«Da habts den Salat» – Beisl-Wirt Künzer macht die Terrasse dicht

An der Feldbergstrasse 23 gibts traditionellerweise Wiener Schnitzel  mit Erdäpfelsalat und frittierter Petersilie. Ebenso zuverlässig im Angebot: Beef zwischen Beizer und Nachbarn. 

«Beisl»-Wirt Uli Künzer macht auf Druck einer Nachbarspartei den Garten dicht. Möglicherweise muss er bald ganz schliessen.

Es ist die eine Lärmklage zu viel. Beizer Uli Künzer wischt im «Wiener Beisl» das Paniermehl vom Schnitzel und macht den Garten dicht. «Da habts nun den Salat», kalauert er in einem offenen Schreiben, das er nach Künzer-Art gut sichtbar für alle an die Scheibe seiner Beiz klebt.

Daneben hängt das Schreiben, das Künzer nach eigener Aussage die Entlassung einer Angestellten kostete und erhebliche finanzielle Einbussen bescherte. Zwei Anwohner informieren darin sämtliche Nachbarn des «Beisl»-Innenhofs über die «von den zuständigen Ämtern Basel-Stadt bewilligten Rahmenbedingungen» für die Wirtschaft an der Feldbergstrasse 23.

«Nimm das Leben nicht zu ernst»

Der Brief weist darauf hin, dass die Bedienung und das Inkasso im «Beisl»-Garten bis 20 Uhr abgeschlossen sein müssen, dass die Gäste die Gartenwirtschaft zu verlassen haben und auch nicht mehr draussen stehen oder rauchen dürfen. Für Wirt Künzer ein Unding: «Ich will meinen Gästen nicht um acht den Teller unter der Nase wegziehen müssen. Und früher isst im Sommer ohnehin niemand zu Abend.»

Mit viel administrativer Mühe wurde der Anwohnerbrief verfasst und geht akribisch auf eine Lärmschutzverordnung aus dem Jahr 2004 ein. Für Beizer Künzer ein Affront. Er zieht in seinem Antwortbrief gar die gewagte Parallele zu einer «Hexenjagd» und antwortet in Wiener Art:

«Ich erspare mir einen Teil der Pacht und Personal, kann sogar ein paar Tage in den Urlaub fahren, denn ohne schönen Garten muss ich gar nicht damit rechnen, dass ich Verdienst mache!»

Danach folgt der zitronensüsse Hinweis auf eine Liedzeile von Georg Danzer: «Immer lustig und nimm das Leben nicht zu ernst, überlebst es eh net.»

Das Problem ist beim Wirteverband omnipräsent

Der «Beisl»-Garten sei verhältnismässig geräumig, sagt Maurus Ebneter vom Wirteverband BS.

Der Streit um die Lärmemission im Hinterhof des Beisls hat eine lange Vorgeschichte, die bereits Künzers Vorgänger, das Wirtepaar Zankels umtrieb und im Sommer 2017 auch den neuen Pächter Künzer ereilte: «Mit Wiener Schmäh gegen Basler Gestänker», schrieb damals die TagesWoche.

Künzer mag den Konflikt aussergewöhnlich öffentlichkeitswirksam austragen, aber das Problem sei kein Einzelfall, sondern exemplarisch, bestätigt Maurus Ebneter, Präsident des Wirteverbands Basel-Stadt: «Rechtsauskünfte bei Konflikten mit Anwohnern  gehören zu den häufigen Anliegen unserer Mitglieder, vor allem im Sommer.»

Manchmal seien die Lärmklagen berechtigt, da müsse man gegenüber den Anwohnern fair bleiben. Aber der Hinterhof des «Wiener Beisls» sei gross und ohnehin rege belebt. Dass dermassen streng auf den seit 2004 geltenden Entscheid, um 20 Uhr die Terrasse zu schliessen, gepocht werde, sei schade.

«Lärm ist Schall plus Psychologie», sagt Maurus Ebneter vom Wirteverband.

Ebneter redet lange und viel über Lärmschutzgesetze, statuierte Exempel und Rechtsungleichheit zwischen Privaten und Beizern. Das Problem brennt ihm unter den Nägeln. Lärm, so lautet seine Gleichung, sei Schall plus Psychologie. Und diese Gleichung habe nun mal mindestens eine Unbekannte. «Manche Leute sitzen selber bis spätabends auf dem Balkon beisammen. Andere sind überempfindlich und beschäftigen gleich die Juristen. Da kann man als Wirt nur darauf hoffen, gesellige Nachbarn zu haben.»

Ebneter empfiehlt, die Kommunikation mit den Anwohnern unbedingt aufrechtzuerhalten. Künzer hat das versucht, ohne Erfolg. Die Nachbarn waren für eine Stellungnahme gegenüber der TagesWoche nicht zu erreichen.

Ein Unglück kommt selten allein

Allerdings liegt im «Wiener Beisl» noch etwas anderes im Argen. Erst war die Lüftung, dann die Kühlanlage kaputt und musste für viel Geld repariert werden. Die Eigentümerin, die Goda Verwaltung, will die Kosten für eine Renovation nicht übernehmen, Künzer aber will Geld von der Goda. Ein Tauziehen. Kommt es zu keiner Einigung, zieht Künzer aus, die offizielle Kündigung hat er schon unterschrieben.

Vorerst freut er sich aber auf laue Abende auf seiner privaten Terrasse im selben Hinterhof, wo er nun bis 22 Uhr sitzen und rauchen will, wie das sein gutes Recht sei als Privater. Für Ruhe muss er fortan nicht mehr sorgen: «Wenn nun ein böser Nachbar ihm (dem Lärmkläger, d. Red.) Bierdosen oder Müll rüberschmeisst oder über den Zaun kotzt, hab ich nun nichts mehr damit zu tun.»

https://tageswoche.ch/stadtleben/mit-wiener-schmaeh-gegen-basler-gestaenker/

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