Ein Millionenspiel mitten in der Basler Unruhe

Der FC Basel sucht mit Hochdruck einen neuen Trainer. Mit Interimslösung Alex Frei an der Seitenlinie wollen die Basler am Mittwoch (20 Uhr, St.-Jakob-Park) gegen Thessaloniki die 1:2-Niederlage aus dem Hinspiel wettmachen und sich die Chance auf 37 Millionen Franken wahren.

Ein Spiel hat Alex Frei als Interimstrainer des FC Basel hinter sich. Im zweiten muss er mit seinem Team die 1:2-Niederlage gegen PAOK Thessaloniki aus dem Hinspiel wettmachen.

Nach dem 1:1 in Neuenburg geht es beim zweiten Auftritt von Alex Frei als Interimstrainer um viel: Der FC Basel muss im Rückspiel der Champions-League-Qualifikation eine 1:2-Niederlage gegen PAOK Thessaloniki korrigieren.

Aus Basler Sicht wirkt die Weltmeisterschaft in diesem Sommer wie eine grosse Ablenkung. Im FC Basel war es am Rumoren, aber die Presse setzte ihre Ressourcen vor allem in Russland ein und die Fussballinteressierten waren mit ihren Gedanken beim französischen Triumph, beim deutschen Scheitern oder bei den Schweizer Doppeladlern.

Im neu aufgestellten FCB analysierte man eine Saison der verpassten Ziele. Die sportliche Leitung rang sich dazu durch, Trainer Raphael Wicky eine nächste Chance zu geben; bekam bei den Testspielen ein ungutes Gefühl, ging mit dem Walliser in die ersten zwei Saisonspiele; sah, wie die Mannschaft sich Tormöglichkeiten erarbeitete, diese aber nicht nutzte. Und die Verantwortlichen sahen, wie die Defensive sowohl gegen St. Gallen als aus gegen PAOK Thessaloniki Mühe hatte.

Dann stellte Sportchef Marco Streller seinen Trainer frei. Und seither geht es drunter und drüber in dem Verein, der seine Kraft zuvor jahrelang auch aus der Ruhe geschöpft hatte, die in den rotblauen Führungsreihen herrschte.

Der neue Trainer wird kaum vor Donnerstag kommuniziert

Streller, sein Team und Präsident Bernhard Burgener haben die Aufgabe, möglichst schnell einen neuen Trainer zu finden. Denn Alex Frei soll nur für zwei Spiele die Lösung an der Seitenlinie sein. Eines ist vorbei, der U18-Trainer holte in Neuenburg gegen Aufsteiger Xamax immerhin den ersten Punkt der Saison, die Mannschaft hinterliess aber vor allem physisch einen unzureichenden Eindruck.

Am Mittwoch (20 Uhr) betreut Frei die Mannschaft im Rückspiel gegen Thessaloniki ein zweites Mal, danach will der FCB einen neuen Trainer präsentieren, noch diese Woche. Marcel Koller habe sich mit dem FC Basel getroffen, schreibt der «Blick», und Ralph Hasenhüttl war auch ein Thema. Der Österreicher führte zuletzt RB Leipzig an die Spitze der deutschen Bundesliga, inzwischen hat er dem FCB abgesagt. Zudem ist den Baslern offenbar Frank de Boer angeboten worden. Dessen Manager Guido Albers sagt in den holländischen Medien aber: «Ich hatte keinen Kontakt mit irgendjemandem aus dem Klub.»

https://tageswoche.ch/sport/fcb-sportchef-streller-wir-werden-nicht-wieder-einen-trainerneuling-an-die-seitenlinie-stellen/

Der FCB will noch diese Woche den neuen Trainer vorstellen, vor Donnerstag aber kaum etwas kommunizieren. Die Unruhe, die der neue Name vor dem Spiel am Mittwoch auslösen könnte, wäre dem Erfolg kaum dienlich. Zumal das Rückspiel gegen Thessaloniki die bisher wichtigste Partie der Saison ist: Es geht um den Verbleib in der Champions-League-Qualifikation, die im Erfolgsfall rund 37 Millionen Franken in die Kasse spülen würde – noch bevor der Ball in der Gruppenphase zum ersten Mal rollt.

1:2 hatte der FC Basel in Griechenland das Hinspiel der zweiten Qualifikationsrunde in der Champions League verloren. Ein 1:0 oder einen Sieg mit zwei oder mehr Toren Differenz brauchen die Basler, um die dritte Runde zu erreichen. Gegen Spartak Moskau würde der FCB um den Einzug in die Playoffs spielen und im Erfolgsfall um die neunte Champions-League-Teilnahme der Klubgeschichte.

Kommt der FC Basel gegen Thessaloniki eine Runde weiter, hat er zudem ein Saisonziel bereits erreicht. Er stünde unabhängig vom Resultat gegen Moskau zumindest in der Gruppenphase der Europa League, was Besitzer Burgener als Minimalziel formuliert hat.

Thessaloniki hat noch nie in der Königsklasse mitgespielt, seit der Wettbewerb Anfang der 1990er-Jahre in Champions League umbenannt worden ist. Scheitert der FC Basel an diesem Klub, hat er zumindest die Möglichkeit, sich für die Europa-League-Gruppenphase zu qualifizieren: Er würde in der dritten Runde auf Vitesse Arnheim aus den Niederlanden oder auf die Rumänen des FC Viitorul treffen.

Dem FC Basel droht ein Negativrekord bei der Zuschauerzahl

Während in Thessaloniki das Duell gegen Basel die Blätter und Onlineportale beherrscht, stösst das Rückspiel in Basel auf wenig Interesse. Am Tag vor dem Spiel sind knapp 11’000 Tickets abgesetzt, dem FCB droht eine Rekordzahl leerer Sitzplätze: In der Champions-League-Qualifikation setzten die Basler bisher immer mindestens 12’000 Tickets ab.

Dabei ist die Affiche durchaus symbolisch aufgeladen, weil von der letzten Aufholjagd nach einer Niederlage im Hinspiel drei Protagonisten noch heute mit dabei sind: Fabian Frei agierte im rechten Mittelfed und der aktuelle Interimstrainer Alex Frei bildete mit dem aktuellen Sportchef Marco Streller den Doppelsturm, als der FCB unter Heiko Vogel 2012 nach einer 1:2-Niederlage im Hinspiel auch im Rückspiel verlor und gegen CFR Cluj ausschied.

2002 verloren die Basler erstmals ein Hinspiel in der Europacup-Qualifikation, drehten das Duell aber noch. Nach dem 1:3 in Glasgow gegen Celtic gewann der FC Basel im St.-Jakob-Park 2:0. Marco Streller erlebte die Mutter aller Qualifikationsspiele von der Bank.

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