Ortstermin beim Bordell: Die unendliche Geschichte um «FKK Basel» geht weiter

Der umstrittene Sexclub «FKK Basel» beschäftigt die Gerichte seit vielen Jahren. Am Mittwoch wurde eine neue Runde eingeläutet: Die Baurekurskommission traf sich mit den zerstrittenen Parteien zu einem Augenschein vor Ort.

So viele Menschen befinden sich frühmorgens sonst nie vor dem Bordell an der Amerbachstrasse.

Mittwochmorgen, kurz nach acht Uhr: Zu dieser Zeit ist es in und um den Sexclub «FKK Basel» an der Amerbachstrasse 45 normalerweise still – ganz anders als an den Nachmittagen und vor allem nachts, wie Anwohnerinnen und Anwohner seit Jahren monieren.

An diesem Morgen hat sich vor dem Etablissement eine grössere Gruppe von Menschen versammelt, um an der «Augenscheinverhandlung» der Baurekurskommission teilzunehmen. Die Anwohner haben Kaffee und Gipfeli aufgefahren – eine Einladung, welche die Kommission aber explizit ausschlug.

Es ist nicht der erste gerichtliche Ortstermin. 2013 war das Basler Appellationsgericht bereits da, um mit eigenen Augen zu sehen, dass die Zweckbezeichnung des Sexclubs als Fitnesscenter irreführend ist. Das Gericht bestimmte damals in zweiter Instanz, dass der Club deshalb ein neues rekursberechtigtes Baugesuch einzureichen habe. Es zog damals allerdings die vom Bau- und Gastgewerbeinspektorat verfügte sofortige Schliessung wieder zurück. Im «FKK Basel» wurde munter weiter Prostitution praktiziert.

Neustes Gesuch für das älteste Gewerbe

Aktuell geht es nun um das eingeforderte neue, präzisierte Baugesuch für den alten Betriebszweck. Mit der Baurekurskommission ist wiederum die zweite Instanz an der Reihe. Das Bau- und Gastgewerbeinspektorat hatte die Neuauflage des Clubs als Bordell zuvor wegen Lärmstörungen, aber auch wegen «ideellen Immissionen» als nicht zonenkonform beurteilt und abgewiesen. Der Club rekurrierte gegen diesen Entscheid.

Andreas Noll, Anwalt des Bordell-Betreibers, nahm in seinem Plädoyer ausschliesslich zum beanstandeten Sekundärlärm durch Freier und Prostituierte Stellung. Er könne nicht nachvollziehen, warum in diesem Fall der Störgrad höher eingestuft werde als bei anderen Gastrobetrieben: Hier werde nicht gefeiert, hier würden inhouse sexuelle Dienstleistungen in Anspruch genommen.

Zu den beanstandeten ideellen Immissionen, den Ursachen für ein psychisches Unbehagen also, nahm er nicht Stellung.

Basels grösstes Bordell in einer Wohnstrasse

Die ideellen Immissionen spielen hingegen bei den Anwohnerinnen und Anwohnern die massgebliche Rolle. Der Charakter der Amerbachstrasse als Wohnstrasse für Familien werde durch das – laut Eigenwerbung – grösste Bordell Basels empfindlich beeinträchtigt, sagte eine Anwohnerin. Es liege wohl am laufenden Bewilligungsverfahren, dass der Club im Moment mit angezogener Handbremse geführt werde. Bei einer definitiven Bewilligung als Sexclub werde diese Bremse aber bestimmt wieder gelöst.

Verschiedene weitere Anwohnerinnen und Anwohner berichteten vor Ort über ihre negativen Erfahrungen mit dem benachbarten Club: Autoverkehr, grölende Freiergruppen auf der Strasse, Passantinnen, die angepöbelt werden, halb- und ganz nackte Menschen auf der Club-Terrasse im Hinterhof, urinierende Männer im Hof der Wohnüberbauung gegenüber und weiteres mehr. Ein Anwohner berichtete von Kindern, die ihre Eltern per Telefon bäten, sie auf dem Heimweg am offenen Fenster zu überwachen.

Die Baurekurskommission zog sich schliesslich nach einem kurzen Rundgang durch die Räumlichkeiten des Bordells – die Medienvertreter mussten draussen bleiben – zurück. Wann mit einem Urteil zu rechnen ist, konnte Kommissionspräsident Andreas Albrecht nicht sagen. Die Anwohnerinnen und Anwohner dürften es mit Ungeduld erwarten, denn ihr Kampf gegen das Etablissement dauert nun bereits neun Jahre an.

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