Das mediale Echo war fast so laut, als hätte jemand ein allgemeines Handschlagverbot an Schulen verhängt. Dabei ging es den Lehrern des Gym Leonhard nur um ein geplantes Beinkleidverbot, wie im März 2017 bekannt wurde. Konkret wollten sie den Trainerhosen an den Hosenbund – jedenfalls stand das in fast allen Zeitungen:
- «Gym Leonhard will Schülern die Trainerhosen verbieten» («Schweiz am Wochenende», 25.3.)
- «Trainerhosen sollen an der Schule verboten werden» («20 Minuten», 26.3.)
- «Trainerhosen im Visier der Basler Schulbehörden» (SRF, 27.3.)
- «Leo-Schüler sind gegen ein Verbot von Trainerhosen» («Telebasel», 27.3.)
Das ist nur eine bescheidene Auswahl. In der «bz Basel» und an den nächsten Samstagen jeweils in der SchWoch gab es mehr über Trainerhosen zu lesen, als unsere Schulweisheit sich träumen lässt.
Natürlich stieg auch die TagesWoche in der Sache in die Hosen. Mit einem Sonderkorrespondenten-Bericht aus Krakau, einer Ode an die Sporthose:
In die Hose ging die ganze Chose in der Tat – aber nicht so, wie es alle gedacht haben, die darüber berichteten.
Die Wahrheit um das Trainerverbot: Es war eine Ente
Die Aufklärung der Wahrheit um das Trainerverbot am Gym hat die Öffentlichkeit dem SVP-Grossrat Pascal Messerli zu verdanken. Der deckte die Regierung nach den Medienberichten mit einem ausführlichen Fragenkatalog zum Trainerhosenverbot ein:
- Erachtet der Regierungsrat das Trainerhosen-Verbot als Grundrechtseingriff? Reicht für diesen Eingriff eine Schulverordnung als rechtliche Grundlage?
- Wird das Trainerhosen-Verbot nur am Gymnasium Leonhard geprüft oder auch an anderen Schulen?
- Zählt dieses Verbot nur im Unterricht oder auch im Schulhaus oder auf dem gesamten Schulareal?
- Gibt es weitere Kleidungsstücke, welche man verbieten will?
Nun liegt die Antwort des Erziehungsdepartementes vor. Und die bringt endlich Klarheit. Die ganze Angelegenheit war nichts als viel Lärm um – nichts. Alles nur ein «Missverständnis».
Zwar hätten einige Lehrer tatsächlich ein Trainerhosenverbot vorgeschlagen – und bei einigen Schülerinnen sei das missverständlicherweise als Verbot aufgefasst worden. Doch bereits im Februar 2017 (mehr als einen Monat vor dem ersten Medienbericht) wurde das Missverständnis «im Rahmen einer Delegiertenversammlung der Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Leonhard und dem Rektorat der Schule geklärt», so das ED.
«Ein ‹Trainerhosen-Verbot› wurde am Gymnasium Leonhard also nie ausgesprochen oder in der Hausordnung verankert», heisst es weiter. Eine Zeitungsente also, die am Ende die Regierung bis nach ganz oben beschäftigte.
Die zweite Ente
Dieser Tatsache trägt die Antwort Rechnung: Es heisst explizit, dass nach der Klärung des Sachverhalts an der Schule «ein Artikel mit irreführendem Titel» zur ganzen öffentlichen Verwirrung geführt hat.
Nur: Bei dieser Gelegenheit setzt das ED gleich eine neue Ente in die Welt. Die Antwort des ED im Wortlaut:
«Obwohl die Angelegenheit schulintern bereits geklärt war, erschien am 25. März 2017 in der ‹Basler Zeitung› ein Artikel mit dem irreführenden Titel ‹Gymnasium Leonhard will Schülern die Trainerhosen verbieten.›»
Aber das stimmt nicht! Es ist eine Ente. Für einmal war es nicht die BaZ, die Zeitungsenten verbreitet. Sondern – ebenfalls geübt – die SchWoch. Sie hat den irreführenden Sachverhalt am 25. März verbreitet.
Zum Glück ist nun auch das geklärt.
«Auch das noch» – Die TagesWoche-Rubrik fürs Schöne, Schräge und Fiese. Immer mit einem 😉 zu verstehen.
Übrigens: Mit Enten kennt sich auch die TagesWoche aus. Im vergangenen Jahr sind bei uns auf dem Balkon deren acht geschlüpft. Kurz darauf haben wir die Entchen – mit professioneller Hilfe – im Rhein ausgesetzt. Hier gibt es das ganze Jöö-Abenteuer im Video.