Zehntausende Liverpool-Fans ohne Tickets für das Endspiel in Basel? Eine Horrorvorstellung für die Sicherheitsverantwortlichen des Europa-League-Finals. Immerhin hat jetzt Liverpool-Trainer Jürgen Klopp seine Einladung an die Fans zurückgenommen. Es sei ein Fehler gewesen.
Was Jürgen Klopp vergangenen Donnerstag nach dem Einzug des Liverpool FC in den Europa-League-Final in Basel sagte, dürfte den lokalen Organisatoren den Schweiss auf die Stirn getrieben haben. Der deutsche Trainer der Engländer hatte davon gesprochen, dass am 18. Mai bis zu 100’000 Liverpool-Fans die Stadt fluten könnten.
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Angesichts von lediglich 10’236 Tickets, die Liverpool von der Uefa zugeteilt werden (Stand 5. Mai), sagte Klopp beim Fernsehsender «BT Sport»: «Wir nehmen 50’000, 60’000, vielleicht 100’000 Leute mit, wenn auch nicht ins Stadion. Basel ist eine schöne Stadt, ganz in der Nähe meiner Heimat.» Klopp, der im Juni 49 Jahre alt wird, ist in Stuttgart geboren und wuchs im Schwarzwald in der Nähe von Freudenstadt auf.
Klopps Einladung an 100’000 Liverpool-Fans ohne Tickets sind für das ohnehin schon immense Sicherheitsdispositiv in Basel eine alptraumartige Vorstellung. Die örtlichen Organisatoren und Sicherheitskräfte gehen zunächst einmal von 35’000 Menschen aus, die am 18. Mai einen Platz im St.-Jakob-Park haben.
Jürgen Klopps Botschaft an die Liverpool-Fans: «Basel ist schön, aber nicht bereit für uns» – Das Video der Pressekonferenz:
Nun versucht Klopp die Geister, die er aus der Flasche gelassen hat, wieder einzufangen. Bei der Medienkonferenz nach dem Sonntags-Spiel gegen Watford räumte der sprachgewaltige Trainer ein, dass es nicht sehr clever gewesen sei. «Basel ist schön, aber nicht bereit für uns. Deshalb müssen wir die Einladung nach Basel zurücknehmen.» Er bat ausdrücklich darum, dass lediglich Fans mit einem Ticket für das Endspiel nach Basel reisen sollten: «Alles andere würde Chaos bedeuten.»
Offenbar hat da jemand dem Fussballlehrer ins Gewissen geredet, denn Klopp räumte ein: «Die Einladung war ein Fehler.» Der Club hat auf seiner Webseite ebenfalls einen dringenden Appell an die Fans gerichtet. Nach einem Treffen mit der Uefa und den Basler Organisatoren hiess es, die Infrastruktur sei lediglich auf die Stadionkapazität ausgelegt und die Übernachtungsmöglichkeiten ausgebucht.
Klopp: Ignoriert mich sonst, aber «das ist nun wirklich wichtig»
Klopp gab seine Stellungnahme am Sonntag von den Medien unaufgefordert ab. Er sprach davon, dass er, seit er am 8. Oktober 2015 den Liverpool FC als Trainer übernommen habe, bereits 49 Spiele hinter sich habe («wozu man normalerweise eineinhalb Jahre braucht») und er seither «5’637 Medienkonferenzen» abgehalten habe. «Dabei habe ich viele Sachen erzählt, von denen man das meiste vergessen kann.»
Nicht aber das, was er zum Finale in Basel zu sagen habe: «Es ist wirklich, wirklich nötig, dass sie mir zuhören. Und auch wenn sie das Meiste ignorieren können, was ich von mir gebe – aber das ist nun wirklich wichtig.» Klopps Botschaft an die Fans: Reist nicht nach Basel, wenn ihr keine Tickets für das Endspiel habt und unterstützt den Liverpool FC von zuhause aus.
In Basel werden die Organisatoren Stossgebete gen England richten, dass Klopps Worte gehört werden.
Mit einer Kapazität von 35’000 Plätzen ist der Basler St.-Jakob-Park ein sehr kleines Endspielstadion – vor allem, wenn der Liverpool FC kommt. (Bild: Keystone/GAETAN BALLY)