Roger Federer: «Ich bin jetzt der glücklichste Mensch» 

Roger Federer erfüllt seinem Heimpublikum in Basel alle Wünsche und gewinnt zum neunten Mal die Swiss Indoors. Der 7:6, 6:4-Finalerfolg gegen den Rumänen Marius Copil ist gleichzeitig der 99. Turniersieg in Federers Karriere.

Danke Basel: «Ich bin jetzt der glücklichste Mensch», sagte Roger Federer nach seinem neunten Sieg bei den Swiss Indoors.

Am Ende seiner erstaunlichen Basler Woche ging Marius Copil ein bisschen die Luft aus. Seit Samstag voriger Woche bestritt er sieben Spiele, arbeitete sich durch die Qualifikation, schaffte mit den Siegen gegen Marin Cilic (ATP 6) im Achtelfinal und gegen Alexander Zverev (ATP 5) die beiden wertvollsten Siege seiner Karriere.

Zweieinhalb Stunden kämpfte der 28-jährige Copil im Halbfinal gegen Zverev, um mit dem 6:3, 6:7 (6:8), 6:4 das erste Endspiel auf dem Niveau der 500er-Turnier im ATP-Wanderzirkus zu erreichen. Federers Aufwand am Samstag war da kraftsparender: Im Halbfinal brauchte er 19 Minuten für den ersten Satz, und nach etwas mehr als einer Stunde hiess es 6:1, 6:4 gegen den 22-jährigen Russen Daniel Medwedew (ATP 20).

Der Final der 49. Swiss Indoors wurde somit eine höchst emotionale Angelegenheit – für beide Teilnehmer und die 9000 erwartungsfrohen Zuschauer in der modernisierten St. Jakobshalle. Der Local Hero hatte zu kämpfen, verlor in beiden Sätzen früh seinen Aufschlag, holte sich den ersten Durchgang im Tiebreak (7:5) und lag im zweiten schon 1:4 zurück.

Copil, ein mächtiger Aufschläger, der in diesem Endspiel einen Rekord für Basel mit einem 243 Stundenkilometer schnellen ersten Service aufstellte, ist zwar schon seit 2008 auf der Tour, aber ein unbeschriebenes, im Ranking auf Platz 93 geführtes Blatt. 

Der Final der 49. Swiss Indoors in Zahlen

Auch gegen Federer spielte der Rumäne unerschrocken und beherzt auf. Und kam im vorentscheidenden neunten Spiel bei 4:4 an eine Grenze. Vier Mal wurde das Hawk-Eye von den Spielern bemüht und vier Mal fiel die elektronische Überprüfung hauchdünn zugunsten von Federer aus. Selbst der, weit herumgekommen, staunte: «Habe ich selten so erlebt.»

Roger Federer und Marius Copil (rechts), bis zum Final dieser Swiss Indoors ein unbeschriebenes Blatt im Welttennis. Links im Hintergrund Turnierdirektor Roger Brennwald.

Danach war es um Copil geschehen. Nach eineinhalb Stunden hiess es 7:5, 6:4 für Federer. Copil darf mit den 209’000 Euro Preisgeld aber immerhin die grösste Börse seiner Karriere mitnehmen, den aufrichtigen, donnernden Applaus des Basler Publikums ebenso, und in der Weltrangliste wird er über 30 Plätze gutmachen und damit seine bisher beste Platzierung (73) überbieten.

«Danke, ich bin jetzt der glücklichste Mensch» 

Der gefeierte Mann in Basel ist jedoch selbstredend Roger Federer. Vor 21 Jahren trat er erstmals bei den Swiss Indoors an, damals noch als Qualifikant, vor 20 Jahren stand er erstmals auf dem Centre Court und verlor gegen Andre Agassi und nun hat er, mit all der Erwartungshaltung seines Heimpublikums, eine «schwierige Woche» hinter sich gebracht, wie sein Trainer Severin Lüthi nach dem Final einräumte: «Ich hatte selten das Gefühl, dass es von allein läuft.»

Mit feuchten Augen nahm Federer zum neunten Mal die Siegertrophäe in Empfang, küsste sie und rief dem Basler Publikum zu: «Danke, ich bin jetzt der glücklichste Mensch.» Der 37-Jährige steht nun bei 99 Turniersiegen in seiner unvergleichlichen Laufbahn als Tennisprofi. Der nächste wird ihn vermutlich ähnlich berühren.

Was Roger Federer in seiner Karriere alles erreicht hat: die Liste

https://tageswoche.ch/sport/federer-festspiele-mit-nervenkitzel/

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