Am Sonntag (16 Uhr, Letzigrund) treffen Pierluigi Tami und Paulo Sousa beim Rückrundenstart aufeinander. Die Trainer der Grasshoppers und des FC Basel haben vor knapp zehn Jahren bereits einmal gegeneinander gespielt. Tami gewann mit 3:1 und besuchte Sousa kürzlich in Basel, um von ihm zu lernen.
Als wolle er die Reaktion der Anwesenden testen, macht Pierluigi Tami eine Pause nach seiner Aussage. «Ich habe bereits einmal gegen Paulo Sousa gespielt. Und 3:1 gewonnen», sagt der neue Trainer der Grasshoppers und erntet im Theorieraum des GC-Campus amüsiertes Schmunzeln der zahlreich erschienen Medienvertreter.
Vielleicht fällt die Reaktion auch deshalb so aus, weil das Spiel im französischen Vincennes, bei dem der 15-jährige Admir Mehmedi zwei Treffer erzielte, vor mehr als acht Jahren stattfand – und somit keine Bedeutung mehr hat. Sousa war Trainer der portugiesischen U16-Nationalmannschaft, Tami derjenige der Schweizer Auswahl gleichen Alters.
Das «schöne Treffen» mit «super Trainer» Sousa
Heute ist der Portugiese Coach des FC Basel und der Schweizer Übungsleiter bei GC, dem Tabellensechsten der Super League. Die beiden verbindet nicht nur besagtes Länderspiel oder die Tatsache, dass sie am Sonntag (16 Uhr, Letzigrund) zum Start in die Rückrunde gegeneinander antreten: In seiner Funktion als Trainer der U21-Nationalmannschaft war Tami erst kürzlich noch zu Besuch in Basel, um Sousa über die Schulter zu schauen.
«Das Treffen war sehr schön», erinnert sich Tami, der mehrere Basler Spieler wie beispielsweise Breel Embolo, Fabian Frei oder Marco Streller aus der Nationalmannschaft kennt. «Wir haben zusammen gegessen, Paulo ist eine super Person. Und ein super Trainer.» Er habe die Art kennengelernt, wie Sousa den Fussball lehrt, erzählt der 53-Jährige.
Salatics Sperre kommt gerade recht
Dieser Tag in Basel wird Tamis Vorstellungen vom Fussball kaum komplett verändert haben. Aber vielleicht hat er ein wenig von Sousas Experimentierfreude mit nach Hause genommen. Immerhin unterstreicht Tami, der sich nach Jahren als Auswahltrainer freut, wieder täglich mit einer Mannschaft arbeiten zu können, dass er in den ersten drei Wochen bei GC «viele taktische Experimente» gemacht habe. Das erinnert an Sousas Anfangszeit beim FCB.
Der Tessiner wollte die Qualitäten der Spieler kennenlernen und hat die Mannschaft in dieser kurzen Zeit offenbar soweit gebracht, dass sie verschiedene Systeme nach seinen Vorstellungen spielen kann. Der in Neuenburg geborene Tessiner spricht in seiner Anfangseuphorie gar davon, gegen Basel das Spiel machen zu wollen.
Das hat möglicherweise auch mit der starken Heimbilanz der Grasshoppers gegen den FCB zu tun: Der letzte Basler Sieg im Letzigrund ist bereits knapp drei Jahre her.
Die Begegnungen zwischen den Grasshoppers und dem FCB in der Super League seit dem letzten Basler Sieg im Letzigrund am 10. März 2012. Quelle: www.weltfussball.com
Um diese positive Serie fortzusetzen, verfügt Tami über alle Kadermitglieder, abgesehen vom gesperrten Veroljub Salatic. Nach der Geschichte um dessen vorerst gescheiterten Transfer zum FC Sion dürfte diese Sperre Tami gerade recht kommen, auch wenn er ausweichend betont: «Für mich ist es besser, wenn alle dabei sind.»
Tami akzeptiert jedes Resultat gegen Basel
Gegen Basel, «die beste Mannschaft der Schweiz» (Tami), kann GC auf Salatic im defensiven Mittelfeld eigentlich nicht verzichten. Vielleicht hält der Trainer auch deswegen den Ball flach, wenn er über die Ziele für das Spiel gegen den Meister spricht: «Ich kann jedes Resultat akzeptieren. Aber ich will ein gutes Verhalten meiner Spieler sehen.»
Tamis Aussage unterstreicht, wie unterschiedlich die Situationen sind, in denen er und Sousa sich mit ihren Mannschaften befinden. Der eine wird wohl Meister werden und könnte sein Team als erste Schweizer Mannschaft in den Viertelfinal der Champions League führen; dem anderen geht es in einem nächsten Schritt erst einmal darum, ein gutes Verhalten seiner Spieler auszumachen.
Ein zweiter Sieg Tamis im zweiten Spiel gegen Sousa wäre angesichts der aktuellen Lage also eine Überraschung.