Nach wenigen Monaten im Verein übernimmt Geschäftsführer Daniel Schnellmann zusätzlich das Amt des Präsidenten. Die Zukunft des Basler Eishockeys sieht er im regionalen Nachwuchs – und in der Nationalliga B.
An der Generalversammlung des EHC Basel KLH Ende Juni hat der bisherige Präsident Hans-Peter Gerber seinen Rücktritt bekanntgegeben. Zwei weitere Vorstandsmitglieder haben das Gremium ebenfalls verlassen. Der Zeitpunkt sei gekommen, die Führung des Vereins in neue Hände zu legen, lässt sich Gerber zitieren. Die Rolle als Präsident übernimmt der bisherige Geschäftsführer Daniel Schnellmann.
Seit Februar 2016 lag die Leitung des Vereins bereits in nur noch wenigen Händen. Der Vorstand hatte Zweifel an der Geschäftsführung unter Christian Müller geäussert. Dieser amtete als Geschäftsführer und Vize-Präsident und war zudem Verwaltungsrat der Nachwuchs AG. Als er des Amtes des Geschäftsführers enthoben wurde, zog er sich aus dem Verein zurück.
Wenige Monate im Verein, schon an der Spitze
Daniel Schnellmann, seit Ende Juni neuer Präsident des EHC Basel KLH.
Mit Müller traten zwei weitere Vorstandsmitglieder zurück, worauf der Vorstand nach den Statuten nicht mehr handlungsfähig war. Als neuen Geschäftsführer stellte der EHC Daniel Schnellmann vor. Nur fünf Monate später wird der gebürtige Zuger nun zum starken Mann beim EHC. Die Generalversammlung wählte ihn einstimmig zum geschäftsführenden Präsidenten.
«Ich habe das Doppelamt nicht gesucht, aber es ist wohl in unserer Ausgangslage sinnvoll, weil ich aktuell den tiefsten Einblick in die Materie habe», sagt der neue Präsident auf Anfrage. Die Materie meint sowohl das Wissen über das regionale Eishockey, das der ehemalige Präsident des EHC Rheinfelden mitbringt, als auch Kenntnisse über die wirtschaftliche Führung des Vereins.
Es ist wohl kein Zufall, dass ausgerechnet der finanziell angeschlagene EHC Basel auf ein solches Modell setzt. Der neue Präsident und Geschäftsführer sieht sich dennoch nicht als Alleinunterhalter.
«Ich muss mich nicht in alles einmischen, da ich einen kompetenten Vorstand habe. Wenn der Schnellmann mal weg ist, muss es auch klappen.»
Der EHC soll vor allem wirtschaftlich konsolidiert werden. «Wir wollen ein Polster erarbeiten und nicht von der Hand in den Mund leben», sagt Schnellmann und hält fest, dass der Verein unter ihm konsequent nur das ausgeben will, was er einnimmt. Die an der GV vermeldete Verlustsumme von knapp 2000 Franken für EHC Basel und Nachwuchs AG ist für den neuen starken Mann «im Rahmen». Dass der EHC mit der Übernahme der St.-Jakob-Arena durch den Kanton Basel-Stadt von verbesserten Konditionen profitiert, macht ihm Mut für die Zukunft.
Mehr regionale Zusammenarbeit
Bei aller wirtschaftlichen Stabilität will der Verein sportlich einen Schritt nach vorne machen. Das kurzfristige Ziel ist einfach: Besser abschneiden als letzte Saison (9. Platz in der 1. Liga Zentral; 2. Platz in der Qualifikationsrunde; Playoff-Viertelfinals). Mittelfristig wird eine Rückkehr in die Nationalliga B angestrebt.
Ein Argument, das für das Erreichen dieser Ziele spricht, ist für Schnellmannn dieses: «Wir haben einen sehr starken Nachwuchs für eine 1.-Liga-Mannschaft.» Ausserdem sieht er ein vielversprechendes Einzugsgebiet bis Langenthal und Olten, wo zwar Nationalliga B gespielt wird, der Nachwuchs seiner Einschätzung nach aber nicht überzeuge.
«Wir brauchen als Zugpferd mittelfristig wieder Profi- oder Halbprofihockey in Basel.»
Langfristig starker Nachwuchs sei nur möglich, wenn die jungen Spieler ein Ziel vor Augen hätten, das sie erreichen können: «Wir brauchen als Zugpferd mittelfristig wieder Profi- oder Halbprofihockey in Basel.» Ansonsten wandern die guten und motivierten 16-Jährigen in die Nachwuchsmannschaften der Nationalliga-A-Mannschaften ab, wie dies in der Vergangenheit häufig der Fall war.
Von Trainer Peter Salmik hat man sich im Frühjahr nach drei Jahren getrennt, und Reto Waldmeier ist sein Nachfolger. Der nach 821 Nationalliga- und 375 Spielen für den EHC Basel zurückgetretene Olivier Schäublin amtet neu als Sportchef.
Dazu wurden Spieler verpflichtet mit Erfahrung in der zweithöchsten Spielklasse wie der 33-jährige Martin Wüthrich aus Olten oder der 21-jährige Niccolo Mombeli, ein Goalgetter beim Ligakonkurrenten Burgdorf.
Das Grundgerüst aber stellen junge Spieler aus der Region. Dabei hofft Schnellmann auf die Kooperation mit anderen Vereinen. Man sei in Kontakt. Wie die Zusammenarbeit aussehen soll, steht jedoch nicht fest.
Der Schlüssel ist die Identifikation für den Nachwuchs und die Fans
Schnellmann ist überzeugt: Wenn mehr Spieler aus der Region im Fanionteam eingesetzt werden, identifizieren sich die jungen Spieler mehr mit dieser Mannschaft. Und Identifikation sei sowohl für die jungen Spieler als auch für die Fans wichtig.
Eine Identifikationsfigur sitzt seit der jüngsten Generalversammlung mit Schnellmann im Vorstand: Der langjährige Spieler und ehemalige Sharks-Captain Stefan Vögele wurde mit vier weiteren Kandidaten in globo in das Führungsgremium gewählt.
An der Generalversammlung des EHC Basel KLH am 29. Juni 2016 wurden Daniel Schnellmann (Präsident), Mäni Bader, Catherine Göppert, Simon Laager, Daniel Riner und Stefan Vögele in den Vorstand gewählt. Die nach dem Abgang von Christian Müller, Daniel Baur und Tanja Kiefer verbliebenen drei Vorstandsmitglieder um Präsident Hans-Peter Gerber traten zurück.
Für das Vereinsjahr 2015/16 vermeldet der EHC Basel einen Verlust von 117 Franken, die EHC Basel Nachwuchs AG einen Verlust von 1183 Franken. Aufgrund der finanziellen Situation und der «Kostensteigerungen der letzten Jahre» wurden die Mitgliederbeiträge erhöht.
» Protokoll der Generalversammlung
» Die neue Saison in der 1. Liga beginnt für Basel mit einem Heimspiel am 17. September (20.15 Uhr) gegen Argovia Stars