Samstagnacht, kurz vor 2 Uhr, zwischen Dreispitz und St. Johann. Der Uber-Fahrer blickt genervt in den Rückspiegel, seine Stimme wird laut: «Es ist einfach nur mühsam. Es ist schwierig, so zu arbeiten!»
Grund für den Ärger des Uber-Fahrers sind seine Kollegen aus dem Kanton Aargau und Solothurn, die neuerdings nach Basel-Stadt fahren und ihm die Kunden streitig machen. «Die kommen aus anderen Kantonen, stehlen uns die Kunden und zahlen nicht mal Steuern hier», sagt der Uber-Fahrer.
Rund zehn Minuten dauert das Fluchen über die Uber-Kollegen aus den anderen Kantonen. Bei der Verabschiedung dann die eindringliche Bitte: «Wenn Sie bei der Bestellung sehen, dass der Fahrer aus den Kantonen Aargau oder Solothurn kommt, dann annullieren Sie die Fahrt. Wenn die merken, dass sie hier nicht willkommen sind, verschwinden sie wieder.»
Auch Taxifahrer ärgern sich
Ein weiterer Uber-Fahrer bestätigt: «Vor allem am Wochenende kommen viele Uber-Fahrer aus den Kantonen Aargau und Solothurn nach Basel und sorgen für Konkurrenz. Das finde ich schon schwierig, denn das hat zur Folge, dass ich weniger verdiene.» Aber dagegen machen könne er nichts. Der Fahrdienstvermittler Uber, der gemäss seinen Angaben 250 Fahrer in Basel zähle, verbiete es ja nicht.
Auch an den Taxistandplätzen in Basel wird über den unerwünschten Besuch aus den Nachbarkantonen gejammert. «Ich habe bereits mehrfach erlebt, wie Uber-Fahrer aus den Kantonen Aargau und Solothurn am Flughafen warten und mit ihrem iPhone Bestellungen entgegennehmen. Das stört, denn sie machen unser Geschäft kaputt», sagt ein Taxi-Fahrer.
Ein weiterer ergänzt: «Es ist schon mit den Uber-Fahrern aus Basel-Stadt und Baselland schwierig genug. Es braucht nicht auch noch Uber-Fahrzeuge aus anderen Kantonen.» Es sei eine Schande, dass die Regierung nicht eingreife.
UberX ist lukrativ und attraktiv – auch für Fahrer aus anderen Kantonen. Uber teilt die Sorgen seiner Fahrer nicht.
Urs Kestenholz ist Geschäftsleitungsmitglied der 33er-Taxi AG. Er blickt der neusten Entwicklung mit Sorge entgegen: «Der Markt ist schon angespannt. Kommen noch zusätzliche ausserkantonale Anbieter dazu, ist das höchst problematisch für uns», sagt er.
Laut Kestenholz ist das Phänomen der Uber-Fahrer aus den Kantonen Solothurn und Aargau mit der Abschaffung von UberPop aufgetaucht. Per Anfang Juni hatte der amerikanische Fahrdienstanbieter UberPop in Basel-Stadt eingestampft. Seither können sich nur noch für Personentransport offiziell lizenzierte Fahrer bei Uber registrieren lassen – UberX heisst diese Variante.
Zuvor waren auch Amateur-Fahrer erlaubt, was für Furore bei den Taxi-Fahrern, den Gewerkschaften und in der Politik gesorgt hatte. «Seit es in Basel nur noch UberX gibt, berichten unsere Fahrer leider vermehrt über Uber-Fahrzeuge aus anderen Kantonen», so Kestenholz. Er führt dies unter anderem darauf zurück, dass das städtische Gebiet attraktiv sei – mit UberX erst recht. «Zudem führen seit dem Einstellen von UberPop nun auch vermehrt ausserkantonale Taxifahrer Fahrten für UberX aus, denn diese erfüllen die gesetzlichen Anforderungen. Diesen Fahrern ist es erlaubt, in die Kernzone der Innenstadt zu fahren. Und das kann lukrativ sein.»
Uber sieht kein Problem
Uber selber scheint die Sorgen seiner Fahrer in Basel nicht zu teilen. So schreibt die Pressestelle von Uber:
«Gemäss Binnenmarktgesetz dürfen Fahrer ihre Dienstleistungen auch in anderen Kantonen anbieten, unter der Voraussetzung, dass sie die für den Personentransport erforderlichen Voraussetzungen ihres Herkunftsortes erfüllen. Wir begrüssen den Gedanken, dass Fahrer frei entscheiden können, wo in der Schweiz sie unterwegs sein wollen, und dass wir damit dazu beitragen können, den Bedürfnissen der Nutzer entgegenzukommen und innerhalb der rechtlichen Vorgaben Mobilität in der Schweiz zu fördern.»
Während Uber-Fahrer frei entscheiden können, in welchem Kanton sie fahren möchten, gelten für Taxi-Fahrer strengere Regeln. So dürfen ortsfremde Taxidienste, etwa aus dem Baselbiet, Fahrgäste von ausserhalb an einen Ort innerhalb des Kantons Basel-Stadt bringen. Danach müssen sie aber auf direktem Weg zurückfahren, auch wenn sie unterwegs Fahrgäste mitnehmen dürften – allerdings nur solche, die das Fahrziel nicht im Kanton Basel-Stadt haben.
Auch die Gewerkschaft Unia bestätigt, dass es eine Zunahme von Uber-Fahrern aus den Kantonen Aargau und Solothurn in Basel-Stadt gibt, seit UberPop abgeschafft wurde. Mediensprecher Thomas Leuzinger bedauert zwar die zusätzliche Konkurrenz für die Taxifahrer, aber: «Wir verurteilen sowieso das ganze Geschäftsmodell von Uber. Aus welchen Kantonen ihre Fahrer kommen, spielt keine Rolle.» Die Gewerkschaft spricht sich dafür aus, dass Uber abgeschafft wird.