«Wo luege mr d Schwiiz?»

Hopp Schwiiz! Aber wo die Nationalmannschaft gebührend feiern, wenn das Wohnzimmer zu klein ist? Wir haben ein paar Tipps. 

Fürs Protokoll: Diese Couch-Kartoffeln tragen deutsche Trikots. Aber es soll ja auch ein paar Schweizer mit Sympathien für den grossen Nachbarkanton geben… 

Die Frage dieser Tage lautet ja weniger, WO man ausserhalb der eigenen vier Wände die Fussball-WM schauen kann, sondern vielmehr: Wo wird sie NICHT gezeigt? Ausgehend vom Epizentrum in der Steinenvorstadt wird in der Stadt mehr oder weniger rund um die Uhr der Ball rollen und darüber geredet werden.

Wir haben ein paar Tipps zusammengestellt, die uns auf den Tisch geflattert sind oder von denen wir annehmen, dass sie den gewohnt angemessenen Rahmen für eine gepflegte Matchbegleitung bieten. Und nachdem die letzten Irritationen darüber, wer bis wann Fussball zeigen darf, beseitigt sind, mögen sie beginnen, die Spiele.

https://tageswoche.ch/stadtleben/wm-aerger-fuer-beizen-war-bloss-ein-denkfehler/

Der Klassiker: «Bar du Nord»

Fussball auf zwei Grossleinwänden, eine Stange und ein Paar Wienerli – das ist ein traditioneller Dreiklang im «Gare du Nord», dem Ort, der Grenzerfahrungen nicht nur bei seinen musikalischen Expeditionen bietet. Im Flügelgebäude des Badischen Bahnhofs bietet die «Bar du Nord» während der WM weitere Bildschirme im Konzertsaal und auf der Terrasse, dazu einen Grill, Flammekueche und weitere «Überraschungen» (O-Ton), wobei unklar ist, ob die WM-Ergebnisse gemeint sind oder was.

Die WM-Premiere: «didi:offensiv»

Im Oktober 2014, also kurz nach der letzten WM, startete die Fussball-Kulturbar didi:offensiv am Erasmusplatz und hat sich seither schon ein bisschen unentbehrlich gemacht am Fussballplatz Basel. Für ihre WM-Premiere haben die Pfister-Geschwister gemäss dem eigenen Anspruch nicht nur zusätzliche Bildschirme installiert (zwei draussen), zwei kleine Ausstellungen präpariert (die Russen beim FC Basel; Tschuttiheftli-Bilder vom Basler Grafiker Stevie Fiedler), russisches Bier und Wodka eingekauft. Dazu gibt es auch noch eine kleine russische Speisekarte. Motto: Za Futbol – auf den Fussball!

Der Bierpass: «Volta Bräu»

Mit einer Grossleinwand-Diagonale von 7,50 Meter (!) geht das «Volta Bräu» ins Turnier. Der Biergarten an der Voltastrasse 30 wird zur Sportarena ausgebaut und das Vollprogramm (Grill, Tippspiel und Co.) geboten. Ausserdem: ein 10er-Bierpass (je 3 dl plus Gratis-Grillwurst für 50 Franken), der das Schlangestehen am Zapfhahn verkürzen soll. Und einen kleinen Trost für alle daheimgebliebenen Italiener hat Betriebsleiter Gabriele Papale brauen lassen: das Italien Export.

Die Hinterhof-WM: «Das Viertel»

Wer schon mal Fussball im ehemaligen «Hinterhof» geschaut hat, wird die Atmosphäre auf dem Wolf zu schätzen wissen. Und den Rooftop-Blick übers Gundeli. Seit einem Jahr heisst das Ganze neu «Das Viertel», bewährt bleibt das Turnier-Programm mit Bildschirmen im Klub und auf dem Dach inklusive Che Que Lomo, dem legendären argentinischen Grill. Für Notfälle gibt es eine fussballfreie Zone (sic!). Wie im didi:offensiv wird auch an der Münchensteinerstrasse das Tschuttiheftli gefeiert: 64 Kicker-Porträts aus der Hand von 32 Künstlern können gekauft werden.

NT reloaded: «Altes Kraftwerk»

Das NT-Areal beherbergte mehrere sinnvolle Initiativen, bevor daraus das vollgepackte Wohnquartier Erlenmatt wurde. Eine davon kam pünktlich zu jedem Fussballturnier zurück und entwickelte sich zur stimmungsvollen Alternative zum nahen «Gare du Nord». Die Macher haben nun valablen Ersatz gefunden: Das alte Kraftwerk am Birsufer gleich ums Eck vom St.-Jakob-Park. Die Industriehalle bietet viel Platz und Flair, mehrere Gross-Leinwände und eine ordentliche Foodabdeckung. NT reloaded? Einen Test ists wert.

Gang in die Agglo: «Erster Stock»

Im besten Sinne familiär lassen sich sämtliche WM-Spiele im «Ersten Stock» beim Walzwerk bestreiten. Den Gang nach Münchenstein unternehmen durchwegs nette Leute, dazu ist die Dachterrasse mit Sicht auf Schienen und alte Industrie sowieso einen Besuch wert. Ob Deutschland–Brasilien oder Algerien–Südsudan ist komplett egal. Für kollektives Fantum fehlt der Platz, die Sympathien im 1. Stock werden ad hoc verteilt. Und lauschig wirds sowieso.

Wer sich unzureichend vorbereitet fühlt auf diese Weltmeisterschaft, dem seien  die über 200 prallen Seiten des WM-Sonderheftes von «11 Freunde» (9,60 Franken) ans Herz gelegt und auch das Spezial von «Zwölf» (8,50 Franken), dem Fussballmagazin der Schweiz. Beides am gut sortierten Kiosk erhältlich.

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