Am 5. Juni stimmt Basel über den Neubau des Amts für Umwelt und Energie ab. Gegner und Befürworter werfen einander vor, mit falschen Zahlen zu hantieren.
Da geht man zur Medienkonferenz der Gegner des Neubaus fürs Amt für Umwelt und Energie und hört, die Befürworter würden falsch rechnen. So sagt FDP-Grossrat Mark Eichner, ein entschiedener Gegner des 20 Millionen teuren Nullenergiehauses an der Spiegelgasse: «Wenn man richtig rechnen würde, wäre der Luxusbau noch viel überrissener.»
Dann geht man an die Medienkonferenz der Befürworter des Neubaus und hört, die Gegner würden tricksen. So sagt der Grüne Grossrat Thomas Grossenbacher: «Sie operieren mit unfairen Zahlen.»
Welchem der beiden Politiker soll die arme Journalistin nun glauben? Schauen wir diese «Tricksereien» genauer an.
Je mehr Fläche, desto günstiger
Es geht erstens um die Quadratmeter. Gegner und Befürworter sind sich uneinig darüber, wie gross das Haus wird. Das ist nicht ganz unwichtig: Je nachdem, wie viel Bürofläche entsteht, desto höher oder tiefer wird der Quadratmeterpreis.
Laut den Befürwortern sollen im Verwaltungshaus 1600 Quadratmeter Büroflächen entstehen. Laut Grossenbacher ergibt sich daraus ein geschätzter Mietpreis von 323 und 538 Franken pro Quadratmeter (siehe Kasten). Das sei vertretbar, da mit anderen Neubauten vergleichbar.
Doch Gegner Eichner sagt: «Wenn man die Netto-Fläche anschaut, sind es nur 1200 Quadratmeter.» Das stehe auch in der regierungsrätlichen Botschaft an den Grossen Rat. Beim Rest handle es sich lediglich um Lager, Technik und ähnliche Flächen. «Diese kann man nicht vermieten.»
Oh Botschaft, du verwirrende
Werfen wir einen Blick auf besagte Botschaft: Tatsächlich, da steht unter «HNF» (Hauptnutzungsfläche): 1209 Quadratmeter. Und daneben «NNF» (Nebennutzungsfläche): 420 Quadratmeter.
Da soll mal einer drauskommen: Die vermietbare Fläche des neuen AUE-Neubaus in der Botschaft an den Grossen Rat. (Bild: Screenshot)
Wie soll man da drauskommen?
«Gar nicht», sagt Eichner. Er sitzt in der zuständigen Baukommission, die das Geschäft vorberaten hat. In der Kommission sei man immer von einer kleineren Fläche ausgegangen. «Wenn die Befürworter nun plötzlich von einer grösseren Fläche ausgehen, drücken sie künstlich die Zahlen.» In Tat und Wahrheit müsse man mit Mietpreisen bis zu 600 Franken pro Quadratmeter rechnen.
Auch sein Gegenspieler Grossenbacher sitzt in der Baukommission. Und gibt zu, dass die Botschaft «wirklich etwas missverständlich» ist. «Doch Fakt ist, dass es sich um 1600 Quadratmeter handelt.»
Nebenraumflächen gehören dazu
Und was sagen die Autoren dieser Botschaft? Laut Brigitte Meyer, Generalsekretärin des zuständigen Departements für Wirtschaft, Soziales und Umwelt von Regierungsrat Christoph Brutschin, hat es einen guten Grund, dass die Botschaft sich vor allem auf die Hauptnutzungsfläche – und nicht auf Lager und Technikräume konzentriert: «Kantonsintern muss nur für diese Flächenart eine Miete bezahlt werden, nicht aber für die Nebennutzflächen», schreibt sie der TagesWoche. Doch bei einem Vergleich mit einer privaten Investition müsse man die Nebennutzflächen auch dazu zählen.
Noch ein paar Zahlen, aber kleine
Liebe Leserin, lieber Leser, Sie haben die Zahlenschleuderei sicher schon satt. Trotzdem noch ein kleines Beispiel.
Die Befürworter behaupten, die Gegner würden auch bei den Zahlen zu den Arbeitsplätzen tricksen. Sie sprächen von 50 Arbeitsplätzen statt von den geplanten 74. Doch dieses Rätsel ist schnell gelöst: Geplant sind 74 Arbeitsplätze, 62 davon fürs Amt für Umwelt und Energie. Die übrigen 12 Plätze sollen extern vermietet werden. Da einige Mitarbeiter Teilzeit arbeiten, handelt es sich nur um 52,9 Vollzeitstellen.
Laut Botschaft sind pro Arbeitsplatz 14,4 Quadratmeter eingeplant. Für diese Berechnung gilt aber nicht die Gesamtfläche von 1600 Quadratmetern, sondern die reine Bürofläche als Grundlage. Alles klar?
Der Neubau des Amts für Umwelt und Energie kostet 20 Millionen Franken (4 Millionen Franken davon für Landerwerb). Davon abgezogen werden müssen laut Departement für Wirtschaft, Soziales und Umwelt 600’000 Franken für archäologische Bodenforschung, die der Kanton auch bei privaten Investoren übernimmt. Ausserdem dürfe man 1,2 Millionen Franken für «Energiemassnahmen mit Pilotcharakter» sowie 1 Million für Umzugskosten abziehen.
Aus den verbliebenen 17,2 Millionen Franken lassen sich die ungefähren Mietkosten ausrechnen, die man auf dem freien Markt verlangen könnte. Dafür nimmt man – je nach erwarteter Rendite – 3 bis 5 Prozent der Investitionskosten, was insgesamt 516’000 bis 860’000 Franken jährlich für das ganze Gebäude ergibt.
Laut den Befürwortern können im neuen Gebäude 1600 Quadratmeter vermietet werden. Teilt man den Betrag von 516’000 bis 860’000 Franken durch diese Fläche, erhält man einen ungefähren jährlichen Mietpreis zwischen 323 und 538 Franken pro Quadratmeter.
Laut den Gegnern können im Gebäude nur 1200 Quadratmeter vermietet werden. Teilt man den Betrag durch diese kleinere Fläche, erhält man einen ungefähren jährlichen Mietpreis von 430 bis 716 Franken.
Hinweis: Auch die Berechnung der TagesWoche verändert sich von Artikel zu Artikel etwas. Das liegt an den sich ändernden Informationen, denen wir versuchen, Rechnung zu tragen.