCB in Rückstand. Marek Suchy fälschte eine scharfe Hereingabe von Bastien Toma aufs eigene Tor ab und Cunha lenkte den Ball mit Rippe und Ellbogen über die Linie. Ein diskussionswürdiges Tor, wie die Fernsehbilder nahelegen.

Die Hauptdarsteller der Schlussszene: Raoul Petretta und Pajtim Kasami (rechts).

Einwandfrei war die Reaktion der Basler: Ein exaktes, tiefes Zuspiel von Zuffi drückte van Wolfswinkel zum Ausgleich über die Linie. Dem Niederländer dürfte dieser Doppelpack (der zweite im FCB-Trikot nach dem 10. August) nach schwierigen Wochen auf der Eratzbank guttun.

Nächsten Samstag kann der FCB seinen Meistertitel los sein 

Nach dem Seitenwechsel und vor allem nach dem verletzungsbedingten Ausscheiden von Léo Lacroix mitsamt einer grösseren Rochade, zu der FCB-Trainer Raphael Wicky gezwungen war (siehe unten), geriet der Noch-Meister mächtig unter Druck. Eine gute Konterchance bot sich noch Elyounoussi, der in der 72. Minute in aussichtsreicher Position jedoch vertändelte.

Am Ende konnte der FCB von Glück sagen, dass er seine Serie auf acht Spiele ohne Niederlage (fünf Siege, drei Remis) ausbauen konnte und damit gegen Sion seit sage und schreibe sieben Jahren in 28 Punktspielen nicht mehr verloren hat. 

Weil die Young Boys ihre Pflichtaufgabe gegen Lausanne mit 4:1 erledigten und den Vorsprung auf Basel wieder auf 13 Punkte ausbauen, kann YB am kommenden Samstag mit einem Sieg gegen Luzern den grossen Tirumph vor eigenem Publikum feiern. Der FCB kann dann am Tag darauf gegen Thun nur noch den zweiten Platz rechnerisch sichern.

Die Trainermonologe: «Es hätte ein Riesenfest geben können im Tourbillon»

Raphael Wicky, Trainer FC Basel: «Wir können zufrieden sein mit diesem Punkt. In der Startphase haben wir guten Fussball gespielt, aber mit zunehmender Dauer hatte Sion mehr Chancen. Sie waren bissiger und hätten es am Schluss vielleicht auch verdient, die Tore zu machen. Uns wurde ein klares Tor aberkannt, aber ich will gar nicht gross darauf eingehen. Das sind Fehler bei Abseitsentscheidungen, die einfach passieren.»

Maurizio Jacobacci, Trainer FC Sion: «Es war schwer für uns nach dem Basler Tor in der elften Minute. Aber mein Team hat Charakter gezeigt und wir hatten viele Szenen vor dem Tor. Es ist klar, dass wir auch Glück hatten, dass der Schiedsrichter das Basler Tor nicht gab. Am Ende steht eine verrückte zweite Halbzeit, in der wir in der Nachspielzeit noch hätten ein Tor machen können. Wenn wir diesen Treffer erzielt hätten, wäre ein grosses Fest gestiegen im Tourbillon.»

Die Aufstellung: van Wolfswinkel darf mal wieder beginnen

Nachdem Raphael Wicky für das letzte Spiel keinen einzigen Wechsel vorgenommen hatte, entschied sich der Basler Trainer für die Partie in Sion für vier personelle Veränderungen. Die Prominenteste: Ricky van Wolfswinkel stand zum ersten Mal seit sieben Spielen wieder in der Startaufstellung.

Die anderen Veränderungen betrafen die Abwehr, in der Léo Lacroix an alter Wirkungsstätte antritt und Raoul Petretta anstelle von Blas Riveros auf der linken Seite zum Zug kam, sowie das Mittelfeld, wo Luca Zuffi nach einem krankheitsbedingten Ausfall ins Team zurückkehrte. Er bildete dort ein Duo mit Fabian Frei, der zuletzt als Innenverteidiger gebraucht worden war.

Mit dem verletzungsbedingten Ausfall von Lacroix in der 65. Minute war Wicky zu einer grösseren Rochade gezwungen. Frei rückte wieder in die Innenverteidigung zurück, der eingewechselte Blas Riveros auf die linke Verteidigungsposition und Raoul Petretta von dort ins Zentrum. Mit der gleichzeitigen Hereinnahme von Stürmer Albian Ajeti für Kevin Bua stellte der Trainer auf ein 4-4-2 um. 

FC Basel (4-2-1-3): Vaclik – Lang, Suchy, Lacroix (65. Riveros), Petretta – Frei, Zuffi – Campo – Elyounoussi, van Wolfswinkel (88. Oberlin), Bua (65. Ajeti).
Bank: Salvi (Tor), Kaiser, Riveros, Manzambi, Okafor, Oberlin, Ajeti

FC Sion (4-1-4-1): Fickentscher – Maceires, Bamert, Neitzke, Lenjani – Kouassi – Kasami, Toma (76. Adryan), Grgic (88. Mveng), Carlitos (46. Schneuwly) – Cunha.
Bank: Hofer (Tor), Dimarco, Mveng, Schneuwly, Angha, Adryan.

Das Aufwärmprogramm

https://tageswoche.ch/sport/der-fcb-spielt-in-sion-zu-reden-gibt-aber-der-trainer-wechsel-in-lausanne/
https://tageswoche.ch/sport/matias-delgado-denkt-ueber-seinen-abschied-nach/

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