Ein Abend der grossen Eintracht war die 121. Generalversammlung des FC Basel, und die Führungsriege erhielt ihren Lohn für die Rekordzahlen mit viel Beifall und einer Wiederwahl per Akklamation. Das Fazit: Der FCB verdient immer mehr, gibt aber auch immer mehr aus und hat für diese Risikostrategie ein fettes Polster geschaffen.
Zu den jüngsten Rekorden des FC Basel, der 2014 Erträge in Höhe von 105 Millionen Franken erzielte, gehört nun auch der Besuch bei der 121. Generalversammlung. 836 der 3643 Mitglieder kamen am Montagabend in das Congress Center am Messeplatz; so viele waren es früher höchstens in Krisenzeiten. Dabei hatte die Tagesordnung keinerlei brisante Punkte versprochen.
Und so verlief der Abend dann auch: in Minne. Nach 20 Minuten wurde die adrett gekleidete erste Mannschaft, die am Mittwoch ihr nächstes Auswärtsspiel zu bestreiten hat, wieder entlassen. Nicht ohne eine stehende Ovation für die FCB-Ikone Marco Streller, der Rest mit kaum weniger warmem Applaus und mit den Worten des Präsidenten: «Reisst euch am Riemen, holt die drei Punkte in Vaduz und dann diesen Titel.»
Die erste Mannschaft mit Trainer Paulo Sousa vorne rechts. (Bild: Alexander Preobrajenski)
Es wäre der sechste in Serie und, so Bernhard Heusler, ein nächster, ein «Wahnsinnsrekord». Das hat in der Schweiz noch kein Verein je geschafft, und deshalb hat der FC Basel sich in den letzten Jahren auch eine unangefochtene Stellung im nationalen Fussball erarbeitet.
Der Tanz auf der Rasierklinge
Diese Bedeutung stellen der FC Basel und sein seit 2012 amtierender Präsident bei solcher Gelegenheit wie am Montagabend auch nicht unter den Scheffel. Aber Heusler gelingt dies stets ohne Anflug von Grossspurigkeit. So wie der FC Basel agiere, gehe er nicht problemlos durch das Leben. «Es ist ein Tanz auf der Rasierklinge», so Heusler über den Spagat, den der FCB zwischen nationalem Anspruch und internationaler Herausforderung übt.
» Rekordzahlen in Serie – der FC Basel durchbricht die 100-Millionen-Schallmauer
» Der Geschäftsbericht 2014 des FCB auf der Rückseite dieses Artikels als PDF
Seine Beispiele: Wo europäische Grossclubs mit dem Millionentransfer eines Spielers an einem Tag 135’000 Trikots dieses Spielers verkaufen, setzt der FCB in einer Saison 300, 400 Trikots seiner gefragtesten Profis ab. Und wo in England künftig pro Spiel 13 Millionen Franken vom Fernsehen bezahlt werden, bekommt der Schweizer Meister 1,5 Millionen garantiert.
In dieser Gefechtslage hat es der FC Basel mit seinem Abschneiden im europäischen Wettbewerb auf gegenwärtig Platz 18 im Uefa-Ranking gebracht, knapp hinter Leverkusen, Manchester City und Donezk, aber noch vor so grossen Namen wie Tottenham, Juventus, AC Milan, Napoli, Lyon oder Ajax. «Dennoch wollen wir auf dem Boden bleiben», so Heusler, «unser Tagesgeschäft ist es, Schweizer Meister zu werden.»
Lauter Rekorde: Auch bei den Ausgaben
Bei den Finanzen steht der FC Basel so gut da wie nie zuvor in den 121 Vereinsjahren. Er hat mit dem Geld aus dem Europacup und den Rekord-Transfereinnahmen von 36 Millionen Franken eine Schallmauer durchbrochen und 105’256’000 Franken erwirtschaftet. Und 90,5 Millionen ausgegeben. Auch das ist Rekord. Die über 14 Millionen Franken Gewinn rechnete der FCB mit ausserordentlichen Abschreibungen auf den Wert von Spielern gegen null runter.
Die Steigerungen in allen Bereichen seit 2010, der Zeitspanne, seit Bernhard Heusler das operative Geschäft des FCB leitet, verdeutlichte Stephan Werthmüller in einer Langzeitbetrachtung. «Wir sind in vielen Bereichen an der Grenze, aber es geht immer aufwärts», sagt das Vorstandsmitglied und Verwaltungsrat für Finanzen. Das dritte Jahr hintereinander hat der FC Basel ein zweistelliges Plus erzielt.
Quelle: FC Basel 1893 AG | * u.a. Prämien für die Spieler | Geschäftsbericht des FC Basel auf der Rückseite des Artikels zum Download | |||||
Erfolgsrechnung der FC Basel AG seit 2010 | |||||
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2014 | 2013 | 2012 | 2011 | 2010 | |
Ertrag aus ordentlichem Betrieb | 42 | 39 | 34 | 32 | 31 |
Zusatzertrag aus Europacup | 27 | 37 | 17 | 24 | 25 |
Zusatzertrag Transfers | 36 | 12 | 27 | 10 | 1 |
Total Ertrag | 105 | 88 | 78 | 66 | 57 |
Aufwand aus ordentlichem Betrieb | -64 | -52 | -48 | -42 | -40 |
Zusatzaufwand Europacup* | -9 | -10 | -5 | -10 | -8 |
Zusatzaufwand Transfers | -17 | -14 | -10 | -8 | -9 |
Total Aufwand | -90 | -76 | -63 | -60 | -57 |
Ergebnis vor Steuern/Gewinnüberführung | 15 | 12 | 15 | 6 | 0 |
Steuern | 0 | 0 | -1 | 0 | 0 |
Gewinnüberführung | 0 | -1 | -14 | 0 | 0 |
Jahresgewinn | 0 | 1 | 0 | 6 | 0 |
Eigenkapital Ende Jahr | 10 | 10 | 9 | 9 | 3 |
Das ausgewiesene Eigenkapital der FC Basel 1893 AG von 10 Millionen Franken, dazu das Polster der FC Basel Holding AG in Höhe von 33 Millionen Franken und schliesslich die stillen Reserven im fast auf null abgeschriebenen Spielerkader (laut einschlägigen Quellen mit einem Marktwert zwischen 50 und 60 Millionen veranschlagt), erlaubt es dem FCB, die Risikostrategie der vergangenen Jahre fortzusetzen.
Denn derzeit geht der FC Basel mit einem strukturellen Defizit von 15 Millionen ins neue Rechnungsjahr. Sprich: Er muss dies mit Transfereinnahmen oder Teilnahmegeldern an der Champions oder Europa League ausgleichen. Die Personalkosten sind innerhalb eines Jahres von 36,2 auf 45,2 Millionen Franken fast explodiert und machen inzwischen die Höhe eines früheren Gesamtbudgets aus. 37 Millionen dieser Personalkosten entfielen im Jahr 2014 auf die erste Mannschaft, vier Millionen kostet die Nachwuchsarbeit, weitere vier die Verwaltung des Clubs.
Alle wiedergwählt und der Mitgliedsbeitrag bleibt konstant
Für seine Arbeit wurde der Vorstand von seinen Mitgliedern mit viel Beifall bedacht – und einstimmigen Resultaten bei den Déchargen und Wahlen. Bernhard Heusler und seine Mitstreiter wurde für ein weiteres Jahr in ihren Ämtern bestätigt, und der Präsident betonte, dass er nicht als One-Man-Show wahrgenommen werden möchte: «Ich betrachte mich als Teil eines Teams.»
Und was nimmt sich ein Club vor, der gerade vor der sechsten Meisterschaft in Folge steht? Wahrscheinlich die siebte. Und in der Zwischenzeit steckt sich der Verein Ziele wie das «Projekt FC Basel 10’000», mit dem die Mitgliederzahl gesteigert werden soll. Die alteingesessenen Mitglieder lehnten am Ende der Versammlung einen Antrag ab, mit dem die Mitgliedsbeiträge (Erwachsene derzeit 200 Franken im Jahr) halbiert werden sollten. Schön, wer solche Mitglieder hat.
Der Vorstand und Verwaltunsgrat des FC Basel bei der 121. Generalversammlung im Congress Center. (Bild: Alexander Preobrajenski)