FCB-Trainer Paulo Sousa will, dass eine Dreierkette die Angriffsauslösung übernimmt. Von den Spielern erfordert dieses System Flexibilität und von Fabian Schär ab und an einen langen Ball – obwohl Sousa eigentlich den konstruktiven Aufbau wünscht.
Zwischen seiner Verpflichtung und dem ersten Einsatz sind rund vier Wochen vergangen. Am Samstag war es dann soweit: Walter Samuel gab im Cup beim 4:0-Sieg gegen CS Italien sein Debüt im Dress des FC Basel, im Zentrum einer Dreierkette, flankiert von Naser Aliji und Arlind Ajeti.
Neben Samuels Debüt war es auch die Premiere für diese Zusammensetzung der Dreierkette. Die ersten Runden im Cup ermöglichen solche Wechsel; in der Super League aber, da stellt Trainer Paulo Sousa immer die gleichen drei Akteure vor Torhüter Tomas Vaclik.
Abgesehen von der ersten Runde, für die Fabian Schär kurz nach der Weltmeisterschaft in Brasilien noch nicht aufgeboten worden war, waren dies: Marek Suchy auf links, Schär auf rechts und Taulant Xhaka im Zentrum.
Die vertikale und laterale Verschiebung von Xhaka
Xhaka als zentraler Abwehrspieler war für viele Beobachter eine Überraschung. Für Schär keineswegs: «Er war schon immer ein polyvalent einsetzbarer Spieler. Die Tatsache, dass er bis jetzt jeden Match in der Liga bestritten hat, zeigt, dass er seine Sache gut macht.»
Bei Ballverlust, der Situation also, die Trainer Sousa als «Transitionsphase» bezeichnet, verändert sich die Position der Akteure in der Dreierkette. Allen voran diejenige Xhakas: Erobert der Gegner den Ball, wird er in der einen Variante zu einem von zwei Innenverteidigern einer Viererkette. In der anderen verschiebt er sich eine Reihe nach vorne und wird zum defensiven Mittelfeldspieler. Vor einer Viererkette, in der die zwei Aussenspieler der Dreierkette als Innenverteidiger und zwei zurückgezogene Mittelfeldspieler als Aussenverteidiger agieren.
Der «polyvalente» Taulant Xhaka (Bild: Claudia Minder/Freshfocus)
Sousa fordert den konstruktiven Spielaufbau
Bei Ballgewinn kehrt sich die Verschiebung um, damit drei Defensive die Angriffsauslösung übernehmen. «Im Spielaufbau haben wir bis jetzt immer mit drei Mann hinten gespielt, und das funktioniert recht gut», sagt Schär und nennt die Gründe dafür: «Der Trainer möchte nicht, dass wir den Ball einfach nach vorne schlagen, sondern konstruktiv das Spiel aufbauen. Das geht mit drei Spielern besser als wenn vier, respektive je nach Sichtweise, zwei von uns hinten stehen.»
Grundsätzlich unterscheidet sich Sousas System auf den ersten Blick nicht von demjenigen seines Vorgängers Murat Yakin. Unter dem Münchensteiner gab Fabian Frei den vertikal verschiebbaren Akteur, der sich bei Ballgewinn für den Spielaufbau nach hinten ins Zentrum fallen liess. Ähnlich wie Xhaka unter Sousa also.
«Aber trotz der Tatsache, dass wir hinten mit drei Spielern agieren», sagt Schär, «ist das System nicht ganz das gleiche wie unter Yakin. Man kann auch innerhalb eines Systems unterschiedlich spielen.»
Schär: «Der Trainer ist ein Perfektionist»
Bezüglich des systemtechnischen Verhaltens fordere Sousa von den Spielern, «flexibel zu sein, extrem flexibel sogar», erläutert Schär. «Der Trainer ist ein Perfektionist, er versucht, jedes Detail mit dem ganzen Staff zu planen. Jede Kleinigkeit, betrifft das nun den Gegner oder uns, wird analysiert.»
Das gilt für die Mannschaft als Einheit. Und das gilt für die individuellen Elemente dieser Mannschaft. «Die Trainer machen sich viele Gedanken zu jedem Spieler, sie wollen alles verbessern und die kleinsten Fehler beseitigen», erklärt Schär.
Ihre Augen wollen auf jedes Detail achten: Paulo Sousa und seine Assistenten Manuel Cordeiro (Analyst), Victor Sanches und Ignacio Torreno (von rechts). (Bild: Meinrad Schön )
Geht es um eine Matchsituation, die nur einen Spieler betrifft, zitiert Sousa seine Profis auch mal ins Büro zum Einzelgespräch. «Sousa konnte mir seine Philosophie weitergeben. Es braucht noch Zeit, aber das eine oder andere konnten wir auch schon umsetzen», ist sich Schär sicher.
Zu seinen Aufgaben in Sousas System sagt der zehnfache Nationalspieler, dass sich diese je nach Gegner unterscheiden würden: «Vor jedem Match gibt es Vorgaben des Trainers, für die Mannschaft als Ganzes und solche für die einzelnen Spieler.»
Der lange Ball hat sich unter Sousa gehalten
Eine persönliche Vorgabe für Schär ist: den langen Ball als Mittel der Spielauslösung einzusetzen. Obwohl Sousa vor allem den konstruktiven Aufbau anstrebt.
«Der lange Ball ist eine Spezialität, die ich immer schon hatte – und ich spiele ihn gerne», sagt Schär, der eine seiner wichtigsten Situation im Dress des FCB bei einem solchen Ball hatte: Im Heimspiel der Champions League gegen Chelsea bediente er über rund 60 Meter Mohamed Salah, der den Siegtreffer erzielte – gegen das Team, zu dem er wenig später wechseln sollte.
Schärs Pass und Salahs Tor in Bild und arabischem Ton
Apropos Wechsel: Mit Yann Sommer hat der FCB einen Klassemann an die Bundesliga verloren, der als Torhüter nicht nur beim Abwehren von Bällen eine gute Figur macht, sondern auch beim Spiel mit dem Fuss. Schär hält bezüglich des neuen Torwarts Vaclik aber fest: «Ich fühle mich sehr sicher, wenn ich einen Rückpass spiele. Yann war natürlich ein ausgezeichneter Fussballer, aber ich musste noch nie Angst haben, Tomas einen Ball zurückzuspielen.»
Sagt’s, und dürfte sich trotzdem wenn immer möglich für den langen Ball nach vorne und nicht für den Pass zum Torhüter entscheiden. Getreu seiner Aufgabe, die Sousa in der Dreierkette für ihn vorgesehen hat.