Das Airbnb-Angebot in Basel ist enorm gewachsen. Die TagesWoche hat den Online-Marktplatz für Übernachtungen unter die Lupe genommen: Die Messeaktivitäten kurbeln den Motor der «Sharing Economy» kräftig an.
Airbnb, der grösste Online-Marktplatz für Privatunterkünfte, wächst weltweit. Das Konzept, ein leerstehendes Zimmer oder eine wegen Abwesenheit ungenutzte Wohnung zu vermieten und damit kalte Betten zu vermeiden, hat sich weltweit etabliert und zu einem lukrativen Geschäftsmodell gemausert.
Aus dem Frühstück mit dem lokalen Gastgeber wurde eine «Sharing Economy». Manche haben daraus ein Geschäftsmodell entwickelt, das in Städten wie Berlin oder San Francisco bereits viel Kritik einstecken musste.
Enormes Wachstum in Basel
Auch in der Schweiz ist die Plattform in den letzten Jahren deutlich gewachsen. Laut einer Studie des Walliser Tourismus Observatoriums wuchs das Angebot vor allem in den Bergregionen und in den grossen Städten. Auch in Basel ist die Anzahl solcher Unterkünfte in den letzten Jahren explodiert.
Im Jahr 2013 zählte die TagesWoche noch 239 Unterkünfte, heute gibt es in Basel-Stadt laut der Walliser Studie 1140 Angebote. Fragt man direkt bei Airbnb nach, liegt die Anzahl der Angebote aber deutlich höher: Die zuständige Kommunikationsagentur spricht von mehr als 2000 Unterkünften. Weitere Angaben bezüglich der Angebote werden von dieser Seite nicht gemacht. Grund genug, die Daten selbst zu erheben.
Das Resultat: 1960 Angebote stehen zur Verfügung, davon liegen 1092 auf dem Kantonsgebiet von Basel-Stadt. Der Unterschied zwischen den Angaben von Airbnb und der Studie liegt wahrscheinlich am untersuchten Gebiet – wir haben auch Angebote im Speckgürtel sowie im deutschen und französischen Grenzgebiet erfasst, die unter dem Stichwort «Basel» ausgeschrieben sind. Dass sich unsere Resultate weitestgehend mit den beiden Zahlenwerten decken, zeigt, dass die Methode verwertbare Resultate geliefert hat.
Mehr als tausend Angebote in Basel-Stadt
In Basel findet der Städtetourist in jedem Quartier ein Plätzchen. Die meisten Betten findet man im Matthäus-Quartier. Dort werden insgesamt 171 Schlafplätze angeboten. Am wenigsten Auswahl hat man in Bettingen, dort haben lediglich vier Personen ein Angebot auf Airbnb aufgeschaltet.
Die beiden Quartiere in unmittelbarer Nähe zur Messe gehören neben dem Gundeli zu den Spitzenreitern. Dass es im Gundeli ebenfalls viele Angebote gibt, überrascht wegen der Bahnhofsnähe wenig. Analysiert man zudem den Anzeigen-Text, wird die Verkaufsstrategie der Anbieter deutlich.
In 302 Angeboten wird mit Formulierungen wie «Nahe bei der Messe» oder Schlagwörtern wie «Art Basel», «Basel World» oder «Messeplatz» für die Unterkunft geworben. Die Messen in der Stadt sind also nicht nur für die Hotelindustrie attraktiv, sie bringen auch der «Sharing Economy» Geld ein.
Daniel Egloff, Direktor von Basel Tourismus, wertet das positiv: «In den Spitzenzeiten während der Messen verfügt Basel über zu wenig Hotelangebote, hier hilft das Airbnb-Angebot dem Messestandort, ohne dass die Hotellerie stark darunter leidet.»
Von der studentischen Absteige bis hin zur Luxusloft
Auch preislich findet der Städtetourist ein breites Spektrum an Übernachtungsmöglichkeiten. Die günstigste Variante auf Kantonsgebiet kostet 25 Franken pro Nacht, ein Gästezimmer in der Nähe des EuroAirports. Wer tiefer in die Taschen greifen mag, kommt natürlich auch auf seine Kosten. Für 2401 Franken darf man dann ein Haus mit Garten geniessen, ganz zentral in der Stadt.
Die Bandbreite der Angebote ist gross und reicht vor allem im hohen Preissegment weit nach oben. Der Durchschnitt liegt bei stolzen 240 Franken pro Nacht – wobei die kostspieligen Ausreisser den Schnitt hochtreiben, denn die Hälfte der Unterkünfte in Basel-Stadt kann für unter 150 Franken gebucht werden.
231 Personen haben mehr als nur ein Angebot online
Bei Airbnb gibt es zwei unterschiedliche Typen von Anbietern. Die einen, in Basel die Mehrheit, bieten eine Unterkunft dann an, wenn sie diese nicht selber nutzen. Der andere Typ bietet mehr als nur eine Unterkunft an und nutzt damit die Online-Plattform als ein lukratives Geschäftsmodell. In Basel und Umgebung gibt es insgesamt 1591 Anbieter, davon vermieten 231 Personen mehr als eine Unterkunft. Eine Person bietet sogar mehr als zwölf unterschiedliche Schlafmöglichkeiten an.
In Basel-Stadt haben insgesamt 924 Personen ein Angebot auf Airbnb geschaltet, 124 davon vermieten mehr als nur einen Schlafplatz. Mehr als 13 Prozent der Anbieter haben also mehr als ein Inserat auf Airbnb aufgeschaltet. Damit liegt Basel laut der Zahlen, die Datenjournalisten beim Projekt Airbnb vs. Berlin erhoben haben, deutlich hinter Berlin mit 29 Prozent zurück. Im Vergleich mit anderen deutschen Grossstädten belegt Basel den letzten Rang (in München sind es 18 Prozent, in Wuppertal 15).
Dass das Vermieten über Airbnb lukrativ ist, liegt auch daran, dass die Gastgeber nicht die gleichen Hygiene- und Brandschutzstandards erfüllen müssen wie Hotelbetriebe. Dieser Unterschied zwischen Airbnb und der Hotellerie stört Egloff: «Die Rahmenbedingungen müssen für alle Unterkunftsanbieter gleich sein.» Aber nicht nur bei der Politik auch bei der Hotellerie selbst sieht der Direktor von Basel Tourismus Handlungsbedarf. Die Hotellerie müsse ihr Angebot noch besser kommunizieren, um ihre Vorteile gegenüber Airbnb aufzuzeigen.
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Mit der Methode des Web Scrapings wurden die Daten am 11. Januar 2016 von der Airbnb-Website ausgelesen.