Am Montagabend ist die Eröffnungsfeier in St. Moritz über die Bühne gegangen, und am Dienstag soll das erste Rennen an der 44. Ski-Weltmeisterschaft gefahren werden. Wir haben einen kleinen Wegweiser zusammengestellt zur WM, zum «Freien Fall», zu den Favoriten, zur Imagepflege in St. Moritz, zu den Kosten der Sause, und wir erklären, warum Basel auch eine Rolle spielt im Engadin.
Zum fünften Mal finden die Weltmeisterschaften der alpinen Skirennläufer und Läuferinnen in St. Moritz statt (6. bis 19. Februar). Das Oberengadin war bereits 1934, 1974 und zuletzt 2003 Schauplatz der WM, dazu kommen die Olympischen Winterspiele 1948, die beim internationalen Skiverband FIS auch als Weltmeisterschaft gelten. Keine andere Station hat mehr als drei Mal die Titelkämpfe beherbergt.
Insgesamt finden alpine Weltmeisterschaften zum achten Mal in der Schweiz statt. Bisherige WM-Orte waren ausserdem Mürren (1931, 1935), Engelberg (1938) sowie Crans-Montana (1987).
Wie sieht das Rennprogramm aus?
Am Dienstag um 12 Uhr geht es los mit dem Super-G der Frauen, am Mittwoch steigen die Männer mit dem gleichen Wettbewerb ein.
» Das gesamte Rennprogramm finden Sie am Schluss des Artikels.
Wo wird gefahren?
Alle Rennstrecken schlängeln sich den St. Moritzer Hausberg Corviglia hinunter nach Salastrains, wo im Zielbereich temporäre Tribünen für 5000 Zuschauer aufgebaut worden sind.
Die WM-Rennstrecken am St. Moritzer Hausberg Corviglia. (Bild: stmoritz2017.ch)
Das Skigebiet in St. Moritz lässt sich auch via Webcams auf dieser interkativen Karte erkunden.
Auf 2840 Metern gelegen ist der spektakuläre Start der Männer-Abfahrt (Rennen am Samstag, 11. Februar). Gestaltet wurde dieser Startbereich für die WM 2003 unter Federführung von Bernhard Russi. Über 187 Stufen erreicht man eine Plattform, von der sich die Fahrer fast senkrecht ein 45-Grad-Gefälle hinunterstürzen und vor der ersten Biegung auf 140 Kilometer pro Stunde beschleunigen. Die Pista Corviglia hat damit den steilsten Start der Welt – und der wird «Freier Fall» genannt.
Freier Fall: Der Start der Männer-Abfahrt gilt als der steilste überhaupt im Skirennzirkus. (Bild: stmoritz2017.ch)
Gibt es noch Tickets?
60 Prozent der Tickets sind im Vorverkauf weggegangen. Nachdem 2003 insgesamt 170’000 Besucher gezählt wurden, rechnen die Organisatoren dieses Mal mit 140’000 Zuschauern. Stehplätze im Zielbereich kosten von 40 Franken an aufwärts (Jugendliche: 25.-), und ein Tribünen-Stehplatz 75 Franken (40.-). Am Streckenrand sind Skitouristen zu freiwilligen Spenden aufgerufen (20.- oder 10.-).
» Informationen zu Anfahrt und Tickets gibt es auf der Website der WM.
Ist St. Moritz parat?
Und wie! Die WM wurde wie anderswo auch als Chance begriffen, in die Infrastruktur zu investieren. Andererseits will man auch am Image schrauben und zeigen, dass der Weltkurort nicht nur dem Stelldichein der Schönen und Reichen dient, sondern hier Ferien für jedes Budget möglich sind.
Scheint auch nötig zu sein: Die «Frankfurter Allgemeine Zeitung» hat erst kürzlich ziemlich schonungslos geurteilt: «Seit Jahren geht es stetig bergab mit dem einst so mondänen Skiort.»
Solche Bilder hätte St. Moritz gerne wieder: Der Zielbereich in Salastrains bei der letzten WM 2003. (Bild: stmoritz2017.ch)
Was kostet die WM-Sause?
Mit rund 80 Millionen Franken wird das gesamte Budget dieser Weltmeisterschaften beziffert. Bei der Vergabe 2012 (in Kangwonland/Südkorea), als sich St. Moritz gegen Åre/Schweden durchsetzte, betrug die provisorische Rechnung noch 68 Millionen Franken. Die Gemeinde St. Moritz steuert zwölf Millionen Franken zum Budget bei.
» Weitere Zahlen und Fakten zur WM, zusammengetragen vom «Kurier» in Österreich
Wer sind die Favoriten?
Mit dem Norweger Kjetil Jansrud in der Abfahrt, mit dessen Landsmann Henrik Kristoffersen im Slalom und natürlich Marcel Hirscher (Slalom und Riesenslalom) muss man rechnen. Ebenso mit dem französischen Riesentorlaufspezialisten Alexis Pinturault. Ansonsten wird es wie immer sein bei Titelkämpfen: Überraschungssieger gibt es immer wieder.
Bei den Frauen war die Slowenin Ilka Stuhec die herausragende Fahrerin des Winters in den Speeddisziplinen, und mit Drama-Queen Lindsey Vonn muss man auf ihrer Comebacktour rechnen. Eine grössere Favoritenrolle wie die für Mikaela Shiffrin im Slalom gibt es kaum: Nach WM-Titeln 2013 und 2015 sowie dem Olympiasieg 2016 führt der Sieg nur über die US-Amerikanerin.
Und was darf man von den Schweizern erwarten?
Lara Gut (Bild: Keystone/GIAN EHRENZELLER)
Insgesamt hat Swiss-Ski 24 Athleten für die Heim-Titelkämpfe nominiert – 13 Männer und 11 Frauen.
Das heisseste Eisen ist Lara Gut und ihre erste Gelegenheit bietet sich bereits am ersten Renntag, dem Dienstag. Im Super-G ist die Tessinerin, die Gesamtweltup-Siegerin 2015/16, mit drei Siegen die erfolgreichste Fahrerin der Saison. In der Männer-Abfahrt ruhen die grössten Hoffnungen auf Beat Feuz und im Slalom der Frauen auf Wendy Holdener.
» Der «Tagesanzeiger» über die Erwartungen an die Schweizer und den Druck für Lara Gut
Wo kann man das alles schauen?
72 Stunden sendet das Schweizer Fernsehen aus St. Moritz. Da wollen die österreichischen Kollegen vom ORF nicht nachstehen und erhöhen auf 80 Stunden. Auf Eurosport wird man ausserdem bedient.
Seine Abschiedsrunde dreht beim SRF das Kommentatorenduo Matthias Hüppi (58) und Bernhard Russi (68), die 31 Winter lang die Schweizer am TV-Gerät beglückt haben. Dafür gibts jetzt Late-Night mit Steffi Bucheli, für die extra ein Iglu gebaut wurde. So versteht man auch besser, warum die WM den Sender 12,5 Millionen Franken kostet.
Wie günstig man mit Gebührengeldern umgehen kann, zeigt ein anderes Beispiel: In Gedenken an den 2016 im Alter von 96 Jahren verstorbenen Jack Günthard, den Kultturner der Nation, gibts jetzt täglich um 18.15 Uhr aus dem Archiv: «Fit mit Jack».
Spielt Basel eine Rolle in St. Moritz?
Frank Wassermann
Auf den Rennpisten nicht, dafür vielleicht daneben und auf jeden Fall beim Après-Ski. Die in Basel domizilierte Wassermann & Company AG – jedem bekannt, der schon mal ein Heimspiel des FC Basel im Hospitalitybereich des St.-Jakob-Park verbracht hat – wurde in einer internationalen Ausschreibung zum VIP-Caterer dieser WM bestimmt.
CEO Frank Wassermann, der über reichhaltige Erfahrung im Catering bei Grossevents verfügt (unter anderem Fussball-WM 2006, Ski-WM 2013 in Garmisch-Partenkirchen), wird in einem doppelstöckigen Zelt auf 2000 Metern Höhe insgesamt 14’000 sogenannte VIP-Gäste bekochen und betreuen. Das Equipment wurde mit 14 Sattelschleppern den Berg hinaufgekarrt.
Was hat es mit der riesigen Skulptur auf sich?
Er überragt den Medaillenplatz inmitten von St. Moritz: Als Hommage an einen grossen Skisportler haben die Gastgeber keine Kosten (rund eine halbe Million Franken) gescheut. Der einheimische Slalom-Olympiasieger von 1948, Edy Reinalter, bekannt für seinen Hüftknick, wurde aus 637 dreieckigen Mehrschicht-Holzplatten zusammengesetzt. Die Skultpur ist 19 Meter hoch und sechs Tonnen schwer geworden. » Die Entstehung der Skulptur
Spielt das Wetter mit?
Jetzt, wo sie ihn in St. Moritz eigentlich nicht mehr unbedingt brauchen konnten, kam der Schnee. Deshalb mussten am Montag auch die Abfahrtstrainings abgeblasen werden. Ansonsten sieht die Prognose für die nächsten Tage nicht schlecht aus – ausser die gefürchtete Maloja-Schlange kommt um die Ecke.
Die Wetterprognosen für die erste WM-Woche. (Bild: wetter.com)
Mehr Informationen zur Ski-WM Der ewige Medaillenspiegel der Ski-Weltmeisterschaften |
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44. Alpine Ski-WM in St. Moritz – das Programm | ||
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Di, 7. Februar | 12.00 | Frauen, Super-G |
14.00 | Männer, Abfahrtstraining | |
Mi, 8. Februar | 12.00 | Männer, Super-G |
14.00 | Frauen, Abfahrtstraining | |
Do, 9. Februar | 10.30 | Frauen, Abfahrtstraining |
12.30 | Männer, Abfahrtstraining | |
Fr, 10. Februar | 10.00 | Frauen, Kombination, Abfahrt |
13.00 | Slalom | |
Sa, 11. Februar | 12.00 | Männer, Abfahrt |
14.00 | Frauen, Abfahrtstraining | |
So, 12. Februar | 12.00 | Frauen, Abfahrt |
14.00 | Männer, Training Kombinationsabfahrt | |
Mo, 13. Februar | 9.30/13.00 | Frauen, Riesenslalom, Qualifikation (in Zuoz) |
10.00 | Männer, Kombination, Abfahrt | |
13.00 | Slalom | |
Di, 14. Februar | 12.00 | Nationen Team-Event |
Mi, 15. Februar | keine Rennen | |
Do, 16. Februar | 9.30/13.30 | Männer, Riesenslalom, Qualifikation (in Zuoz) |
9.45 | Frauen, Riesenslalom, 1. Lauf | |
13.00 | 2. Lauf | |
Fr, 17. Februar | 9.30/13.00 | Frauen, Slalom, Qualifikation (in Zuoz) |
9.45 | Männer, Riesenslalom, 1. Lauf | |
13.00 | 2. Lauf | |
Sa, 18. Februar | 9.30 | Männer, Slalom, Qualifikation (in Zuoz) |
9.45 | Frauen, Slalom, 1. Lauf | |
13.00 | 2. Lauf | |
So, 19. Februar | 9.45 | Männer, Slalom, 1. Lauf |
13.00 | 2. Lauf |