Der Novartis-Kahlschlag erschüttert die ganze Stadt

Novartis will mehr Effizienz. Um das zu erreichen, verlieren rund 2100 Mitarbeiter ihren Job. Neben den Sozialpartnern ist es für einmal auch die Basler Regierung, die sich negativ über den Pharmariesen äussert.

Minus 1700 Stellen: Die Novartis baut bis 2022 massiv Personal ab. (Bild: Nils Fisch)

Es sind ungewohnt deutliche Worte, welche die Basler Regierung findet: «Der Regierungsrat des Kantons Basel-Stadt hat mit Bedauern und Enttäuschung vom heute angekündigten Stellenabbau bei Novartis Kenntnis genommen […]. Dies darf sich in Basel-Stadt nicht fortsetzen. Die Politik und die Unternehmen stehen hier gleichermassen in der Verantwortung.»

1700 Stellen will Novartis in den kommenden vier Jahren an seinen Schweizer Standorten Locarno, Stein, Schweizerhalle und Basel abbauen. Beim Campus im St. Johann sind gegen 700 Stellen betroffen. Novartis erklärt dies mit einem Bedürfnis nach Effizienzsteigerung: So sollen unter anderem Managementkapazitäten von Basel in ausländische Servicezentren verlagert werden. In der Produktion werden an allen Schweizer Standorten rund 1500 Stellen gestrichen. Weil in Stein aber gleichzeitig 450 neue Stellen geschaffen werden, beläuft sich das Kündigungssaldo auf rund 1700 Stellen.

Es ist nicht das erste Mal, dass Novartis Stellen in der Region abbaut. Die jüngste Mitteilung kommt aber so unvermittelt, dass weder die Regierung noch die Sozialpartner darauf vorbereitet waren. Entsprechend kritisieren die Gewerkschaften die Bestrebungen von Novartis:

«Syna ist entsetzt und geschockt über den erneuten Stellenabbau bei Novartis. Syna fordert, dass auf Entlassungen verzichtet wird. Es sollen allen betroffenen Mitarbeitenden echte Zukunftsperspektiven angeboten werden, entweder über Anschlusslösungen oder substanzielle Weiterbildungen oder Umschulungen.»

Ähnlich äussern sich auch die Basler Sozialdemokraten:

«Dieser Entscheid ist angesichts eines Milliardengewinnes auch im ersten Halbjahr 2018 völlig unverständlich. Die SP fordert, dass der geplante Umbau gestoppt und redimensioniert wird.»

SP-Präsident Pascal Pfister bezeichnet den Stellenabbau als «unverantwortlich und nicht nachvollziehbar». Dieser sei auch unsensibel, «weil der Grosse Rat erst vor Kurzem einem Steuerdeal zugestimmt hat. Der Stellenabbau ist Wasser auf die Mühle der Gegner.» Es sei nun umso wichtiger, dass Basel-Stadt versuche, andere Wirtschaftszweige zu stärken, um ein Klumpenrisiko zu verhindern.

«Verhältnis zu Novartis nicht getrübt»

Fruchten werden diese Forderungen indes wohl nicht. Novartis-Länderpräsident Matthias Leuenberger rechtfertigt die Entlassungen und betont, dass man die Mitarbeitenden unterstützen möchte, sei dies in Form von Frühpensionierungen oder Job-Centern. Leuenberger lobt das Unternehmen ausserdem, so früh über die Entlassungen informiert zu haben.

Sorgen solle man sich in der Schweiz trotz allem nicht machen. Novartis werde weiterhin «in der Schweiz fest verankert» bleiben. Nach Umsetzung der geplanten Veränderungen wird Novartis 2022 gemäss eigenen Angaben etwa gleich viele Mitarbeitende in der Schweiz beschäftigen wie 2008.

Trotz der drastischen Personalkürzungen sei das Verhältnis zu Novartis nicht getrübt, erklärt Wirtschaftsdirektor Christoph Brutschin. «Der Regierungsrat ist davon überzeugt, dass die Firma zum Standort Basel steht», sagt der Regierungsrat.

Dennoch kam der Stellenabbau für die Regierung aus dem Nichts: «Der Regierungsrat ist dauernd in Kontakt mit dem Management von Novartis. Ein Stellenabbau in dieser Höhe kam für uns aber in der Tat überraschend. Wir hatten keine Anzeichen dafür.»

https://tageswoche.ch/wirtschaft/novartis-ceo-vas-narasimhan-in-basel-ein-lehrstueck-in-fuenf-akten/

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