Das frühe Führungstor durch Michael Lang war ein Auftakt nach Mass für den FC Basel in der Europa League, der Rest eine einzige Enttäuschung. Mit der 1:2-Heimniederlage handelt sich der FCB im dritten Gruppenspiel eine grösstmögliche Blamage gegen Os Belenenses ein.
Portugiesisches Überraschungsei in Basel: Die Belenenses-Spieler feiern ihren völlig unerwarteten Auswärtssieg beim FCB.
(Bild: Keystone/PETER SCHNEIDER)Dabei fing alles prima an: Michael Lang erzielt per Kopf auf Eckball von Matias Delgado die Basler Führung in der 15. Minute.
(Bild: Keystone/GEORGIOS KEFALAS)Das Basler Führungstor aus einer anderen Perspektive.
(Bild: Keystone/GEORGIOS KEFALAS)Dritter Treffer im 15. Europacupspiel: Michael Lang, rechts daneben Breel Embolo.
(Bild: Keystone/PETER SCHNEIDER)Die Freude über das Führungstor währte bei den Baslern nicht lange – dann folgte der Systemkollaps.
(Bild: Keystone/GEORGIOS KEFALAS)Der Ausgleich: Zdravko Kuzmanovic schaut zu, wie Luis Leal aus 25 Metern volley Mass nehmen kann.
(Bild: Keystone/PETER SCHNEIDER)Der 28-jährige Luis Leal war mit 18 Europacupspielen der international erfahrenste Spieler von Belenenses in Basel. Er erzielte seinen vierten internationalen Treffer zum 1:1-Ausgleich und bereitete das Siegtor der Portugiesen vor.
(Bild: Reuters/ARND WIEGMANN)Sein zweiter Einsatz beim FCB in einem Europacupspiel – Germano Vailati erlebte einen bitteren Abend und konnte seiner Mannschaft nicht helfen.
(Bild: Keystone/GEORGIOS KEFALAS)Textilvergehen: Walter Samuel im Zweikampf mit Tiago Silva.
(Bild: Reuters/ARND WIEGMANN)Schwerer Stand: Marc Janko im Zweikampf mit Belenenses-Captain Goncalo Brandao.
(Bild: Reuters/ARND WIEGMANN)Damit haben die wenigsten gerechnet: Der FC Basel erleidet einen Systemkollaps und lässt sich vom Aussenseiter aus der portugiesischen Hauptstadt düpieren. Dabei schien die Partie mit dem Kopfballtor von Michael Lang auf einen Corner von Matias Delgado in der 15. Minute ihren erwarteten Verlauf zu nehmen.
Belenenses verteidigte sehr tief und machte nicht den Anschein, den Schweizer Meister in Verlegenheit bringen zu können. Das besorgte er jedoch selbst: Marek Suchys ungenügende Kopfballabwehr lud Luis Leal in der 27. Minute zum Ausgleichstor ein. Der bullige Torjäger der Portugiesen traf mit einem Volleyschuss aus 25 Metern.
So liess sich der FCB vor dem zweiten Treffer der Portugiesen aushebeln. (Bild: Screenshot SRF/Montage: Samuel Waldis)
Danach verlor der FCB den Faden völlig. Und bekam noch vor der Pause die Quittung. In der Nachspielzeit entwischte Luis Leal am rechten Flügel und bediente Kuca mustergültig – Germano Vailati als Vertreter des verletzten Tomas Vaclik im FCB-Tor war ein zweites Mal geschlagen.
In der zweiten die erste Halbzeit noch unterboten
Eine Reaktion gelang dem FCB nach dem Seitenwechsel gegen jetzt leidenschaftlich ihren Vorsprung verteidigende Gäste nicht. Im Gegenteil: Er unterbot vor 17’275 Zuschauern im St.-Jakob-Park die schon schwache erste Halbzeit noch.
Urs Fischer sieht das etwas anders und kritisiert vor allem die 30 Minuten vor der Pause: «Wir haben den Spielbetrieb eingestellt.» Die Bemühungen seiner Mannschaft nach der Pause fand der FCB-Trainer in Ordnung, bedient war er hinterher aber dennoch: «Wir sind auf dem Boden der Realität angekommen.»
Ein aus haarscharfer Abseitsposition erzieltes und aberkanntes Tor von Delgado nach einem Gewaltsschuss von Taulant Xhaka an den Querbalken (65.) und eine von Gästekeeper Ventura vereitelte Grosschance für den eingewechselten Luca Zuffi (86.) waren in den zweiten 45 Minuten die einzigen nennenswerten Chancen des in allen Belangen enttäuschenden FCB.
Embolo mit Knie-Schmerzen ausgeschieden
Schreckmoment: Breel Embolo muss verletzt vom Platz. Eine genaue Diagnose steht noch aus. (Bild: Keystone/GEORGIOS KEFALAS)
Zu allem Überfluss schied Breel Embolo in der 58. Minute ohne Fremdeinwirkung mit starken Schmerzen am rechten Knie aus. Der erste Befund der Team-Ärzte Felix Marti und Markus Weber lautet nach Auskunft von Fischer, dass die Bänder nicht betroffen sein dürften. Eine genauere Diagnose allerdings steht noch aus. «Wir müssen die Nacht abwarten», so Fischer.
Das Lazarett beim FCB ist ohnehin schon gross genug und wurde durch Philipp Degens Schulteroperation erweitert, und am Sonntag kommen die Young Boys zum Spitzenkampf der Super League nach Basel. Bis dahin will Fischer «gewisse Dinge deutlich ansprechen». Denn: «Ohne Laufen, ohne Kampf, ohne Vorwärtsverteidigung, ohne Bewegung gegen den Ball geht es heutzutage nicht mehr. Wir haben versucht, den Gegner ohne Rhythmus auszuspielen.»
Letztendlich erwies sich das frühe Gegentor als süsses Gift, schien sich doch die Mannschaft in Sicherheit zu wiegen gegen einen Gegner, der in der internationalen Hackordnung weit hinter dem Schweizer Serienmeister rangiert. Dass die Mannschaft den Schalter nicht mehr umlegen konnte, obwohl eine Halbzeitpause dazwischen lag, muss vor allem dem Trainer zu denken geben.
Fischers Kollege Ricardo Sá Pinto freute sich über die «beste Saisonleistung» seiner Mannschaft, war stolz über einen Sieg «gegen einen Gegner von internationaler Klasse» und betonte: «Wir haben nicht nur gewonnen, sondern auch schönen Fussball gezeigt.»
So kümmerlich wie sich der FCB präsentierte, allen voran Zdravko Kuzmanovic und Shklezen Gashi, die ihr Formtief betonten und wirkungslos blieben, so bemerkenswert war, wie das Publikum im St.-Jakob-Park reagierte: Musste sich die Mannschaft gegen Lech Posen beim komplizierten, aber letztendlich souveränen 2:0 Pfiffe gefallen lassen, war es diesmal Langmut, der die dürftige Vorstellung begleitete. Oder eine Art Fassungslosigkeit, wie der hohe Favorit sich eine grösstmögliche Peinlichkeit leistete.
Die andere Überraschung: Florenz verliert auch
Weil Basel nicht die einzige unliebsame Bescherung dieses Europa-League-Abends erlebte, gibt es in Gruppe I eine erstaunliche Wende: Paulo Sousas Fiorentina, die schon gegen Basel daheim verloren, vor drei Wochen bei Belenenses aber mit 4:0 überzeugt hatte, unterlag Lech Posen vor eigenem Publikum ebenfalls mit 1:2.
Damit sind die Italiener, Tabellenführer der Serie A, international sogar auf den letzten Platz abgerutscht. Und die Basler Gruppe entwickelt sich spannender, als man das je angenommen hatte.
«Schade», sagt Fischer zur verpassten Chance, auf der europäischen Bühne die perfekte Ausgangslage zu nutzen, «und wenn man sich am Ende an der eigenen Nase packen muss, dann ist es umso ärgerlicher.»
Die Stimmen zum Spiel:
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