Der FC Zürich, einer der beiden Finalisten, beginnt am Dienstag mit dem Vorverkauf der Tickets für das Endspiel gegen den FC Basel um den Schweizer Cup am Ostermontag. Knapp zwei Wochen vor Anpfiff lässt die Final-Stadt Bern mit ihrer Bewilligung des Spiels auf sich warten. Dass die Partie wie geplant im Stade de Suisse stattfinden wird, davon ist trotz Kampfrhetorik auszugehen.
Noch fehlt die Bewilligung der Stadt Bern für den Cupfinal am Ostermontag. Aber am Dienstagnachmittag wird der FC Zürich mit dem Vorverkauf seines Kontingents von rund 9000 Karten beginnen. «Wir planen fest mit Bern», sagte FCZ-Sprecher Patrick Lienhart am Montag.
Eine veritable Aufregung ist entstanden, nachdem am Freitag unter anderem die «Basler Zeitung» berichtet hatte, dass in Bern sogar eine Absage des Spiels in Erwägung gezogen worden sei.
Dem tritt Marco von Ah, der Sprecher des Schweizerischen Fussballverbandes (SFV), entgegen: «Der SFV hat nie ein Signal ausgesandt, dass der Final nicht in Bern stattfinden kann.» Eine Anfrage in Basel, ob der Cupfinal am Ostermontag im St.-Jakob-Park stattfinden könne, sei rein informeller Natur gewesen. Nicht damit gerechnet hat der SFV, dass diese Anfrage öffentlich wird.
Der erste Final in einem Konkordats-Kanton
Es seien, so von Ah, am Montag gegenüber der TagesWoche, «ein paar Sachen zu diskutieren, und das braucht Zeit». Denn der 89. Cupfinal im Berner Stade de Suisse ist das erste Endspiel, das in einem, wie es von Ah nennt, «Konkordats-Kanton» stattfinden soll. Dem Beitritt zum sogenannten Konkordat über Massnahmen gegen Gewalt anlässlich von Sportveranstaltungen – vulgo: «Hooligan-Konkordat» – war vom Berner Stimmvolk am 10. Februar mit 78,2 Prozent zugestimmt worden.
«Es liegen ein paar Hausaufgaben auf dem Tisch», so von Ah. Am Montag lag dem SFV als Veranstalter des Endspiels allerdings noch keine Bewilligung vor. In Bern verweist Walter Langenegger, Leiter des städtischen Informationsdienstes, auf «laufende Gespräche».
Die komplizierten Gespräche
Die scheinen so kompliziert zu sein, dass 15 Tage vor dem Final noch immer nicht offiziell grünes Licht für den Final gegeben wurde. Beim FC Basel wird seit Freitag auf der Website darauf hingewiesen, dass mit dem Vorverkauf der Tickets – 40 Franken kosten diese im Fansektor, 120 Franken auf der Haupttribüne – erst nach deren Auslieferung durch den Verband und dann ausschliesslich online begonnen werden könne. Inzwischen wird von FCB-Sprecherin Andrea Roth der Mittwoch als voraussichtlicher Start des Ticketverkaufs genannt.
Einen Teil zur medialen Aufregung um die Bewilligung des Cupfinals trug ein anonymer Forumsbeitrag im Internet bei. Wie man auch damit umgehen kann, ist im Blog «Zum Runden Leder» nachzulesen.
Eine genauere Information über die Modalitäten ist auch auf der Website des SFV noch nicht verfügbar. Der Verband geht allerdings davon aus, dass der Ticketverkauf «vor allem über die Clubs abgewickelt wird». Rund 30’000 Plätze stehen im Stade de Suisse zur Verfügung, und die Einnahmen aus dem Cup-Endspiel zählen zu den grösseren Posten im SFV-Budget.
Aufgehängt wird der harzige Bewilligungs-Prozess nicht zuletzt am Cupfinal vor einem Jahr und einer Auseinandersetzung von einzelnen Fans des FC Basel und der Grasshoppers in der Berner Innenstadt. Zwar gibt es widersprüchliche Darstellungen der Ausschreitungen auf dem Weg ins Stadion, aber der Berner Sicherheitsdirektor Reto Nause legte anschliessend die Latte hoch, als er verkündete: «Das war der letzte Fanmarsch durch Bern.»
Der Marsch durch die Stadt – das Ritual der Fans
Was Nause bei seiner Aussage nicht einbezog: Gemeinsam vom Hauptbahnhof ins Stadion Wankdorf zu pilgern – das ist ein Ritual der Fans am Finaltag des Schweizer Cup – egal, welchem Club sie sich zugehörig fühlen. Ein Ritual, das in der Vergangenheit oft genug weitgehend friedlich ablief, wenn auch laut und mit Störungen etwa des öffentlichen Verkehrs verbunden.
Nun wird offenbar in den Gesprächen an einer Lösung gearbeitet, die dem harten Kern der Anhänger beider Clubs einen kollektiven Fussmarsch ermöglicht – und dem nicht zum ersten Mal übers Ziel hinausschiessenden Sicherheitsdirektor das Gesicht wahrt.
Zu den Vorbereitungen des Finals gibt es keine konkreten Anhaltspunkte. Thomas Gander von der Fanarbeit Basel, die in die Gespräche in Bern einbezogen ist, begründet das so: «Wir geben vorher grundsätzlich keine Einschätzungen zum Verlauf oder zur Vorbereitung des Spieltages ab. Damit nehmen wir uns absichtlich aus dem sich meist bewusst oder unbewusst hochschaukelnden Spiel von Mutmassungen heraus, da sich dies in letzter Konsequenz nur kontraproduktiv auswirken kann. Der Sinn unserer Arbeit ist zu deeskalieren und nicht zu eskalieren.»
Die Brisanz der Affiche
Die Affiche FCB-FCZ, die es in einem Cup-Endspiel letztmals in der ersten Hälfte der 70er Jahre gab, birgt sportliche Brisanz und findet vor dem Hintergrund zweier traditionell rivalisierenden Fangruppierungen als sogenanntes «Hochrisikospiel» statt, das einen erheblichen Einsatz von Polizei und Sicherheitskräften erfordern wird.
Aber auch solche brisanten Affichen haben in der Vergangenheit oft genug ohne grössere Ereignisse stattfinden können und müssen nicht zwangsläufig mit Randale verbunden sein. Von Basler Seite dürfte nach dem sogenannten Geisterspiel vorige Woche im Europacup erhöhtes Interesse – gerade auch der Muttenzerkurve – an einem weitgehend friedfertigen Ostermontag in Bern bestehen.
Manifest der FCB-Fanszene
Die Basler Fanszene hatte sich am Sonntag im Rahmen des Super-League-Spiels mit einer eigenen, in grosser Auflage verteilten Zeitschrift an die Fans im St.-Jakob-Park gewendet (online nicht verfügbar). Es ist eine Stellungnahme zu den Vorkommnissen in Salzburg, die zur drakonischen Strafe der Uefa führte. Eine bemerkenswerte Selbstbespiegelung der Kurve, die sich nur sehr selten mit gemeinsamer Stimme in der Öffentlichkeit äussert.
Das Papier trägt den Titel «Befreyigsschlag», ist in Teilen ein Manifest der Muttenzerkurve, aus dem die «Basler Zeitung» breitflächig zitiert.