Der FC Basel steht vor dem Spitzenspiel am Sonntag gegen die Young Boys (16 Uhr, St.-Jakob-Park). Wenn man aber wie die Basler bei der Niederlage gegen Belenenses seinen Job nicht macht, muss man sich nicht mit dem nächsten Gegner auseinandersetzen, sagt Trainer Urs Fischer.
So kritisch wie am Freitagmorgen habe er sich noch nie an seine Mannschaft wenden müssen, sagt Urs Fischer. Nicht nach dem Ausscheiden aus der Champions League, nicht nach der ersten Saisonniederlage gegen die Young Boys, nicht nach dem Unentschieden gegen den FC Zürich.
Notwendig machten Fischers klare Worte die erste Niederlage im St.-Jakob-Park. Mit 1:2 scheiterte der FC Basel in der Europa League. Und das nicht gegen einen übermächtigen Gegner, sondern gegen den vermeintlich kleinen FC Os Belenenses, Dreizehnter der portugiesischen Liga.
«Unsere Leistung war ungenügend. Und dieser Eindruck ist während der Analyse nicht besser geworden.» Es ist für Fischer zumindest eine erfreuliche Erkenntnis, dass sich seine Einschätzungen aus den Minuten direkt nach dem Spiel bestätigt haben. Was für ihn sonst bleibt, ist vor allem das Urteil zu den «ganz schlechten 30 Minuten zwischen dem 1:0 und der Pause».
Fischer: «Ich habe von keinem Spieler eine klare Antwort erhalten»
Was seine Mannschaft konkret nicht gut umgesetzt hat, will Fischer nicht öffentlich diskutieren. Und möglicherweise braucht die Mannschaft Zeit, sich dieser Leistung bewusst zu werden. Jedenfalls sagt Fischer: «Ich habe die Mannschaft gefragt, was wir falsch gemacht haben. Eine klare Antwort habe ich von keinem erhalten.»
Sauer seien alle gewesen, und fehlenden Willen wolle er keinem unterstellen, sagt Fischer. «Nach wie vor habe ich keine Erklärung für diesen Einbruch.»
Dass diese Niederlage in der Europa League, die nichts an der Tabellenführung des FCB in der Gruppe I ändert, an diesem Freitag das Hauptthema ist, erstaunt. Schliesslich steht am Sonntag im St.-Jakob-Park das Spitzenspiel gegen die Young Boys an. «Wenn man seinen Job nicht macht, braucht man aber nicht über den nächsten Gegner zu reden», erklärt Fischer.
Erster Rückschlag für YB unter Adi Hütter
Der Trainer sagt nur so viel: «Wir müssen am Sonntag eine Reaktion zeigen. Gegen eine Mannschaft, die wendig agiert und mit viel Tempo Fussball spielt.» Gegen eine Mannschaft, die den FCB als erste in dieser Saison bezwungen hat.
Inzwischen haben die Berner beim Unentschieden gegen den FC Vaduz einen ersten kleinen Rückschlag unter dem neuen Trainer Adi Hütter hinnehmen müssen. In Basel bleibt derweil vor allem in Erinnerung, wie die Berner im eigenen Stadion gegen den Meister gewonnen haben – in einem berauschenden Spiel, das 4:3 für Gelbschwarz endete.
Breel Embolos Einsatz ist nicht ausgeschlossen
Für die Revanche steht Fischer möglicherweise gar Breel Embolo zur Verfügung. Jedenfalls gab es am Freitag Entwarnung, nachdem am Donnerstag bei der verletzungsbedingten Auswechslung des 18-Jährigen Schlimmstes befürchtet worden war.
Zwar würde es überraschen, stünde Embolo nach einer Quetschung im rechten Knie gegen YB bereits wieder auf dem Platz. Ganz auszuschliessen ist es aber nicht, und bei einem Vorsprung von neun Punkten auf die Berner muss der FCB nicht jedes Risiko eingehen.
Gleiches gilt für Torhüter Tomas Vaclik. Ob Germano Vailati, der Vaclik gegen Belenenses ersetzt hat, nochmals das Basler Tor hütet, entscheidet Fischer am Samstag nach dem Abschlusstraining.
Entspannung an der Verletzungsfront
Überhaupt zeichnet sich Entspannung ab, was die Verletzten betrifft. Daniel Hoegh und Adama Traoré stehen am Sonntag zwar noch nicht zur Verfügung, haben am Donnerstag aber erstmals wieder mit der Mannschaft trainiert. Und auch Jean-Paul Boëtius, der an Hüftproblemen leidete, steigert die Intensität in den Einheiten.
Mit diesen guten Neuigkeiten aus der medizinischen Abteilung beginnen für den FCB die Tage nach der Niederlage gegen Belenenses. Und am Sonntag könnte sich Fischer vor seiner persönlichen Rekordkulisse im St.-Jakob-Park von diesem Rückschlag erholen: 30’000 Tickets waren am Freitag abgesetzt.
Diese Zuschauer erwarten zweierlei: Erstens, dass sich der FCB von der Europa-League-Niederlage erholt hat. Und zweitens, dass er sich für das 3:4 im Stade de Suisse gegen die Young Boys revanchiert.
Gelingt das dem FCB nicht, dürfte Urs Fischers Analyse am Morgen nach dem Spiel erneut kritisch ausfallen.