Die Müdigkeit steht vielen ins Gesicht geschrieben. Der Tag ist sieben Stunden alt und Kaffee der beste Freund der Basler Spieler, die am EuroAirport auf den Abflug nach Zypern warten. Dort bestreitet der FC Basel am Donnerstag das Playoff-Rückspiel gegen Apollon Limassol. Aller Voraussicht nach mit Luca Zuffi. Als einer der wenigen verzichtet der Mittelfeldakteur auf Kaffee. Er begnügt sich mit Wasser und Gebäck.
Zuffi kennt diese Flugreisen nur zu gut. 47 Mal ist er im Europacup aufgelaufen, nur eine Handvoll Basler haben mehr internationale Spiele absolviert. Doch den 28-Jährigen interessieren solche Statistiken nicht. «Sie werden höchstens nach der Karriere eine Rolle spielen, wenn ich zurückschaue», sagt Zuffi.
Urs Fischer war der erste Trainer, der sowohl in der Super League wie im Europacup Luca Zuffi in der Startformation aufstellte. Damals waren beide noch beim FC Thun engagiert.
Fischer, inzwischen Trainer bei Union Berlin in der 2. Bundesliga, und Zuffi verbinden viele Jahre gemeinsame Arbeit: «Urs setzte auf mich, von da an lief es gut für mich und meine Karriere war lanciert. Er hat mich als Spieler geschätzt und ich ihn als Trainer. Es hat einfach gepasst.»
Keiner hat in den letzten Jahren öfter für den FCB gespielt
Bei Thun und Basel setzte Fischer in 111 Pflichtspielen auf Zuffi, mit dem FCB gewannen sie gemeinsam zwei Meistertitel und einmal den Cup. Während Fischer ein Jahr nach Zuffi zum FCB gekommen und nach zwei Saisons mit drei Titeln von der neuen Führung nicht mehr erwünscht war, steht Zuffi inzwischen in seiner fünften Spielzeit mit Rotblau.
«Der FC Basel ist im Moment mein Leben», sagt Zuffi, «ich schätze es sehr, was der Verein für mich gemacht hat, wie die Menschen hier mit mir umgehen. Bernhard Heusler (der damalige Präsident) und Georg Heitz (Sportdirektor) haben mir von Anfang an gezeigt, dass sie viel von mir halten.»
Ende 2017 hat die neue Vereinsführung den Vertrag mit Zuffi bis 2021 verlängert. Im Wissen um dessen ausgewiesenen Wert: In seiner Zeit beim FC Basel hat kein anderer mehr Einsätze gehabt als er. Und in seinen 185 Spielen hat Zuffi 24 Tore geschossen und 57 vorbereitet. Damit gehört er zu den konstantesten Schweizer Fussballern der letzten Jahre. Er selbst sagt dazu: «So oft gespielt zu haben, ist unheimlich schön und nicht selbstverständlich.»
Bester Skorer nach zehn Einsätzen
Marcel Koller ist Zuffis fünfter Trainer beim FCB, der dritte der laufenden Spielzeit, Interimstrainer Alex Frei mitgerechnet. Koller setzt den Zentrumsspieler offensiver ein als sein Vorgänger Raphael Wicky.
Zuffi mag diese neue Aufgabe: «Im Moment gefällt es mir auf dieser Position», sagt er. «Und ich glaube auch, dass ich es nicht so schlecht mache.»
Statistisch ist Zuffi tatsächlich der beste Offensivakteur in dieser elf Spiele alten Saison – mit acht Skorerpunkten in zehn Einsätzen. Wenn er auf dem Platz steht, ist er momentan an jedem zweiten Tor beteiligt. Vor allem im Europacup hat er in dieser Saison sein Leistungsvermögen abgerufen und keine einzige Minute der fünf Spiele verpasst.
Zuffi hat bei den zwei 1:0-Siegen gegen Vitesse Arnheim beide Tore vorbereitet und zum 3:2-Sieg im Hinspiel gegen Limassol zwei weitere Assists beigesteuert. Koller dürfte auch am Donnerstag in Zypern auf den Linksfuss setzen, zumal er seinem Regisseur am Wochenende gegen den FC Zürich eine Pause gegönnt hat.
Ein Karriereende in Basel ist denkbar
Sollte der FC Basel in den Playoffs gegen Limassol scheitern, stünde er erstmals seit 15 Jahren nicht in einer europäischen Gruppenphase. Nach dem 3:2-Sieg im Hinspiel scheint die Aufgabe für Basel jedoch machbar. «Limassol hat eine sehr erfahrene Mannschaft, die versucht, frech hinten heraus zu spielen. Aber wir wollen und wir müssen uns qualifizieren. Auf internationalem Level haben wir schon einiges erlebt, wir werden nicht zittern», sagt Zuffi.
Für ihn persönlich wäre es die sechste Qualifikation für eine Gruppenphase. Doch Zahlen interessieren Zuffi erst nach der Karriere. Und diese könnte durchaus in Basel enden, wenn man dem 28-Jährigen zuhört: «Ich würde mich freuen, diesen Vertrag zu erfüllen, denn ich fühle mich wohl in Basel. Die Familie ist mir sehr wichtig, da muss ich nicht noch unbedingt ins Ausland wechseln.»
Basel darf sich über diese Worte freuen. Denn Zuffi mag nicht der spektakulärste Spieler sein, den der St.-Jakob-Park je gesehen hat. Er mag nicht die wortgewandtesten Interviews geben, die der Fussballanhang je gehört hat. Und er mag kein Exzentriker der Marke Zdravko Kuzmanovic sein. Aber Zuffi besticht durch Ruhe und Zuverlässigkeit, durch Präzision und Beständigkeit. Darauf setzt jeder Trainer.
Der FC Basel vor dem sechsten und letzten Qualifikationsspiel
Fünf Partien hat der FC Basel in der Europacup-Qualifikation bereits in den Beinen. In der zweiten Runde der Champions-League-Qualifikation scheiterte er an Paok Thessaloniki und musste in der Europa League weitermachen. Dort überstand er die dritte Runde gegen Vitesse Arnheim mit zwei 1:0-Siegen und stand damit in den Playoffs, wo er das Hinspiel gegen Apollon Limassol im St.-Jakob-Park 3:2 gewonnen hat.
Am Donnerstag (19 Uhr) spielt der FCB im GSP-Stadion in Nikosia um den Einzug in die Gruppenphase, die ihm grob überschlagen knapp zehn Millionen Franken einbringen dürfte. Dafür reichen ihm ein Sieg, ein Unentschieden oder eine Niederlage mit einem Tor Differenz, wenn er selbst mehr als zwei Treffer erzielt.
Für die Partie in Nikosia muss Trainer Marcel Koller auf drei Spieler verzichten:
– Goalie Jonas Omlin (Muskelverletzung im linken Oberschenkel)
– Flügel Valentin Stocker (leichter Muskelfaserriss)
– Innenverteidiger Marek Suchy (Achillessehnen-Operation von 21. August)
Mögliche Aufstellung in einer 4-2-3-1-Grundordnung:
Hansen – Widmer, Cömert, Balanta, Petretta – Frei, Serey Dié – van Wolfswinkel, Zuffi, Bua – Ajeti.