Die Wogen schlagen immer noch hoch beim FC Basel nach der abrupten Trennung von Trainer Raphael Wicky. Der Druck ist gross im Verein, der Saisonstart in die Liga mau und am Mittwoch steht das kapitale Rückspiel gegen Paok Saloniki auf dem Programm, bei dem Alex Frei ein weiteres Mal als Interimstrainer die Startelf und die Taktik festlegen wird.
Ein Nachfolger soll schnell her, und das Anforderungsprofil hat Sportdirektor Marco Streller am Samstag, als der Vorhang des Schweigens beim FCB nach zwei Tagen gelüftet wurde, deutlich gemacht: «Es muss ein Trainer kommen, der mehr Erfahrung hat als Raphael Wicky, einer, der Ruhe in den Verein bringt. Wir werden nicht wieder einen Trainerneuling an die Seitenlinie stellen.»
In solchen Tagen landen bei einem Klub haufenweise Angebote von Agenten, Vermittlern oder Trainern selbst. Wie die TagesWoche erfahren hat, ist auch der Name Frank de Boer auf dem Tisch.
Der Niederländer ist seit September 2017 ohne Job. Damals trennte sich der Premier-League-Klub Crystal Palace nach nicht einmal drei Monaten von de Boer. Auch die vorhergehende Station war nicht von Langlebigkeit geprägt: Im November 2016 entliess Inter Mailand den 112-fachen Nationalverteidiger Hollands nach nur 84 Tagen.
De Boers Erfolge mit Ajax Amsterdam
Seine Meriten als Trainer verdient hat sich Frank de Boer bei seinem Heimatklub Ajax Amsterdam. Dort arbeitete er erst in der Juniorenausbildung, nebenbei als Co-Trainer der Nationalmannschaft bei der WM 2010 mit der Finalteilnahme der Holländer, und von 2010 bis 2016 gewann er als Cheftrainer von Ajax vier Mal hintereinander die Meisterschaft.
In dieser Zeit werden Transfers von Ajax-Talenten auf rund 150 Millionen Euro summiert. Auch das könnte ein weiteres Merkmal sein, das de Boer für den FCB interessant macht. De Boer jedenfalls, der als Profi ein Freistossspezialist war, mit seinem Zwillingsbruder Ronald 1995 im Trikot von Ajax die Champions League gewann und danach für den FC Barcelona spielte, stellt mit seinem Namen und seinem Palmarès eine Marke im internationalen Fussball dar. Ein Argument, das bei FCB-Präsident Bernhard Burgener eine Rolle spielen könnte.
Was der 48-jährige de Boer nicht mitbringt, sind besonders geschliffene Deutschkenntnisse. In einem Interview mit der «Bild-Zeitung» sagte er anfangs Jahr: «Ja, ich hatte schon Angebote von Bundesliga-Klubs. Mein Deutsch ist aber noch nicht gut genug und die Sprache zu können ist schon wichtig.»