Der Schweizer Krisenmanager legt die Latte an der Ski-WM bewusst tief

Eine Medaille für die Männer, zwei für die Frauen – das entspräche den Erwartungen der Verantwortlichen vor der alpinen Ski-Weltmeisterschaft in den USA. Ein Blick auf Form- und Gemütszustand von Swiss Ski.

Winner Lara Gut of Switzerland is pictured during the price giving ceremony of the women's downhill race of the FIS Alpine Ski World Cup Season in St. Moritz, Switzerland, on Saturday, January 24, 2015. (KEYSTONE/Gian Ehrenzeller) (Bild: GIAN EHRENZELLER)

Eine Medaille für die Männer, zwei für die Frauen – das entspräche den Erwartungen der Verantwortlichen vor der alpinen Ski-Weltmeisterschaft in den USA. Ein Blick auf Form- und Gemütszustand von Swiss Ski.

Ein Sieg in der letzten Abfahrt vor der Weltmeisterschaft: Kann es etwas Besseres geben? Ein Sturz im letzten Super-G vor der Weltmeisterschaft: Kann es etwas Blöderes geben? Als Lara Gut nur 24 Stunden, nachdem sie in der Abfahrt von St. Moritz die Nase vorne gehabt hatte, im Super-G Kopf voran über die Piste Engadina rutschte, um wenig später wie ein Fisch in den Fangnetzen zu zappeln, da musste einem schon wieder Angst und Bange werden. Eine Verletzung des Stars hätte das Swiss Ski Team nach den jüngsten Ausfällen von Dominique Gisin und Marc Gisin in seinen Medaillenambitionen für die Weltmeisterschaft in Vail/Beaver Creek (2. bis 15. Februar) weit zurückgeworfen.

Die Ski-WM 2015 in Vail/Beaver Creek (2. bis 15. Februar)

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Das medizinische Bulletin, das neuerdings fast immer via Twitter und Facebook verbreitet wird, sorgte allerdings rasch für Entwarnung und Erleichterung. «Ich bin gesund, es geht mir gut und ich packe für die Weltmeisterschaft», twitterte Gut. Mit ihr, unversehrt und gesund, stehen die Chancen sehr gut, dass an der WM in Colorado auch Schweizer Skiläufer auf dem Siegespodest zu finden sein werden.

Die Tessinerin ist so etwas wie die Lebensversicherung für das Swiss Ski Team. Wenn die 23-Jährige zu einem Grossereignis fährt, dann kehrt sie meist auch mit einer Medaille heim: Das war 2009 in Val d’Isere so (WM-Silber in Abfahrt und Superkombination), das war 2013 in Schladming so (WM-Silber im Super-G), und auch an den Olympischen Spielen in Sotschi war die Verlässlichkeit in Person prompt wieder zur Stelle, als Medaillen zu vergeben waren, und holte Bronze in der Abfahrt. 

Wer, wenn nicht Lara Gut, könnte also die Hoffnungen auf eine positive Weltmeisterschaft nähren?

Drei Medaillen – die Hoffnung des österreichischen Chefs

Top-3-Platzierungen werden von den Schweizer Rennläufern beim Saisonhöhepunkt in den kommenden zwei Wochen erwartet. Sehnsüchtig sogar. Denn in der jüngeren Vergangenheit hatten die Ski-Sportler mit Erfolgen eher gegeizt. Wer die Schweiz im Ranking der besten Skinationen finden wollte, der musste an den letzten beiden Weltmeisterschaften den Medaillenspiegel immer verkehrt herum ansehen. 2011 und 2013 hatte es jeweils nur zu einer Medaille gereicht, eine desaströse Bilanz für ein erfolgsverwöhntes Ski-Land wie die Schweiz.

Wie es in den Rocky Mountains aussieht? Ungefähr so:

Es war deshalb nachvollziehbar, dass die Rückkehr aus Schladming ohne Herren-Medaille Cheftrainer Osi Inglin den Job kostete. Seither ist mit Rudi Huber ein Österreicher als Alpinchef und Krisenmanager an vorderster Front.

In dessen Ära waren seinerzeit die österreichischen Grosserfolge von Hermann «Herminator» Maier, Stephan Eberharter & Co. gefallen, jetzt geht er es langsamer an und übt sich in Bescheidenheit und Realismus – notgedrungen. «Ich gehe bei den Frauen von zwei, bei den Männern von einer Medaille aus», sagt Rudi Huber vor den Titelkämpfen in Vail.

Die Garstufe befriedigt noch nicht

Der Alpinchef lehnt sich mit seinen Medaillen-Wünschen nicht allzu weit aus dem Fenster. Nach dem schlechten Abschneiden an den letzten Weltmeisterschaften legt man bei Swiss Ski die Latte ganz bewusst tief. Zumal der WM-Winter bislang noch nicht unbedingt den Erwartungen und den eigenen Ansprüchen entsprach. Zum bisherigen Saisonverlauf sagte Rudi Huber zuletzt nur: «Wir haben noch Potenzial nach oben. Das war Medium Rare.»

Blutig, Medium Rare oder Well Done? Heisser Stein oder weiche Nudeln? Wie steht es wirklich um das Schweizer Team? Wie ist die WM-Form der Schweizer Rennläufer und Rennläuferinnen? Wir beantworten die Fragen unserem Artikel «Lara Gut – und sonst? Die Chancen der Schweizer an der Ski-WM

Die Website der Veranstalter
Die Live-Ergebnisse bei der FIS
Das WM-Programm von Vail/Beaver Creek
Datum Uhrzeit (MEZ) Geschlecht Wettbewerb
Di, 3. Februar 19.00 Frauen Super-G
Mi, 4. Februar 19.00 Männer Super-G
Fr, 6. Februar 19.00 Frauen Abfahrt
Sa, 7. Februar 19.00 Frauen Abfahrt
So, 8. Februar 19.00 Männer Kombination, Abfahrt
  22.15   Kombination, Abfahrt
Mo, 9. Februar 18.00 Frauen Kombination, Abfahrt
  22.15   Kombination, Abfahrt
Di, 10. Februar 22.15 Fr/Mä Teamwettbewerb
Do, 12. Februar 18.15 Frauen Riesenslalom, 1. Lauf
  22.15   Riesenslalom, 2. Lauf
Fr, 13. Februar 18.15 Männer Riesenslalom, 1. Lauf
      Riesenslalom, 2. Lauf
Sa, 14. Februar 18.15 Frauen Slalom, 1. Lauf
  22.15   Slalom, 2. Lauf
So, 15. Februar 18.15 Männer Slalom, 1. Lauf
  22.30   Slalom, 2. Lauf

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