Was die FCB-Mitglieder an der Generalversammlung erwartet

Am Montagabend legt die neue Klubführung des FC Basel vor den Mitgliedern Rechenschaft ab nach dem Jahr des grossen Umbruchs. Die FC Basel 1893 AG schloss ihre Rechung nur durch einen Griff in die Sparbüchse mit einem Gewinn ab. Nach dem Rücktritt von CEO Jean-Paul Brigger plant Präsident Bernhard Burgener vorerst keine Neubesetzung.

Zum dritten Mal treffen sich die Mitglieder des FC Basel am Montag zu einer Generalversammlung im St.-Jakob-Park.

Das Wichtigste in Kürze:

  • Präsident und Mehrheitseigner Bernhard Burgener sieht den FC Basel mit dem neuen Konzept grundsätzlich auf gutem Weg, wie er in seinem Jahresbericht an die Mitglieder schreibt.
  • Nach dem Rücktritt von Jean-Paul Brigger als Delegierter des Verwaltungsrates will Burgener den freien Platz im Gremium nicht neu besetzen. 
  • Finanziell weist Burgener für due FC Basel 1893 AG eine halbe Million Franken Gewinn aus – dank hohen Einnahmen aus der Champions League und buchhalterischen Massnahmen.
  • Beim Werben neuer Vereinsmitglieder ist die 10’000er-Marke nahezu geknackt. Hingegen wurden 5 Prozent weniger Jahreskarten verkauft, und die No-Show-Quote im Stadion kletterte auf 29 Prozent.
  • Der Kritik zum Trotz hält Burgener am Bereich eSports fest. Dieser beschert dem FC Basel neue Sponsoren.

Das Fazit: Burgener sieht Konzept umgesetzt

Eine sportlich «leichte Schieflage» im Herbst und eine «grossartige Kampagne» in der Champions League – so fasst Bernhard Burgener das zweite Hälfte 2017 und somit das erste halbe Jahr unter seiner Präsidentschaft, in seinem Bericht an die Mitglieder zusammen.

Bernhard Burgener, hier an der Generalversammlung im Juni 2017, als er zum Nachfolger von Bernhard Heusler als Präsident des FC Basel gewählt wurde.

Den verpassten Meistertitel hat Burgener vor zwei Wochen bei der sportlichen Bilanz-Medienkonferenz als «Momentaufnahme» bezeichnet: «Wir haben einen Dämpfer erhalten. Das tut uns und der ganzen Liga gut. Jetzt müssen wir wieder hungrig sein.» Für die Transferperiode hat der FCB angekündigt, das Team zusammenhalten zu wollen, und angesichts der Hektik, die im Winter geherrscht hatte, betont Burgener nun mit Blick auf die kommenden drei Monate: «Ich will keinen riesigen Spekulationszirkus.»

Grundsätzlich sieht der Präsident und Mehrheitseigner den FCB «auf einem guten Weg» und «freut sich sehr», dass die «Konzept-Idee mit dem Einsatz junger Spieler aus dem eigenen Nachwuchs» umgesetzt worden ist.

Als «grosses und zentrales Anliegen» bezeichnet Burgener ein «gutes Einvernehmen» mit den Fans. Aus deren Reihen ist Kritik laut geworden, vor allem im eSports-Bereich. An diesen Aktivitäten will der Präsident festhalten. Im Jahresbericht ist von einer «Vorreiterrolle» die Rede, die der FC Basel schweizweit einnehme, und Burgener unterstrich an anderer Stelle: «Als ich hierher kam, habe ich gesagt: Ich will eSports haben. Wir suchen den Dialog mit den Fans, man muss Lösungen finden, aber wir können uns nicht allem Neuen verschliessen. Das geht nicht.»

Die Finanzen: Mit Rückstellungen und Achtelfinal-Einnahmen zum Gewinn

Nach dem Ausnahmejahr 2016 mit Rekordtransfers (61 Millionen) und Rekordumsatz (132 Millionen) hat der FC Basel im 2017 Umsatzerlöse in Höhe von 88,5 Millionen Franken erzielt. Vor allem mit den 8,14 Millionen Transfereinnahmen erreichte der FCB die budgetierten Ziele (22 Millionen) nicht. Die 25 Millionen Franken, die im Januar mit den Transfers von Manuel Akanji und Renato Steffen erzielt wurden, fliessen in die Rechnung 2018.

Einige Rechnungsposten weisen nach oben, wie die Personalkosten, die in der ersten Mannschaft durch Spielerprämien (Doublegewinn, Champions-League-Teilnahme) und Abfindungen (Meistertrainer Urs Fischer) um zwölf Prozent auf 40 Millionen Franken kletterten. Insgesamt betrug der Personalaufwand für 205 Mitarbeiter (Vorjahr: 208) 49,9 Millionen Franken. Das Verhältnis von Personalaufwand zum Gesamtumsatz betrug 56 Prozent. Als ideal beziffert der FCB 50 Prozent.

Bei seiner seit zwei Jahren laufenden Mitglieder-Werbeaktion ist der FCB fast am gesteckten Ziel: Von 7900 wuchs die Zahl der Mitglieder per Ende 2017 auf 9800 an. Und auch bei der Vermarktung kann der Klub auf treue Partner zählen. 83 der 86 Positionen umfassenden Sponsorenpyramide sind besetzt. Neue Marken konnten für den Bereich eSports begeistert werden, und im Geschäftsbericht heisst es weiter: «Mit grossem Fokus wird die digitale Vermarktung vorangetrieben.»

https://tageswoche.ch/allgemein/im-aufwaertstrend-der-zahlen-geht-es-beim-fcb-bergab/

Rückläufig sind derzeit wichtige Kennzahlen wie der Verkauf der Jahreskarten (22’434) um minus fünf Prozent, die Zuschauerzahl in der Super League um 2,4 Prozent und die Ticketingeinnahmen von 26,74 Millionen Franken (Vorjahr: 28,5) und der Verkauf der Hospitality-Plätze ist um minus 30 Prozent eingebrochen. Damit einhergehend ist die No-Show-Quote auf 29 Prozent gestiegen. Das heisst: durchschnittlich 7800 Personen mit einer gekauften Eintrittskarte bleiben einem Heimspiel fern.

Dennoch weist die Jahresrechnung einen Gewinn von 578’000 Franken aus. Zum einen fielen die Einnahmen in der Champions League mit 32,09 Millionen Franken deutlich höher aus als budgetiert. Allerdings sind auch schon die sechs Millionen Euro, die der FCB als Prämie für das Erreichen der Achtelfinals erhielt, in die Rechnung 2017 eingeflossen. In der Vergangenheit hat das die Klubführung jeweils erst im Folgejahr in Anschlag gebracht.

Ausserdem sind aus dem Posten «Rückstellungen für Ersatzbeschaffungen von Transferrechten», eine Art Sparbüchse für den Klub, die 2016 mit 22 Millionen Franken gefüllt war, 8,876 Millionen aufgelöst worden.

Mit anderen Worten: Eigentlich wäre unter dem Jahr 2017 ein betriebswirtschaftlicher Verlust gestanden, der je nach Betrachtung rund acht Millionen und ohne die Achtelfinal-Prämie über 13 Millionen Franken betragen hätte.

https://tageswoche.ch/sport/fuer-einen-kleinen-gewinn-des-fcb-muss-burgener-an-den-speck/

Mit dem Gewinn, den Burgener in seiner Erfolgsrechnung ausweist, ist das Eigenkapital der FC Basel 1893 AG auf 16,362 Millionen Franken angestiegen. Das Eigenkapital der FCB Holding AG beträgt 22 Millionen Franken.

Bei der Übernahme der Aktien vor einem Jahr ist das Eigenkapital der beiden AGs eingefroren worden und kann somit nicht aus dem Kreislauf des Klubs abgezogen werden. Das war eine der Einschränkungen, die der neue Mehrheitseigner Bernhard Burgener beim Kauf eingegangen ist. Wie er auch die Defizitgarantie für den FC Basel Verein übernommen hat. Für 2017 wurden 1,28 Millionen fällig – fast 600’000 Franken mehr als im Jahr zuvor.

Die Wahlen: Briggers Platz bleibt frei

Eigentlich hatte Burgener vor 14 Tagen angekündigt, dass keine personellen Veränderungen geplant seien. Und er wollte Jean-Paul Brigger, seinen Delegierten des Verwaltungsrates, auch nicht in einem zweiten Anlauf für den Vereinsvorstand kandidieren lassen, nachdem der Walliser vor einem Jahr bei den Wahlen durchgefallen war.

Die Situation hat sich verändert, als am Freitag bekannt wurde, dass Brigger auf eigenen Wunsch den FC Basel verlässt. Am Samstag sagte Burgener gegenüber der TagesWoche, dass er vom Entschluss Briggers überrascht worden sei. Er habe vergeblich versucht, den 60-Jährigen zum Weitermachen zu bewegen. In seinem Jahresbericht hat Burgener das einjährige Wirken Briggers als CEO als «ruhig und besonnen» dargestellt.

https://tageswoche.ch/allgemein/der-fcb-und-brigger-gehen-getrennte-wege-ein-ende-das-niemanden-ueberrascht/

Vorerst will Burgener den freigewordenen Posten nicht neubesetzen. Im Organigramm der FC Basel 1893 AG rangiert somit Roland Heri, der Mitte April als Ergebnis einer internen Analyse zum Chief Operations Officer (COO) aufgestiegen war, über sieben Direktoren.

Neben Burgener als Präsidenten gehören Peter von Büren, Marco Streller, Benno Kaiser, Reto Baumgartner und Dominik Donzé dem Vereinsvorstand an. Im Verwaltungsrat der FC Basel 1893 AG sitzen neben Burgener nun nur noch vier weitere Verwaltungsräte: Patrick Jost, Marco Streller, Alex Frei sowie Massimo Ceccaroni. Brigger hatte in diesem Gremium die Funktion des Vizepräsidenten.

Seinen Mitstreitern stellte Burgener vor zwei Wochen, am Rande der sportlichen Bilanz-Medienkonferenz, ein blendendes Zeugnis aus: «Das Team im Vereinsvorstand ist gut, und die Zusammenarbeit, auch mit dem Verwaltungsrat, ist perfekt.»

Die 124. Generalversammlung des FC Basel findet am Montag, 4. Juni, um 18.30 Uhr im St.-Jakob-Park statt.

https://tageswoche.ch/sport/der-neue-fcb-praesident-burgener-muss-erste-schlappe-einstecken/

Nächster Artikel