Basler Mumie ist die Ur-ur-ur-ur-ur-ur-ur-Grossmutter von Boris Johnson

Das Geheimnis der Mumie aus der Barfüsserkirche ist gelüftet: Sie lebte als Pfarrersfrau im 18. Jahrhundert und hat höchst prominente Vor- und Nachfahren.

Das Geheimnis der Basler Barfüssermumie ist gelüftet.

Was macht ein Fernsehteam von BBC World an einer Medienorientierung des Naturhistorischen Museums Basel? Die Journalisten haben sich auf die Spuren einer Vorfahrin des britischen Aussenministers Boris Johnson begeben. Catharina Bischoff heisst sie. Sie lebte von 1719 bis 1787 und verschiedene Umstände führten dazu, dass ihr Leichnam zur Mumie wurde.

Die nur 1.40 Meter kleine Frau, die an den Folgen einer Syphilis-Behandlung mit Quecksilber verstarb, hat noch weitere bedeutende Verwandte: So war sie auch mit dem legendären Basler Buchdrucker Johannes Froben verwandt.

Die zahlreichen Referenten sprachen an der Medienorientierung des Naturhistorischen Museums von einer «wissenschaftlichen Sensation» und von einem «grossen Glücksfall». 1975 wurde die Mumie bei der Sanierung der Barfüsserkirche ausgegraben. Es handelt sich um die «besterhaltene Schweizer Gruftmumie», wie Gerhard Hotz, Kurator der Abteilung Anthropologie sagte.

Eine Nachbildung der kleinen Catharina Bischoff mit ihrer Nachfahrin Rosemary Probst-Ryhiner.

Zwei Jahre lang haben verschiedene Forscher, darunter auch der Özi-Experte Albert Zink vom Institute for Mummies and the Iceman in Bozen, die Lebensgeschichte der Mumie rekonstruiert. Und dabei auch in Basel noch lebende Nachkommen aufgespürt.

Eine davon, Rosemary Probst-Ryhiner, war an der Medienorientierung anwesend. Der britische Verwandte, Boris Johnson, konnte wegen Brexit-Stress nicht nach Basel reisen, hiess es.

An der Identifizierung der Basler Mumie hat unter der Leitung des Naturhistorischen Museums eine internationale Forschergruppe mit Vertretern aus den unterschiedlichsten Disziplinen gearbeitet. Beteiligt waren neben dem Mumienspezialisten aus Bozen auch Forensiker, Anthropologen, das Basler Staatsarchiv und ehrenamtliche Ahnenforscher aus dem Bürgerforschungsprojekt Basel-Spitalfriedhof.

DNA-Proben von den Mumienzehen

Den Forschern kam der Umstand zugute, dass eine Grabstätte an dieser prominenten Stelle in der Kirche gesellschaftlich bedeutenden Persönlichkeiten und Klerikern vorbehalten war. Dennoch waren die Recherchearbeiten kein Kinderspaziergang. Die Hoffnung, über das Beerdigungsregister der Kirche leicht an den Namen heranzukommen, zerschlug sich, weil dieses Dokument grosse Lücken aufweist.

Den endgültigen Beweis für die Identität konnte nur dank DNA-Vergleichen mit noch lebenden Verwandten erbracht werden. Aber auch das war nicht so einfach, wie an der Medienkonferenz zu erfahren war: Denn die «mitrochondrialen» DNA-Proben von den Zehen der Mumie liessen nur Vergleiche in der weiblichen Verwandtschaftslinie zu. Die Ahnenforscher hatten wegen den Namensänderungen durch Heirat also einiges zu tun beim Durchstöbern der Familienarchive.

Die Mumie bleibt nun auch nach ihrer Identifizierung ein «enorm wichtiges wissenschaftliches Objekt», wie Museums-Co-Direktor Basil Thüring sagte. Das heisst, sie bleibt im Museum und wird nicht erneut bestattet. Allerdings wird sie in einem Raum aufbewahrt, der kirchlich gesegnet wurde.

http://www.bbc.com/news/world-europe-42805485

Der Link zu Boris Johnson

Wie konnte nun auf die verwandtschaftliche Beziehung zu Boris Johnson geschlossen werden? Als die Identität der Mumie feststand, war das nicht mehr allzu schwer. Aus historischen Akten geht hervor, dass eine der zwei Töchter von Anna Katharina Bischoff einen adligen Diplomaten mit Namen Christian Hubert Baron Pfeffel von Kriegstein heiratete. Und dessen Familiengeschichte liess sich einfach nachverfolgen.

SRF1 strahlt heute Donnerstag, 25. 1. 2018, um 22.25 Uhr die Sendung «‹Einstein› und die Basler Mumie» aus.

Die Mumie war 2016/17 in der Ausstellung «Mumien – Rätsel der Zeit» im Naturhistorischen Museum zu sehen. Nach ihrer Identifizierung ist sie nicht mehr öffentlich ausgestellt. Auch wurde der Genitalbereich und die Brustpartie des Körpers mit Tüchern bedeckt. Der Bittre der Verantwortlichen, die unbedeckten Bilder nicht mehr zu zeigen, kamen nicht alle Medien nach. 

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