Kanton treibt «Rheinhattan» voran – Zukunft für Zwischennutzer ungewiss

Bereits nächstes Jahr laufen die Verträge für Zwischennutzungen am Hafen aus. Schon ab 2020 will der Kanton die momentan von Zwischennutzungen belegten Flächen weiterentwickeln.

Der Verein Shift Mode bespielt die ehemalige Migrol-Parzelle seit 2015 – so mit der Bar Patschifig. Wie es ab 2020 weitergeht, ist offen.

Katja Reichenstein von Shift Mode ist wieder mal im Standby-Modus. Seit Jahren möchte der für die Zwischennutzung zuständige Verein auf dem ehemaligen Migrol-Areal Holzhallen für Events bauen – ebenso lang steht das Projekt schon still. «Es ist eine schwierige Situation», sagt Reichenstein.

Grund für die Verzögerungen war zuerst der andauernde Widerstand der Wohngenossenschaft Klybeck. Letzten Sommer dann die Erlösung: Das Appellationsgericht lehnte den Rekurs ab – der Weg für die Holzhallen schien somit frei. Trotzdem befindet sich der Verein Shift Mode immer noch auf der Wartebank. Nur ist dieses Mal der Kanton in der Verhinderungsrolle.

Reichenstein sagt: «Unser Zwischennutzungsvertrag am Hafen läuft Ende 2019 ab – so lange wir nicht wissen, ob der Vertrag vom Kanton verlängert wird, können wir die Holzhallen nicht bauen.» Der Verein brauche Planungssicherheit – und zwar für mindestens fünf weitere Jahre. «Wir möchten natürlich weitermachen. Würde der Vertrag aber nur um drei Jahre verlängert, lohnt sich für uns der Bau der Holzhallen nicht.» Konkrete Gespräche seien vom Kanton für einen späteren Zeitpunkt in Aussicht gestellt worden, so Reichenstein.

Neuer Raum für 20’000 Personen

Der Kanton zaudert, weil das Bau- und Verkehrsdepartement die  zwischengenutzten Flächen bereits ab 2020 entwickeln und somit sein Projekt 3Land am Hafen (bekannt als «Rheinhattan» ) konkretisieren möchte. Die Planungsvereinbarung für das Vorhaben stammt aus dem Jahr 2012. Geplant ist ein trinationales Gebiet, das von der Palmrainbrücke bis zur Dreirosenbrücke reicht. Auf 82 Hektaren sollen Arbeitsplätze und Wohnungen für 20’000 Personen entstehen.

Nicole Stocker, Mediensprecherin des Bau- und Verkehrsdepartements (BVD) sagt:

«Das Hafenareal am Klybeck- und Westquai soll ab 2020 schrittweise entwickelt werden. Derzeit arbeiten wir mit unseren Partnern intensiv daran, diese Schritte inhaltlich und zeitlich zu definieren und die entsprechenden Ratschläge zuhanden des Regierungsrates vorzubereiten – einerseits zur Stadtentwicklung und andererseits zum Hafenbecken 3

Nach jahrelanger Warterei kommt das Projekt also in die Gänge, zumindest aus Sicht des BVD. Die Berichte werden voraussichtlich im Sommer an die Regierung überwiesen. Aufwind erhält «Rheinhattan» auch mit dem klaren Bekenntnis des Bundes zum neuen Hafenbecken 3 – ohne das wäre eine weitere Transformation des Hafenareals nicht möglich. «Mit Blick auf die Stadtentwicklung besteht der nächste Schritt in der Erarbeitung eines Stadtteilrichtplans, in den auch die Öffentlichkeit einbezogen wird», so Stocker.

Für erste Entwicklungen auf Schweizer Seite stehen die beiden zwischengenutzten Parzellen (Ex-Esso und Ex-Migrol) im Vordergrund. Zudem soll die Brücke über die Hafeneinfahrt Dreiländereck laut Stocker «rasch angegangen» werden, zumal sie im A-Horizont des Agglomerationsprogramms des Bundes eingestuft worden ist.

Entscheid bis Mitte 2018

Sind die Tage von Shift Mode und  I_Land auf dem Hafen also gezählt? Roland Frank, stellvertretender Kantons- und Stadtentwickler im Präsidialdepartement, will sich noch nicht festlegen. Solange kein Entscheid gefallen sei, sei eine Verlängerung für beide Trägervereine denkbar, sagt er. Aber: «Es ist eine schrittweise Entwicklung des Hafenareals ab 2020 vorgesehen. Davon ist auch abhängig, wie es mit den Zwischennutzungen weitergeht.» Bis Mitte 2018 soll der Entscheid fallen.

David Herrmann vom Zwischennutzungsverein I_Land, der die ehemalige Esso-Parzelle mit Bars wie «Marina» oder der «Landestelle» bespielt,  wäre froh um baldige Gewissheit. «Wir merken schon, dass die Verträge auslaufen – und unter diesen Umständen ist es schwierig, neue Projekte zu planen», sagt er.

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