Die Diskussion um Anzahl und Stärke der Lärmemissionen auf dem Kasernenareal sind ein Dauerbrenner. Veranstalter und Behörden suchen mit Kulturverbänden und Anwohnern seit Jahren eine Lösung, mit der alle leben können. Ganz glücklich ist wohl niemand der Beteiligten. Das nennt man einen Kompromiss.
Nun versucht das Komitee «Wohnen bei der Kaserne» innerhalb einer Woche Unterschriften für eine Petition zu sammeln, die «mehr Wohnqualität rund um die Kaserne» fordert. Dazu sollen Anzahl, Dauer und Bassfrequenzen lärmintensiver Veranstaltungen reduziert werden.
Das Vorgehen ist demokratisches Grundrecht, selbst wenn man es anonym macht – weshalb sich bekannte Kritiker auf Anfrage der TagesWoche von der Petition distanzieren. Wer dahintersteckt, wissen auch sie nicht. Postfach 4005 ist alles, was man bisher vom Komitee weiss. Und dass es mit falschen Angaben Unterschriften sammeln will.
Konstante Lärmdosis
So liegt das Kasernenareal weder «mitten im am dichtesten besiedelten Wohnquartier der Stadt», noch haben in den letzten Jahren immer mehr Veranstaltungen auf dem Kasernenareal stattgefunden. Die Zahlen sind beim Statistischen Amt beziehungsweise beim Tiefbauamt leicht einsehbar.
Das Amt für Umwelt und Energie kann auf Anfrage nicht bestätigen, dass die «Dauer und Intensität der Lärmimmissionen» ein neues Ausmass erreicht habe. «Die Lärmdosis blieb in den letzten Jahren über die ganze Stadt gesehen konstant. Punktuell gibt es aber immer wieder Änderungen, sowohl in der Dauer wie auch in der Intensität», sagt Matthias Nabholz, Leiter des Amts für Umwelt und Energie. Und ergänzt: «Aufgrund der immer besseren Technik der Soundsysteme gibt es zudem eine Tendenz zu immer mehr Energie, vor allem in den tiefen Frequenzen.»
Darum klappte es dieses Jahr auch nicht bis zum Festivalende mit der Bassbremse. Entgegen der Behauptung der Petitionisten war die technische Neuheit durchaus im Einsatz. Seit drei Jahren versucht das Open Air Basel gemeinsam mit dem AUE in einem international interessiert verfolgten Versuch, die Bassimmissionen für die Anwohner zu reduzieren.
Nabholz: «Das Anti-Noise-System war am Open Air 2017 im Einsatz, genau wie in den beiden vorherigen Jahren. Nur versagte es beim Open Air 2017 bei einigen Acts aufgrund der zu grossen Energien im tieffrequenten Bereich. Oder einfacher ausgedrückt: Der Bass war stärker als die Bassbremse.»
Vielleicht wäre die Forderung nach mehr Strom für die Bassbremse wirkunksvoller für die Wohnqualität in der Stadt. Denn gemäss Entwickler Christian Frick hat der Basslöscher-Algorithmus bestens funktioniert: «Nur hatten wir am Schluss nicht genug Saft für die Anlage.»