Der FCB rollt unaufhaltsam

Ein in allen Belangen überlegener FC Basel bezwingt im letzten Heimspiel des Jahres einen völlig mutlosen FC St. Gallen mit 3:0 (1:0) und verkürzt damit über Nacht den Rückstand zu Tabellenführer Young Boys auf einen Punkt. Vier Tage nach dem Achtelfinal-Einzug in der Champions League trifft Albian Ajeti doppelt, und Manuel Akanji vermiest Gästekeeper Daniel Lopar endgültig den Abend.

(Bild: Keystone/Georgios Kefalas)

Die Chronik: Ein einseitiges, auf Ajeti zugespitztes Powerplay des FC Basel

Die Karten im Joggeli vor offiziell 24’812 Zuschauern waren nach einer Minute gemischt: St. Gallen verbarrikadierte sich in seinem Strafraum. Der Ballbesitz blieb so zu gefühlt achtzig Prozent dem FCB überlassen, der geduldig sein auf Albian Ajeti zugespitztes Spiel aufzog.

Weil er es im 4-2-3-1 und dem zentral agierenden Alexander Fransson mit seiner Kombinationsfreude fast übertrieb, immer noch eine Anspielstation statt den Abschluss suchte, dauerte es, bis das Bollwerk durchbrochen war. Ajeti vergab in der 18. Minute eine erste Chance und sah seinen Kopfball von Daniel Lopar spektakulär pariert.

https://www.bluewin.ch/de/sport/fussball/2017/12/9/souveraener-sieg-des-fc-basel.html

Dem Führungstreffer in der 26. Minute ging dann ein Ballgewinn von Renato Steffen gegen Marco Aratore voraus. Die St. Galler monierten ein Foul, während Steffen ungerührt Fransson bediente und der Schwede mit einem gefühlvollen Heber von der Grundlinie Ajeti fand. Der erzielte freistehend aus zwei Metern mit einem Kopfball seinen vierten Saisontreffer im FCB-Dress – und den siebten insgesamt, wenn man die drei Tore hinzuzählt, die er vor seinem Wechsel noch für die St. Galler markiert hatte.

37 Minuten dauerte es, ehe sich die Ostschweizer aus der Umklammerung befreien konnten und sich über Boric Babic und Tranquillo Barnetta zu ihrer ersten und gleich auch guten Chance kombinierten. Aratore, der im Hinspiel für die Führung gesorgt hatte, schoss jedoch daneben.

Akanjis Freistoss, Lopars Fehlgriff

Nach dem Seitenwechsel wagten sich die St. Galler kaum mehr aus ihrem Schneckenhaus. Weshalb sich an der Physiognomie der Partie nichts veränderte. Es dauerte allerdings bis zur 63. Minute, ehe in der dahin plätschernden Begegnung der FCB wieder gefährlich wurde. Lopar war vor Fransson zur Stelle.

Der zweite Treffer, der die Kräfteverhältnisse auch auf der Anzeigentafel wiederspiegelte, ging erneut auf das Konto von Ajeti. Diesmal mit einem langen Ball von Marek Suchy bedient, schüttelte er an der Strafraumgrenze Karim Haggui ab und traf in der 65. Minute mit präzisem Schuss aus der Drehung.

Endgültig etwas Bemitleidenswertes bekam der Sankt Galler Auftritt mit dem Fehlgriff von Lopar. In der 72. Minute liess er einen Freistoss aus rund 30 Metern, von Manuel Akanji flach und hart getreten, zwischen den Händen und durch die Beine hindurchflutschen.

Der heisse Atem im Nacken der Young Boys

Mit diesem sehr souveränen Sieg, dem siebten hintereinander in drei Wettbewerben, bei dem die Mannschaft von Raphael Wicky keinerlei Nachwirkungen des gefeierten Achtelfinal-Einzugs in die Champions League vier Tage zuvor in Lissabon erkennen liess, baut der FCB seine Serie der Ungeschlagenheit in der Liga auf zehn Partien aus. Das zweite Quartal schliesst er mit 21 von 27 möglichen Punkten ab und damit mit einer Ausbeute, die an die Dominanz der vergangenen Jahre erinnert:

Momentaufnahme: Das zweite Saisonquartal vor den Sonntagsspielen mit YB–GC.

Die Young Boys müssen ihr Heimspiel gegen die Grasshoppers gewinnen, um den Vier-Punkte-Vorsprung zu halten, und Renato Steffen freut sich schon: «Schön, wenn man zu Hause sitzen und schauen kann, wie die Young Boys vielleicht wieder Punkte abgeben.»

Bei diesen Grasshoppers schliesst der FCB am Sonntag kommender Woche das Jahr ab mit einem wegen der Weltmeisterschaft vorgezogenen Spiel der Rückrunde. Am 3. Februar geht es weiter, und wenn der FCB dann immer noch so rollt wie in den letzten Wochen, wird YB weiter den heissen Atem des Meisters im Nacken spüren.

Trainermonologe: «Wenn der eine pausiert, dann trifft der andere»

Raphael Wicky, Trainer des FC Basel:

Raphael Wicky.

«Es war nicht ganz einfach nach den Emotionen, die die Mannschaft und der ganze Verein am Dienstag in Lissabon erlebt haben. Deshalb bin ich stolz, was die Mannschaft über 90 Minuten hat zeigen können. Bis auf die Chance von Aratore haben wir das Spiel relativ souverän dominiert, die Tore zum richtigen Zeitpunkt gemacht und verdient gewonnen. Und ich bin froh über das Zu-null, denn das ist für mich als ehemaliger Defensiver doch immer auch wichtig. Deshalb auch die Einwechslung von Eder Balanta. Ich wollte, dass wir hinten einfach solide stehen.

Albian Ajeti ist einer der jungen Wilden in unserem Offensivspiel, die grosse Qualitäten und ein extremes Potential haben. Da gibt es noch Leistungsschwankungen, aber momentan läuft das ganz gut: Wenn der eine pausiert, dann trifft der andere.

Ich sehe vor allem eine Entwicklung der Mannschaft, eine Selbstsicherheit, die sie bekommen hat, ein Selbstvertrauen, das gewachsen ist. Das ist schön zu sehen. Aber nichtsdestotrotz darf man nicht nachlassen. Wir haben noch nichts erreicht. Und darauf hinzuweisen, das ist tagtäglich mein Job.»

Giorgio Contini, Trainer FC St. Gallen:

Giorgio Contini.

«Wir wollten es defensiver angehen, weil uns für ein Pressing derzeit das Selbstverständnis fehlt. Wir hatten ein paar gute Momente im Umschaltspiel, aber wir waren zu wenig aggressiv auf die zweiten Bälle. Die Tore entstehen aus ärgerlichen Situationen. 

Ob es vor dem 1:0 ein Foul war, will ich gar nicht thematisieren, weil wir vor ein paar Monaten den Ball in solchen Situationen noch behauptet haben, dem zweiten Gegentor geht ein langer Ball voraus und über das dritte Tor müssen wir auch nicht diskutieren. Schade, dass wir nicht umgesetzt haben, was wir uns vorgenommen hatten. Aber der FC Basel bringt inzwischen auch ein ganz anderes Selbstvertrauen auf den Platz als noch bei der Niederlage in St. Gallen, als wir die Mannschaft waren, die mutig aufgetreten und der vieles gelungen ist. 

Die Qualitäten von Albian Ajeti würden uns natürlich guttun. Die Zweckgemeinschaft mit dem FC St. Gallen hat dazu geführt, dass er zu seiner Liebe FC Basel zurückgefunden hat, und ich wünsche ihm, dass er sein Potential ausschöpft.»

Die Aufstellung: Mit Riveros und Fransson in der Startelf

An acht Mann hielt Trainer Raphael Wicky fest im Vergleich zum 2:0-Sieg in Lissabon. Neu in der Startelf standen Blas Riveros, Alexander Fransson und Mittelstürmer Albian Ajeti. Zudem wählte Wicky wieder eine 4-2-3-1-Grundordnung.

FC Basel (4-2-3-1): Vaclik – Lang, Suchy, Akanji, Riveros – Xhaka, Zuffi – Steffen, Fransson (75. Balanta), Elyounoussi (87. Itten) – Ajeti (79. Oberlin).
Bank: Salvi (Tor), Petretta, Manzambi, Schmid.

FC St. Gallen (3-4-1-2): Lopar – Koch, Haggui, Hefti – Lüchinger, Tschernegg, Wiss, Aratore (87. Wittwer) – Barnetta (75. Toko) – Babic (70. Aleksic), Buess.
Bank: Stojanovic (Tor), Kukuruzovic, Taipi, Gönitzer.

Das Aufwärmprogramm:

https://tageswoche.ch/sport/zum-schluss-noch-eine-gelegenheit-zur-revanche/

https://tageswoche.ch/sport/die-hoehenflieger/

https://tageswoche.ch/sport/salah-co-das-sind-die-moeglichen-gegner-des-fc-basel/

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