Der FCB sucht den Tritt im Morast von Münsingen

Ein haushoher Favorit auf Formsuche, ein Trainer-Urgestein und ein Schlachtross auf Seiten des unterklassigen Gegners – das sind die Zutaten zum Cup-Viertelfinal FC Münsingen gegen den FC Basel. Vom Wetter und vom tiefen Rasen ganz zu schweigen.

30.10.2014; Muensingen; Fussball Schweizer Cup 1/8 Final - FC Muensingen - FC Will: Jubel bei Muensingen nach dem 3:0(Christian Pfander/freshfocus) (Bild: Christian Pfander/freshfocus)

Ein haushoher Favorit auf Formsuche, ein Trainer-Urgestein und ein Schlachtross auf Seiten des unterklassigen Gegners – das sind die Zutaten zum Cup-Viertelfinal FC Münsingen gegen den FC Basel. Vom Wetter und vom tiefen Rasen ganz zu schweigen.

Seit über 30 Jahren ist Kurt Feuz Trainer des FC Münsingen. Mit einer winzigen Unterbrechung, als es der ehemalige Nationalliga-A-Spieler des FC St. Gallen und der Young Boys mal beim FC Biel versuchte. Diese lange Zeit bei einem Club, durch Dick und Dünn, das nötigt Paulo Sousa Respekt ab. Der Portugiese war als Spieler und ist als Trainer ja eher ein Wandervogel. «Kompliment», sagt Sousa und richtet dies sowohl an Club wie an den Kollegen.

Heute Abend kreuzen sich Sousas und Feuz‘ Weg auf dem Sportplatz Sandreutenen. Wenn denn das Wetter hält und gespielt werden kann in Münsingen, wo delikate Platzverhältnisse erwartet werden. «Er weiss, was er zu tun hat», sagt Sousa in Richtung Feuz und stellt sich darauf ein, einem um jeden Meter und Ruhm und Ehre kämpfenden Viertligisten zu begegnen.

Wieder sucht der FCB im Cup den Tritt

Paulo Sousa steckt mit seinem Team in einer nicht ganz unähnlichen Phase wie vor der letzten Verpflichtung im Cup. Im Rückblick wird das unter dem Strich souverän herausgespielte 3:1 im Achtelfinal in Wohlen als Wendepunkt im Herbst begriffen. Danach fand Sousa seine Stammformation und diese ihren Tritt. Und nun, nach der Winterpause, ist der FCB spielerisch wieder ins Stocken geraten.



Muensingens Trainer Kurt Feuz rauft sich die Haare in dem Sechzehntelfinale des Schweizer Cup zwischen dem FC Muensingen (1. Liga Classic) und dem FC Basel (SuperLeague), am Samstag, 14. September 2013, auf dem Sportplatz Sandreutenen in Muensingen. (KEYSTONE/Peter Schneider)

Rauft sich seit über 30 Jahren in Münsingen seine Trainerhaare: Kurt Feuz, hier beim letzten Cup-Match gegen Basel im September 2013. (Bild: Keystone/PETER SCHNEIDER)

In Wohlen kam auch Personal zum Handkuss, dass weniger Einsatzminuten vorzuweisen hatte, und davon kann man auch in diesem Viertelfinal ausgehen. Philipp Degen, Walter Samuel, Adama Traoré, Arlind Ajeti, Davide Calla, Yoichiro Kakitani sowie Ahmed Hamoudi sind Kandidaten und vielleicht zaubert Sousa einen Jungen wie Robin Huser aus dem Hut.

Halbfinal-Auslosung heute bei SRF

Die Halbfinals (8. April) werden heute, Mittwoch, im Anschluss an die Liveübertragung von FCZ-GC sowie den Zusammenfassungen der restlichen Spiele (Buochs–St. Gallen, Sion–Aarau) im Schweizer Fernsehen SRF ausgelost.

Dass Taulant Xhaka, Mohamed Elneny und Breel Embolo bei der nächsten gelben Karte für ein allfälliges Halbfinale gesperrt wären, wird bei Sousas Überlegungen wahrscheinlich keine Rolle spielen. Eher, wem er eine Pause gönnt, und wer in welchem Rhythmus dem nächsten Höhepunkt kommende Woche in Porto entgegensteuern soll. Mit dem Heimspiel dazwischen am Samstag gegen Thun.

Silvan Aegerter – der Coup der Münsinger

Im Berner Oberland wird den FCB eine schöne Kulisse erwarten. Anfang der Woche waren über 3000 Tickets weg. Vor eineinhalb Jahren waren es 4100 Zuschauer, die das knappe 1:0 des haushohen, aber sehr minimalistisch auftretenden Favoriten erlebten. Matias Delgado war damals mit einem lässig verwandelten Penalty der Siegtorschütze.

Viel verändert hat sich seither bei den Münsingern nicht. Acht Spieler, die beim letzten, schon über drei Monate zurückliegenden Pflichtspiel zum Einsatz kamen, spielten auch schon im September 2013 gegen den FCB.

Zwei mehr oder weniger prominente Ausnahmen gibt es jedoch: David Frey, der Bruder des zu Lille gewechselten Nationalspielers Michael Frey, spielt nun bei den Aaretalern, und im Januar 2014 gelang ein echter Transfer-Coup. Vom FC Lugano wurde Silvan Aegerter geholt. Den bald 35-jährigen darf man mit seinen über 300 Super- und Challenge-League-Spielen für den FCZ und Thun als Schlachtross bezeichnen, und er hat in seiner sportlichen Vita auch ein Jahr (2000/01) beim FC Basel vorzuweisen.

Das 3:2 des FC Münsingen im Achtelfinal gegen Wil und das freche Weitschusstor von Silvan Aegerter:

In der Meisterschaft der viertklassigen 1. Liga sind die Münsinger nach der ersten Saisonhälfte im Niemandsland des Mittelfeldes angesiedelt, im Schweizer Cup haben sie aber drei Siege aneinandergereiht: ein 1:0 beim gleichklassigen FC Stade-Lausanne-Ouchy, ein 1:0 daheim gegen den klassenhöheren FC Locarno und schliesslich ein 3:2 gegen den FC Wil aus der Challenge League.

Der Viertelfinaleinzug ist das Highlight der Münsinger Fussballgeschichte, und der FC Basel – nach 1996 (1:3 n.V.) und 2013 zum dritten Mal zu Gast – ist einmal mehr das grosse Los.

Die ersten beiden Treffer gegen Wil erzielten die Münsinger mit einer ihrer Spezialitäten – dem ruhenden Ball, jeweils getreten vom Linksfuss Luca Lavorato. Das dritte, entscheidende Tor zum 3:0-Zwischenstand erzielte Aegerter frech aus fast 50 Metern Distanz. «Ab und zu», sagt der Routinier, «probiere ich das mal.»

Gegen einen Amateurverein ist der FCB zuletzt 1958 ausgeschieden

Paulo Sousa hat bei seiner Analyse einen Gegner ausgemacht, der «gut organisiert ist und der weiss, was er will. Sie werden versuchen, auf dem tiefen Boden die Räume zu schliessen, sie werden versuchen, ihren Vorteil aus den Bedingungen zu ziehen.» Bleibt aus Basler Perspektive zu hoffen, dass Sousa seinen Spielern gegen das drei Klassen tiefer spielende Münsingen auch ein paar gute Ratschläge mit auf den morastigen Weg gibt.

Viel vorwerfen lassen kann sich der FCB im Schweizer Cup ja nicht. Er ist – den zwei Finalniederlagen zuletzt zum Trotz – die Cup-Mannschaft schlechthin der zurückliegenden Dekade. Das letzte Mal vorzeitig ausgeschieden ist Basel im März 2011 beim Challenge-Ligisten FC Biel (1:3). Und gegen einen Gegner, der mehr als eine Klasse tiefer spielt, ist der FC Basel zuletzt vor fast einem halben Jahrhundert rausgeflogen: 1958 daheim gegen Moutier.

Übrigens haben sich Kurt Feuz und der FC Münsingen neulich auf eine Verlängerung ihrer eingeübten Zusammenarbeit geeinigt. Bis 2018. Das ist auch eine lange Geschichte, eine, die dem Trainer und dem Verein keiner mehr nehmen kann, egal, wie der Cup-Match gegen den FC Basel endet.

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