So gut positioniert war der FC Basel noch nie im europäischen Fussball – und nun winken neben sportlichem Ruhm weitere Millionen. 14 Millionen wären ihm mit dem Einzug in die Champions League garantiert, und selbst wenn der FCB im Playoff gegen Maccabi Tel Aviv scheitert, hat er schon mehr Geld auf sicher als 2002 bei seiner ersten Teilnahme.
Zum einen ist da die Stellung, die sich der FC Basel im europäischen Vergleich erarbeitet hat. Auf Platz 15 in der Uefa-Fünfjahresrechnung wird Basel geführt, die Plätze zwischen dem FCB und Real Madrid an der Spitze belegen nur noch ganz grosse Vereine. Hinter ihm rangieren schillernde Namen wie der FC Sevilla, die beiden Clubs aus Manchester, Olympique Lyon, die beiden Mailänder Traditionsclubs, Ajax, Dynamo Kiew und so weiter.
Am Mittwoch, 20.45 Uhr, empfängt der FC Basel den israelischen Meister Maccabi Tel Aviv im St.-Jakob-Park. Das Rückspiel findet kommenden Dienstag statt (20.45 Uhr, MESZ).
So gut lag der FC Basel – geschweige denn ein anderer Schweizer Club – noch nie in diesem Ranking. Und wenn man sich vor Augen hält, dass allein in den «big five» genannten grossen Ligen Europas (England, Spanien, Deutschland, Italien, Frankreich) 98 Vereine mit glänzenden Rahmenbedingungen konkurrieren, dazu noch Russland (mit Zenit St. Petersburg einen Rang hinter Basel platziert) oder eine Liga wie jene Portugals (mit Benfica als Fünftem im Ranking und Porto als Zwölftem), dann ist der Höhenflug des Meisters aus der Schweiz immer wieder erstaunlich.
Möglich gemacht hat dies auch das Geld, welches dem FC Basel durch seine internationalen Efforts in die Kasse gespült wurde. So steht in den Playoffs gegen Maccabi Tel Aviv nicht nur sportliches Renommee und die siebte Teilnahme an der Champions League auf dem Spiel, sondern wieder ein ordentliches Stück vom grossen Kuchen, den die Uefa mit ihrer «Nonplusultra Milchkuh» (NZZ) produziert.
Weil der Geldfluss der Fernsehsender und Sponsoren in die Champions League der Uefa und von dort weiter in die Vereine keine Grenzen zu kennen scheint, werden im beginnenden Zyklus bis 2018 erneut immense Steigerungsraten ausgewiesen.
Alle Beträge in Euro | CL = Champions League | EL = Europa League | * pro Saison | ** Gruppenphase | ||
Das Geld im Europacup | ||
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Neu (2015-’18) |
Alt (2012-’15) |
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Gesamteinnahme Uefa* | 2’240’000’000 | 1’662’000’000 |
Prämien-Ausschüttung CL/EL | 1’638’000’000 | 1’235’000’000 |
Prämien-Ausschüttung CL | 1’257’000’000 | 1’002’000’000 |
Prämien-Ausschüttung EL | 381’000’000 | 232’500’000 |
Pro Club |
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Prämie Playoff Sieger | 2’000’000 | 2’100’000 |
Prämie Playoff Verlierer | 3’000’000 | 2’100’000 |
Startprämie CL | 12’000’000 | 8’600’000 |
Startprämie EL | 2’400’000 | 1’300’000 |
Prämie pro Sieg CL** | 1’500’000 | 1’000’000 |
Prämie pro Remis CL | 500’000 | 500’000 |
Prämie pro Sieg EL** | 360’000 | 200’000 |
Prämie pro Remis EL | 120’000 | 100’000 |
K.o.-Runde |
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Prämie Achtelfinal CL | 5’500’000 | 3’500’000 |
Prämie 1/16 EL | 500’000 | 200’000 |
Prämie Achtelfinal EL | 750’000 | 350’000 |
Prämie Viertelfinal CL | 6’000’000 | 3’900’000 |
Prämie Viertelfinal EL | 1’000’000 | 450’000 |
Prämie Halbfinal CL | 7’000’000 | 4’900’000 |
Prämie Halbfinal EL | 1’500’000 | 1’000’000 |
Finale |
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Prämie Sieger CL | 15’000’000 | 10’500’000 |
Verlierer CL | 10’500’000 | 6’500’000 |
Prämie Sieger EL | 6’500’000 | 5’000’000 |
Verlierer EL | 3’500’000 | 2’500’000 |
Marktpool | ||
Einnahmen Marktpool CL | 482’900’000 | 430’900’000 |
Einnahmen Marktpool EL | 152’400’000 | 92’900’000 |
Über sechs Millionen hat der FCB jetzt schon auf sicher
Die neu geregelte Ausschüttung aus dem Füllhorn bedeutet, dass dem FC Basel jetzt schon 6,05 Millionen Euro sicher sind – ganz egal, ob er gegen Maccabi ein Bein auf den Boden bekommt. Schafft der FCB zum sechsten Mal den Sprung in die Gruppenphase der Königsklasse, sind ihm 14 Millionen Euro (zwei Millionen für den Playoff-Sieg, zwölf Millionen Startgage) garantiert – und egal, ob er anschliessend eines der sechs Gruppenspiele gewinnt (macht neu 1,5 Millionen Euro Prämie extra), unentschieden spielt (bringt immer noch eine halbe Million) oder verliert.
Scheitert der FCB, setzt sich der Zwischenverdienst aus der zentralen Vermarktung der Uefa wie folgt zusammen: 250’000 Euro sind jedem Landesmeister garantiert; 400’000 Euro gibt es für das Überstehen der dritten Qualifikationsrunde; drei Millionen Euro bekommt der Verlierer der Playoffs – also eine Million mehr als der Sieger, quasi als Trostpflaster – und obendrein fällt dieser Verlierer weich als Teilnehmer an der Gruppenphase der Europa League. Dort gibt es zwar nur 2,4 Millionen Startprämie, was aber immerhin fast doppelt so viel ist wie noch im Vorjahr.
Die wirtschaftliche Entwicklung in den europäischen Wettbewerben wird veranschaulicht, wenn man diese 6,05 Millionen, die dem FCB selbst bei einem Ausscheiden gegen Tel Aviv sicher wären, vergleicht mit der Startgage, die er 2002/2003 bei seiner erstmaligen Qualifikation zur Champions League erhielt: 5,5 Millionen Franken, was damals umgerechnet circa 3,75 Millionen Euro entsprach (zur Tabelle mit der Entwicklung der Prämien).
Im Füllhorn stecken jährlich 2,24 Milliarden Euro
Seither ist die Champions League – und in ihrem Schatten die Europa League (vormals Uefa-Cup) noch einmal enorm gewachsen. Bis 2018 schüttet die Uefa pro Saison 2,24 Milliarden Euro aus. Das Verhältnis der Einnahmeverteilung von Champions League zu Europa League wurde von 4,3:1 auf 3,3:1 korrigiert, um die kleine Schwester zu stärken. 1,25 Milliarden – 25 Prozent mehr als bisher – gehen an die Vereine in der Champions League. 380 Millionen fliessen in die Europa League, was eine Steigerung um 64 Prozent bedeutet.
Die Wachstumsraten für das unverändert nachgefragte Produkt Live-Fussball sind das eine. Zum anderen bezeichnete Karl-Heinz Rummenigge in seiner Funktion als Vorsitzender der 214 Vereine umfassenden ECA (European Club Association) die im März vorgestellten Zahlen als «Beginn einer veränderten Zeitrechnung in unserer künftigen, langfristigen Zusammenarbeit mit der Uefa, wie im Übrigen auch mit der Fifa».
Im ständigen Tauziehen um Einfluss im Dreieck der Clubs, der nationalen Verbände sowie der internationalen Dachorganisationen sind die prall gefüllten Geldtöpfe und die Verteilungsschlüssel die besten Argumente, um zumindest vorläufig Frieden schliessen zu können. So wurde im Frühjahr ebenfalls bekannt, dass die Uefa für die Abstellung von Nationalspielern den Clubs bei der EM-Endrunde 2020 mindestens 200 Millionen Euro berappt (2016: 150 Millionen). Mit der Fifa hat sich die ECA unlängst auf eine Erhöhung der Gesamtsumme von 65,6 Millionen Euro (WM 2014) auf 195 Millionen für die Endrunde 2018 in Russland geeinigt.
Was in der Schweiz ankommt
Im laufenden Europacup-Wettbewerb ist also dem FC Basel eine der beiden Gruppenphasen ebenso garantiert wie dem FC Sion als Cupsieger ein Startplatz in der Europa League und damit 2,4 Millionen Prämie. Darum geht es in den Playoffs der Europa League auch für die Young Boys (gegen Karabach, den Meister Aserbaidschans) sowie den FC Thun (gegen Sparta Prag).
Schafft es der FC Basel in die Champions League, kommt neben den Ticketeinnahmen der drei Heimspiele (gegen sechs Millionen Franken) auch noch der Anteil aus dem sogenannten Marktpool hinzu. Clubs aus grossen Fernsehmärkten können da noch einmal auf 20 bis 30 Millionen Euro kommen. Vertreter aus einem kleinen Markt wie der Schweiz müssen sich vergleichsweise mit Brosamen begnügen. 2013/2014 erhielt der FC Basel 1,7 Millionen Euro aus diesem Topf, und nur der tschechische Meister Viktoria Pilsen bekam noch weniger (1,5 Millionen).
Die anderen Schweizer Clubs haben ein finanzielles Interesse an Siegen des FCB
Spielt der FCB in der Gruppenphase, profitieren davon die anderen Schweizer Clubs nicht nur aufgrund des Länderkoeffizienten – der der Super League nächsten Sommer wieder zwei Startplätze für die Qualifikation zur Champions-League garantiert sowie dem Meister den direkten Zugang. Durch das System der sogenannten Solidarzahlungen werden immerhin 112 Millionen Euro (ein Plus von 35 Prozent zum vorherigen Zyklus) unter jenen Vereinen verteilt, die nicht mit am Tisch sitzen, wenn der ganz grosse Kuchen aufgeteilt wird.
80 Prozent dieser 112 Solidar-Millionen gehen an die Verbände mit mindestens einem Teilnehmer an der Gruppenphase der Champions League. Ein Grund mehr für die Schweizer Konkurrenz, dem wirtschaftlich entrückten Krösus aus Basel nichtsdestotrotz ein bisschen den Daumen zu drücken.