Shkelzen Gashi, der dreimal trifft, Daniel Hoegh und Albian Ajeti steuern die Tore zum 5:1-Sieg des FC Basel im Cup-Achtelfinal bei. Manuel Jenni erzielt im Dauerregen den Ehrentreffer für den SV Muttenz, der sich über die Rekordkulisse von 5800 Zuschauern auf dem Margelacker freut.
Das letzte Wort auf dem Spielfeld hatte Valentino Reist. In der 89. Minute verhinderte er mit einer Fussabwehr gegen Davide Callà einen sechsten Treffer des FCB und machte somit seinen Lapsus beim zweiten Gegentor wett, als ihm der regennasse Ball durch die Hände gerutscht war. Gross grämen wollte sich der 24-jährige Schlussmann des SV Muttenz darüber nicht: «Es ist einfach super, dass ich so etwas miterleben durfte.»
Es war das erste Mal in der Clubgeschichte, dass Muttenz ein Achtelfinale im Schweizer Cup erlebte, und das Dorf machte ein Fest daraus. Vom Joggeli waren die FCB-Fans aus der Muttenzerkurve die knapp zwei Kilometer bis zum Margelacker marschiert, füllten dort eine eigens aufgebaute Stehrampe und verliehen dem Sportplatz ein bisschen Flair der grossen Fussballwelt – ein paar bengalische Fackeln inklusive.
Als die letzten Sekunden auf der kleinen Stadionuhr herunterliefen, als die Kräfteverhältnisse zwischen dem fünftklassigen Gastgeber und dem Schweizer Serienmeister sich auch im Ergebnis manifestiert hatten, wurde auf dem angrenzenden Parkplatz ein kleines Feuerwerk abgebrannt, das sinnbildlich für einen unterhaltsamen, friedlichen Cup-Abend stand.
Ein bisschen Flair wie beim grossen Fussball: Der Muttenzer Goalie Valentino Reist beim Abstoss, im Rücken die FCB-Fans. (Bild: Keystone/PATRICK STRAUB)
Dass die Partie den sportlich vorhersehbaren Verlauf nahm ist das eine. Der SV Muttenz darf sich jedoch trotz der klaren Niederlage einen couragierten Auftritt attestieren lassen, und obendrein hat er nun einen neue Bestmarke für die Clubchronik: 5800 Zuschauer kamen auf den Margelacker, so viele wie noch nie. Damit ist die bisherige Rekordkulisse aus dem Jahr 1977 bei einem Cup-Gastspiel des FC Zürich Geschichte.
Gashis Werbung in eigener Sache
Ein verstecktes Kompliment an den unterklassigen Gegner steckt in der Einordnung von Urs Fischer: «Auch gegen einen Gegner aus der 2. Liga interregional muss man schaffen.» Das tat seine Mannschaft auch. Der FCB-Trainer hatte im Vergleich mit dem YB-Spiel vom Sonntag eine komplett neue Startelf aufgeboten, darunter Rückkehrer aus Verletzungen wie Daniel Hoegh und Adama Traoré sowie Kandidaten, die zuletzt einen schweren Stand hatten.
Dazu zählt vor allem Shkelzen Gashi. Am Sonntag hatte er sich auf der Tribüne wiedergefunden, kein schönes Signal für den Torschützenkönig der beiden zurückliegenden Jahre, der in dieser Saison weder seine Form noch seinen Platz in der Mannschaft gefunden hat. Mit seinen drei Toren auf dem Margelacker gab er eine gute Antwort.
Und mittendrin Shkelzen Gashi, der dreifache Torschütze des Abends in Muttenz. (Bild: Keystone/PATRICK STRAUB)
Urs Fischer gab sich denn auch grosszügig und scheute eine Einzelkritik nicht: «Er hat gezeigt, zu was er fähig ist. Wenn man drei Tore schiesst, hat man einiges richtig gemacht.» Und Fischer wäre nicht Fischer, wenn er nicht noch augenzwinkernd anfügen würde: «Da kann der Trainer jetzt wieder studieren.» Soll wohl heissen: Überlegen, wo für Gashi der Platz in der ersten Garnitur zuzuteilen wäre.»
Eggenberger und die «Riesenschwalbe»
Gegen die Amateure kam Gashi jedenfalls mit Schwung übers Zentrum, holte sich Bälle tief ab, war viel unterwegs. Und selbst, als er kurz vor der Pause einen schmerzhaften Schlag auf den Knöchel kassierte, biss er auf die Zähne, zog bis zum Schluss durch und darf auf eine schöne persönliche Bilanz dieses Abends blicken: Das 1:0 durch einen Kopfball von Hoegh mit einer Flanke vorbereitet, beimn 2:0 von einem Torwartfehler profitiert, beim 3:1 die prima Vorarbeit von Matias Delgado eiskalt verwertet und beim 4:1 einen Freistoss aus 26 Metern wunderbar über die Mauer geschlenzt.
In der zweiten Halbzeit hatte der FCB auf die Tube gedrückt, hatten sich je länger die Partie desto mehr auch die physisches Vorteile der Profitruppe durchgesetzt. Und sie waren auch ein bisschen angestachelt, weil Schiedsrichter Sascha Amhof einen Elfmeter gegen den FCB verhängt hatte, bei dem Thomas Eggenberger ziemlich gewitzt eine Flugeinlage produziert hatte. Eine «Riesenschwalbe», wie Urs Fischer trocken feststellte.
Die mutige Gangart der Muttenzer
Manuel Jenni versetzte Germano Vailati vom Punkt und war so in der 48. Minute für jenes Ehrentor besorgt, von dem die Muttenzer aus dem Spiel heraus doch ein gutes Stück entfernt waren. Trotz der mutigen Gangart, die ihnen Trainer Sandro Kamber verordnet hatte mit konsequent zwei Stürmern, trotz des generösen Einsatzes, mit dem die Amateure die Niederlage in Grenzen hielten.
«Ich bin sehr stolz auf den Auftritt der Mannschaft, weil sie nie aufgegeben hat», sagte Kamber, der sich «ein bisschen» ärgerte über die Entstehung der ersten beiden Gegentore, ansonsten aber nichts auszusetzen hatte: «Die Jungs haben es sehr gut gemacht.»
Fischer: «Pflichtaufgabe überzeugend gelöst»
Beim FCB darf sich die 1b-Besetzung zugute halten, einen seriösen Cupauftritt hingelegt zu haben. Oder, wie es Trainer Fischer ausdrückt: «Wir haben – bei allem Respekt vor dem Gegner – eine Pflichtaufgabe überzeugend gelöst. Vor allem in der zweiten Halbzeit haben wir den Ball laufen lassen, sind wir in die Schnittstellen gekommen und gefährlich geworden. Das wollten wir sehen, und der eine oder andere konnte Werbung in eigener Sache machen.»
Erstes Tor im FCB-Dress: Daniel Hoegh (Zweiter von rechts) trifft per Kopf zur FCB-Führung auf dem Muttenzer Margelacker. (Bild: Keystone/PATRICK STRAUB)
Dazu zählt Gashi zuvorderst, Zdravko Kuzmanovic spielte einen unaufgeregten, allerdings auch nicht gross zur Geltung kommenden Sicherheitspart im Mittelfeld, dem bedauernswerten Yoichiro Kakitani blieb ein Erfolgserlebnis trotz einiger Chancen verwehrt und in der Innenverteidigung war Manuel Akjani erneut ein umsichtiger Pol.
Hoeghs erstes Tor im FCB-Dress
Dass die aus Verletzungen zurückgekehrten Traoré und Hoegh problemlos durchhielten, erhöht die Optionen für den Trainer in den nächsten Spielen. «Es tut gut, wieder zurück zu sein», sagte Hoegh, der erst noch mit dem Führungstor seinen ersten Pflichtspieltreffer für den FCB erzielte. «Für mich war es das zweite Tor,» meinte der Däne noch – und wühlte damit in alten Wunden. Es erinnerte an seinen umstrittenen, annullierten Treffer in der Champions-League-Qualifikation gegen Tel Aviv.
Tempi passati – der Ball ist längst weitergerollt, und rollt am Samstag in Vaduz wieder und am nächsten Donnerstag in Lissabon. Dann, wenn der SV Muttenz nach der grossen Cup-Party wieder mitten im Abstiegskampf der 2. Liga interregional steckt.
Das Aufwärmprogramm:
» Platz für 6000 Zuschauer: Wie sich Muttenz für sein Jahrhundertspiel herausputzt
» Ein Spiel unter Freunden: Wie sich der Verein aus der 2. Liga interregional auf den grossen FCB einstellt
» Spielpraxis für die Rückkehrer und Bankdrücker: Wie sich der FC Basel für den Kurzstreckenausflug nach Muttenz aufstellt