Gladbach spielt sich offensiv zur Minikrise

Nach dem Ausscheiden in der Champions League verliert Borussia Mönchengladbach auch im nationalen Cupwettbewerb. Der Trainer will sich die Hinrunde von drei Niederlagen am Stück aber nicht trüben lassen.

Moenchengladbach's Andreas Christensen and Moenchengladbach's Havard Nordtveit, from right, looking disappointed after they received the 4th goal during the German Soccer Cup 3rd round match between Borussia Moenchengladbach and Werder Bremen in Moenchengladbach, Germany, Tuesday, Dec. 15, 2015. (AP Photo/Martin Meissner)

(Bild: Keystone/Martin Meissner)

Nach dem Ausscheiden in der Champions League verliert Borussia Mönchengladbach auch im nationalen Cupwettbewerb. Der Trainer will sich die Hinrunde von drei Niederlagen am Stück aber nicht trüben lassen.

André Schubert sorgte schon mal vor, als die erste kleine Krise seiner Amtszeit nach dem 3:4 (1:1) gegen Werder Bremen im DFB-Pokal klare Konturen angenommen hatte. Nein, auch ein weiterer Misserfolg am kommenden Sonntag gegen Darmstadt 98 würde den unglaublichen Herbst von Borussia Mönchengladbach nicht entzaubern, erklärte der Trainer des Traditionsklubs vom Niederrhein.

«Wir haben nach 16 Spieltagen 26 Punkte, vor einem Jahr hatten wir nach 17 Spieltagen 27, wenn man die ersten fünf Spieltage bedenkt, haben wir also einiges aufgeholt.» Die Vorsaison gilt nach wie vor als grosser Höhepunkt des Gladbacher Aufstiegs. Schubert bleibt demnach der Zauberer, der einen verunsicherten Tabellenletzten in ein Spitzenteam verwandelte.

Und dennoch wird die kleine Misserfolgserie, die bei Manchester City (2:4) begann und in Leverkusen (0:5) fortgesetzt wurde, mit dem 3:4 gegen Bremen so langsam zu einem Trend. Zumal in diesen drei Partien 13 Gegentore gefallen sind.

Xhaka als Abbild der ganzen Mannschaft

Nachdem in den ersten Wochen der Euphorie im Anschluss an den Rücktritt des Trainers Lucien Favre eine Art sorgenfreier Ausnahmezustand herrschte, treten nun ein paar Probleme hervor, die lange nicht zu sehen waren. Grundsätzlich bewege die Borussia sich mit ihrer offensiven Grundhaltung «auf einem schmalen Grat», sagte Schubert. Zuletzt sei aber ein wenig «die Balance» verloren gegangen.

Nach Rückständen reagiere das Team mitunter etwas kopflos. «Zu wild, nicht ruhig genug nach vorne», habe seine Mannschaft vor allem nach Claudio Pizarros Treffer zum vorentscheidenden 2:3 gespielt, monierte Trainer Schubert. «Bei aller Offensive müssen wir etwas kontrollierter nach hinten agieren.»



Leverkusen's Stefan Kiessling, 2nd from left, heads the opening goal against Moenchengladbach's goalkeeper Yann Sommer during the German Bundesliga soccer match between Bayer Leverkusen and Borussia Moenchengladbach in Leverkusen, Germany, Saturday, Dec. 12, 2015. (AP Photo/Martin Meissner)

Stefan Kiessling köpft ein. Yann Sommer kann gegen Leverkusen nicht verhindern, dass Gladbach 0:5 untergeht. (Bild: Keystone/Martin Meissner)


Dass Granit Xhaka, der Kapitän, vor diesem Treffer zu viel Risiko einging, einen Ballverlust produzierte und den Bremern so endgültig den Weg zum Sieg ebnete, ist symptomatisch für die jüngste Entwicklung. Xhaka spielte in den Wochen des Aufschwungs brillant, mancher Beobachter wähnte den Schweizer auf dem direkten Weg in die Weltklasse und damit wohl auch zu einem grösseren Klub. Jetzt, wo es schlechter läuft, produziert Xhaka folgenschwere Fehler.

Die Gladbacher haben sich in dieser Hinrunde zu einem Team der Extreme entwickelt. Sie schwanken zwischen finsterer Tristesse (Spieltage 1 bis 5), Champions-League-würdigem Spitzenfussball (Spieltage 6 bis 15) und einer bedenklichen Gegentorflut in den drei jüngsten Partien.

Die Ersatzspieler schlagen nicht ein

«Die Jungs sind Menschen, bei den Belastungen, die sie abrufen, passiert das eben mal», versuchte Schubert die vielen Fehler und die Kopflosigkeit zu erklären. Und tatsächlich wirken einige Spieler nach einem Halbjahr in drei Wettbewerben erschöpft. Hinzu kommt, dass Schuberts Versuche, weniger stark beanspruchte Leute einzubauen, nicht richtig funktionierten.

In Leverkusen waren Tony Jantschke und Josip Drmic ins Team gerückt, was der Mannschaft wenig half. Gegen die Bremer erhielt Thorgan Hazard die Möglichkeit sich in der Startelf zu präsentieren. Und tatsächlich war der Belgier immer wieder gefährlich. Aber er vergab drei, vier wunderbare Torgelegenheiten, er alleine hätte dieser Partie eine ganz andere Richtung geben können.

Wohl auch unter diesem Eindruck kündigte Sportdirektor Max Eberl an, in der Winterpause neue Spieler verpflichten zu wollen. «Wir werden versuchen, dem Kader das zuzuführen, von dem wir glauben, dass es hilft», erklärte er, dämpfte aber die Hoffnung auf einen ganz grossen Transfercoup: «Der Winter ist nicht die beste Zeit, das macht die Aufgabe nicht leichter.»

Vieles erleichtern würde allerdings ein Sieg gegen Darmstadt 98. Mit einem Erfolg gegen den Aufsteiger liesse sich nämlich verhindern, dass ein Gefühl des Abwärtstrends die Mönchengladbacher Winterpause prägt.

Tabelle der Ersten Bundesliga ein Spiel vor dem Ende der Hinrunde.

Tabelle der Ersten Bundesliga ein Spiel vor dem Ende der Hinrunde. (Bild: Screenshot bundesliga.de)

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