Von «Sticky Fingers» bis «Nevermind»: 7 legendäre Plattencover

Abbey Road ist nicht das einzige Plattencover, das in vielerlei Hinsicht Geschichte geschrieben hat. Auch The Velvet Underground, Bowie, die Stones oder Nirvana haben Alben produziert, deren Covergestaltung allein weltbekannt wurde – und die zumindest jüngeren Generationen vertrauter ist als die darin versammelten Songs. Abbey Road ist nicht das einzige Plattencover, das in vielerlei Hinsicht […]

Abbey Road ist nicht das einzige Plattencover, das in vielerlei Hinsicht Geschichte geschrieben hat. Auch The Velvet Underground, Bowie, die Stones oder Nirvana haben Alben produziert, deren Covergestaltung allein weltbekannt wurde – und die zumindest jüngeren Generationen vertrauter ist als die darin versammelten Songs.

Abbey Road ist nicht das einzige Plattencover, das in vielerlei Hinsicht Geschichte geschrieben hat. Auch The Velvet Underground, Bowie, die Stones oder Nirvana haben Alben produziert, deren Covergestaltung allein weltbekannt wurde – und die zumindest jüngeren Generationen vertrauter ist als die darin versammelten Songs.

1. «The Velvet Underground & Nico», 1967

Total Banane? Sicher. Aber eine für die Pop- und Artgeschichte. Andy Warhol sei dank, dem Mentor von Velvet Underground, der auch für das Albumcover verantwortlich zeichnete.

 

 

2. «Sticky Fingers», 1971

Manchmal bleibt eine Bieridee kleben. Im Fall von «Sticky Fingers» geisterte der Projekttitel schon bei den Aufnahmesessions der Rolling Stones rum, wie sich Keith Richards erinnert (soweit das bei ihm die richtige Formulierung ist). Und am Ende änderten die Stones den Projektnamen nicht. Kleben blieb auch das Cover, und zwar in unseren Köpfen. Wie bei Velvet Underground hatte auch hier Andy Warhol seine Finger im Spiel: Bei den originalen Alben wurde ein echter Reissverschluss eingearbeitet. Wer diesen aufzippte, kriegte den Abdruck einer Unterhose zu sehen. Neckisch!

 

3. «Aladdin Sane», 1973

Wenn ein Albumcover es auf T-Shirts im H&M geschafft hat, ist es nicht übertrieben, von einem ikonenhaften Selbstläufer zu sprechen. Bestes Beispiel: Aladdin Sane. Welcher Teenie von heute kennt schon die Songs, die Bowie darauf gesungen hat? Tatsächlich ist das Cover bedeutend cooler als das Gros der Songs.

Allein die Idee, in Sachen Schminke einen Zacken zuzulegen, wurde bis heute oft kopiert und zitiert, zum Beispiel auch von Kate Moss, deren Zitat mittlerweile selber als T-Shirt-Aufdruck erhältlich ist.

Der Blitz sollte übrigens eine gespaltene Persönlichkeit symbolisieren: Bowie und seine Kunstfigur Ziggy Stardust. So lässt sich der Albumtitel auch zweideutig lesen: A lad insane – ein verrückter Kerl.

4. «Dark Side Of The Moon», 1973

Pink Floyd waren zu ihrer Zeit die Albumband schlechthin, episch, konzeptuell, durchdacht. Zum Gesamtkunstwerk der architektonisch geprägten Musiker gehörten auch ihre Plattenumschläge. Am bekanntesten: Das Prisma von «Dark Side Of The Moon». Sehr schlicht. Und schlicht schön. Was weniger bekannt ist: Pink Floyd haben es nicht erfunden, das Motiv, sondern Alex Steinweiss. Der New Yorker Grafiker wurde erster Grafikdesigner für Schallplattenhüllen überhaupt. Er gestaltete als erster Mensch Schallplattenhüllen, zu Beginn seiner Karriere 1942 auch einen Prisma-Effekt für eine Platte mit Beethovens Klavierkonzert Nr. 5.

 

Dieses Cover diente als Vorlage für Pink Floyds «Dark Side Of The Moon», weiter entwickelt durch den britischen Designer Storm Thorgerson. «Das gläserne Prisma war eine Referenz auf die Lichtshows von Floyd», erläutert er auf seiner Website. Besonders hübsch auch die Idee, die Spektralfarben im innern Teil der Hülle fortzusetzen, wo sie grafisch den Herzschlag aufgriffen, mit dem das Konzeptalbum eröffnet und beendet wird. 

5. «Never Mind The Bollocks, Here’s the Sex Pistols», 1977

Kann ein Cover, das nur aus typographischen Elementen besteht und nicht aus Bildern, scharf genug sein, um zensiert zu werden? Momoll. Das ging, damals in den prüden 70er-Jahren, als der Unternehmer Malcolm McLaren die Sex Pistols kreierte und mit Plattenboss Richard Branson (Virgin) den Punk vermarktete. Das Debütalbum der Sex Pistols enthielt den Spruch «Never mind the Bollocks», was «Scheiss auf die Eier/Hoden» heisst, freier übersetzt auch «Vergiss den Scheiss». Johnny Rotten, Sänger der Band, hielt den Spruch, den die Band an einem Konzert aufgeschnappt hatte, für einen Ausdruck aus der Arbeiterklasse, der soviel bedeuten sollte wie «Halt die Schnauze, hör auf einen Scheiss zu erzählen.»

So oder so reichte der umgangssprachliche Begriff für Hoden, «Bollocks», um die britischen Sittenwächter auf den Plan zu rufen. Kaum war das Album im Herbst 1977 erschienen, wurden mehrere Plattenläden avisiert, das Album aus den Schaufenstern zu entfernen. Weil es öffentliches Ärgernis erregte. Ein Ladenbesitzer wurde gar angeklagt und argumentierte vor Gericht, dass hier offensichtlich nicht fair beurteilt wurde. Denn Zeitungen wie der «Guardian», die über das Album und die Empörung berichteten, wurden nicht verklagt. Am Ende mussten die Moralwächter klein beigeben. Die Obszönität des Albumtitels war nicht justiziabel. Natürlich aber trug dieser weitere Skandal dazu bei, dass die Sex Pistols in aller Munde und aller Ohren waren. Und das Typo-Cover oft zitiert, unter anderem von den Toten Hosen.

6. «London Calling», 1979

Welch ausdrucksstarkes Bild: Paul Simonon, Bassist der britischen Punkband The Clash, schmettert seinen Fender Precision Bass auf die Bühne des Palladium Clubs in New York. Die Fotografin Pennie Smith hielt den Augenblick fest. Als das Bild im Rennen fürs Albumcover war, sprach sich Smith zunächst dagegen aus; die Unschärfe störte sie. Doch Joe Strummer und Grafiker Ray Lowry sahen eben gerade in dieser Momentaufnahme die Kraft des Rock’n’Roll und die Wucht des Augenblicks vereint. Und entschieden richtig. 

So bekannt dieses Albumcover bis heute ist (und so oft es selber auch zitiert wurde): Nicht The Clash haben es erfunden, sondern Elvis. Zitierten die Briten damit doch das Cover von Elvis Presleys erstem Album.

7. «Nevermind», 1994

Er ist als «Nevermind»-Baby in die Rockgeschichte eingegangen: Spencer Elden. Sein Vater war in der Filmindustrie tätig, im Bereich Special Effects, und mit dem Unterwasserfotografen Kirk Weddle befreundet. Dieser suchte 1991 ein Baby für ein Shooting in einem Schwimmbad in Pasadena. Spencers Mutter war Schwimmlehrerin und wusste, dass ihrem halbjährigen Kind nichts passieren würde, wenn man es kontrolliert in den Pool eintauchen liess. Kontrolliert hiess, dass man es anblies, worauf Babys die Luft anhalten würden. Das tat der sechs Monate alte Spencer auch. Im Nachhinein fügte man noch eine Fischerangel und eine Dollarnote hinzu, fertig war das Kult-Cover, für das die Familie mit – je nach Quelle – 200 Dollar entlöhnt wurde.

Spencer hat das Coverbild für das «Rolling Stone»-Magazin 2001 und 2008 nachgestellt, unterdessen die Kunsthochschule absolviert und arbeitet als Künstler. 

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