Die Ausgangslage: Der Auftrag ist ein Heimsieg
Wer beladen mit so viel positiven Emotionen von einer langen Europacup-Reise heimkehrt, dem scheint es auch nichts auszumachen, dass er keine 48 Stunden nach der Landung in Basel schon wieder ran muss: Am Samstag um 19 Uhr wird das nächste Heimspiel des FC Basel angepfiffen (Vorverkaufsstand: 23’500), und FCB-Trainer Raphael Wicky sieht in der kurzen Erholungsphase («Damit muss man umgehen können») kein Alibi, gegen den FC Thun nicht drei weitere Punkte aufs Konto zu bringen: «Das ist der Auftrag.»
Inzwischen steht für den FCB unter Wicky der Galaabend gegen Benfica tatsächlich als jenes Erweckungserlebnis, als dass es vor dreieinhalb Wochen taxiert worden ist. Genugtuung nach dem harzigen Saisonstart will Wicky jedoch in keinster Weise verspüren («Ich muss niemandem etwas beweisen»), und sagt: «Ich habe einfach Freude. Freude daran, dass die Mannschaft sich für den Aufwand belohnt hat, und und bin auch stolz auf den sehr solidarischen Auftritt in Moskau.»
Wicky gibt ausserdem zu bedenken: «Wir sind auf gutem Weg, haben aber keinen Grund für eine Party.» Und stösst damit ins gleiche Horn wie sein Mittelfeldspieler Luca Zuffi, der auf der Heimreise meinte: «Das Spiel am Samstag lässt keine grossen Feiern zu.» Wicky glaubt zu erkennen, dass seine Mannschaft den Fokus bereits auf den Thun-Match und damit den «wichtigsten Wettbewerb» eingestellt hat. Und er erwartet einen Gast aus dem Berner Oberland, der noch immer ein unangenehmer Gegner war. Gerade auch im Joggeli.
Und tatsächlich: Der letzte Heimsieg des FCB gegen Thun datiert aus dem Spätsommer 2015; seither gab es in Basel drei Unentschieden.
Die personelle Situation: Balanta ist zu ersetzen
Nach wie vor erfreut sich der Cheftrainer einer entspannten Personallage. Der langzeitverletzte Ricky van Wolfswinkel fehlt, dazu Goalie Germano Vailati, und Eder Balanta sitzt gegen Thun seine vorletzte Spiel-Sperre ab.
Das zwingt erneut zur Umbesetzung der Abwehr, was aber zuletzt keine Auswirkungen auf die defensive Stabilität zeitigte. Der FCB schaut auf fünf Spiele in Serie ohne Gegentreffer zurück, und der Trainer sagt: «Ich habe meine Vorstellungen, wie wir diesen Ausfall kompensieren werden. Wir haben ohne Eder Balanta auch schon mit einer Dreier- oder einer Viererkette gespielt.»
Wicky kündigt an, dass es Veränderungen in der Startelf geben könnte, «aber sicher nicht auf sechs oder sieben Positionen».
Eine mögliche Aufstellung könnte der von Lugano und dem 4:0-Auswärtssieg vor Wochenfrist sehr ähnlich sehen, mit Taulant Xhaka anstelle von Geoffroy Serey Dié sowie Blas Riveros für Raoul Petretta:
Vaclik – Lang, Suchy, Akanji, Riveros – Zuffi, Xhaka – Steffen, Elyounoussi, Bua – Ajeti.
Der Gegner: «Wir wollen mutig auftreten»
Der FC Thun hat in dieser Saison schon einige Höhen und Tiefen ausgelotet. Da gab es den aufsehenerregenden 4:0-Triumph im Derby bei YB, ein schlappes 1:4 in Lugano, zuletzt eine 1:3-Heimniederlage gegen den FCZ und auch ein diskussionsloses 0:3 in der dritten Runde auf heimischem Kunstrasen gegen den FCB war dabei.
Auf den drittletzten Platz sind die Thuner abgerutscht, sie haben mit 18 Toren zwar eine durchaus tatkräftige Offensive, mit 22 Gegentreffern allerdings neben Lausanne auch die löchrigste Abwehr.
«Wir wollen in Basel mutig auftreten», sagt Thuns Trainer Marc Schneider, «und wir wollen zeigen, dass wir mehr drauf haben.»
Der Nebenschauplatz: «Fussball hörbar machen»
Am Samstag wird von der Swiss Football League (SFL) eine Themenwoche mit dem Titel «Fussball hörbar machen» lanciert. Daran beteiligt sich auch der FCB beim Heimspiel am Samstag.
Es geht um das Miterleben des Spitzenfussballs für blinde und sehbehinderte Menschen, und die SFL, wo der Basler Grossrat Thomas Gander in seiner Funktion als Manager für die unternehmerische Sozialverantwortung an der Aktion beteiligt ist, formuliert die Ziele der Themenwoche so: «In der Schweiz gibt es über 320’000 Menschen mit einer Sehbehinderung. Mit der immer älter werdenden Gesellschaft wird sich diese Zahl weiter erhöhen. Es ist eine wichtige Aufgabe unserer Gesellschaft, die Teilhabe dieser Menschen an sportlichen Ereignissen sicherzustellen.»
Mehr dazu gibt es in diesem Beitrag:
Die Tageswoche hat sich erst unlängst der Arbeit des Schweizer Integrationsradios Blind Power mit einer Reportage genähert: