Grand Basel. Der Sound von 700PS, der einen aufhorchen lässt, feuchte Hände, die man bekommen wird (so locken die Beschriebe in der Messe-App)... Ein Ferrari F40 von 1991 mit 478PS und 324km/h, oder lieber den Iso Rivolta Vision GT (2017) mit 1000PS (!), 350km/h, in 2.7sec von 0 auf 100, oder besser den Aston Martin Virage (2011) mit 490PS oder einen Porsche 911 (2018) mit 700PS? Kann man die Wagen aus den 1960ern noch als Kulturgut ansehen, ab den 1970ern waren Ölkrise, "Umwelt"-Themen, die Klimarelevanz allgemein bewusst. All die PS-Boliden ab den 70ern sind kein Kulturgut mehr, sie sind - und waren es schon damals - anachronistische Unkultur. Es ist die Dekadenz unserer Zeit, die uns an der Grand Basel entgegenschreit. Dazu passt, dass sich die Tage etliche Männer mit allzu schmaler Identitätsbasis in den Messehallen die Augen nicht satt sehen werden können. Traurig, dass dabei 49% der Aktien der MCH Group der öffentlichen Hand gehören, darunter den als "Energiestadt Gold" zertifizierten Städten wie Basel oder Zürich. Ein Armutszeugnis. Für Basel, für die Messe, für unsere Gesellschaft.
Schade, Dass das Interview nie inhaltlich-konkret wurde. Abstrakt bleibt vieles zu leer, kann die Frage nach der Übernahme von Verantwortung kaum wirklich beantwortet werden. Warum bot die BaZ z.B. Platz, dass zum Klimawandel wissenschaftlich schon lange unhaltbare Positionen ausgebreitet wurden, die nahelegen, es sei nicht der Mensch, der ihn verantwortet. Klimaskeptizismus zu streuen trägt wesentlich dazu bei, dass entschiedene Klimapolitik nicht gesellschaftsfähig ist. Und hierin kommt ein reaktionäres Moment der BaZ zum Ausdruck: dass heute höchst relevante Diskurse nicht nur grobschlächtiger geführt, sondern zugleich auch besitzstandswahrende Positionen verteidigt wurden. Schade um jeden Tag, an dem wir davon ferngehalten werden, uns individuell und als Gesellschaft weiterzuentwickeln. Die BaZ hat zu allzu viele solcher Tage und Momente zu verantworten.
Es wäre fatal, Krieg und Klimawandel nach dem Motto auszuspielen: lieber kein Krieg, und dafür unsern Reichtum und Wohlstand verteidigen - und dafür ist dann der Klimawandel ruhig mal in Kauf zu nehmen. Mit der Erderhitzung schaffen wir ja gerade Umstände, die (Mit-)Ursache für Kriege sind, für klima-/ umweltbedingte Migration von Abermillionen von Menschen (die Schätzungen gehen hier weit in den Milliardenbereich, nicht zuletzt je nach Anstieg des Meeresspielgels). Und vor der Radikalisierung von Wertehaltung sind auch hiesige, "reiche" Gesellschaften nicht gefeit. Gerade dann nicht, wenn Menschen auf der Flucht an jenem Frieden und Reichtum teilhaben möchten, der mit auf ihren Rücken erwirtschaftet wurde. Die negativen Folgen unseres Wohlstandsmodells, unseres humanistischen Emanzipationsideals, das individuelle Autonomie so hoch hält, bekommen über die Treibhauseffekte unseren Tuns eben die gesamte Welt zu spüren. Wir leben eben nicht "einfach" damit, sondern sehr gewaltvoll.
Was tun? Schleunigster Ausstieg aus der Verbrennung von Kohlenstoff. Das bedingt Vieles. Technische Lösungen sind ein Teil, es meint aber auch einen radikalen Konsumwandel. U.a. den Rückbau von Flugkapazitäten, denn hier gibt's keine technischen Alternativen. Oder wie wäre ein Weiter-So zu rechtfertigen?
Die Fragezeichen sind bewusst gesetzt. Das Hoffen auf eine Erlöserstimme, die sagt wie und wo es langgeht, ist Teil unseren Problems: dass Individuen die Herausforderung der Erderhiztung nicht auch als ihre zu begreifen bereit sind. Denn es ist nicht nur schwer, eigene Handlungsroutinen anzupassen, allein schon gewohnte Denkmuster zu überwinden, fordert enorm.
Die Lösungen stehen u.a. hinter den Fragezeichen...: kein Infrastrukturausbauten, die ein Mehr an Verkehrsleistung erst ermöglichen; Anreizsysteme, die umlenken (Besteuerung von Flughäfen, Kerosin etc.) und ganz klar auf eine Null-Emissions-Gesellschaft zielen; Finanzpolitisches Divestment; Abkehr von agroindustrieller Landwirtschaft und derern Subventionen; Wiederaneignung gesellschaftlicher Zusammenhänge (zwischen Produzierenden und Konsument*innen); Lebensumfelder, die Lust machen, die Freizeit vor Ort zu verbringen, statt in die Ferne fliehen zu müssen; und auch: klaren Wein einschenken, statt mit halb- oder letztlich ungerechtfertigen Leitbildern so zu tun, als hätten wir die Lösung. Denn solche Beruhigungsschnuller halten uns davon ab, (mental) in Bewegung zu gelangen und politisch zu Handeln.
Wie sollte denn so ein Schlussbouquet aussehen? Schluss, von wem oder was? Just um dies geht es doch - gerade weil es schon 10 nach 12 ist, mit Entschiedenheit dazu beizutragen, dass wir nicht noch dramatischere Folgen der Erderhitzung provozieren und produzieren, die wir (unsere Kinder, Kindeskinder...) dann nicht mehr korrigieren können. Es geht nicht um ein Schlussbouquet, sondern schlicht um die Frage: wie fried- resp. gewaltvoll gelangen wir Menschen in eine postfossile Zukunft?
Ein Strassenbauprojekt von 1960, der Hochphase des Automobilismus, das mit dem Wissen um die Klimaentwicklung in den 2020er Jahren umgesetzt werden soll - sprich wo wir bis 2050 eine vollständig dekarbonisierte Gesellschaft brauchen, um die vereinbarten Klimaziele von Paris (2015) und Bonn (2017) überhaupt erreichen zu können - ist schlicht: anachronistisch und alles andere, als enkeltauglich (und bei 100% globaler Dekarbonisierung klappt auch die Freikaufstrategie der Schweiz nicht mehr wirklich, einfach in Entwicklungsländern zu kompensieren...). Wo durch Strassenbau Raum schneller überwunden werden kann (was zweifellos der Fall ist, sonst würde kein Automobilverband je für so ein Planung plädieren), trägt so ein Projekt direkt dazu bei, unsere Abhängigkeiten vom Strassenverkehr noch mehr zu erhöhen. Damit wird zugleich der Druck auf künftige Politiker*innen erhöht, unliebsame Beschlüsse zu fassen. Wie argumentieren hier konservative Politiker*innen? Wie liberale (da Freiheiten andernorts Lebender durch den Klimawandel massiv mit den Füssen getreten werden)? Warum bleibt das Thema seitens der TaWo völlig aussen vor? Nur Mut für mutige Beschlüsse!
Gemäss proviande.ch waren es 2015 noch 51,35 Kilogramm pro Person und Jahr. Mit den 780gr sind es nur noch 40,56kg. Kann jemand diesen Unterschied erklären? Liegt das vielleicht daran, dass bei der Befragung - die den obigen Aussagen des BLV und damit den geringeren Mengen zu Grunde liegen - die Fleischessenden ihren Konsum um 20% unterschätzen?
Falsche Antwort..., wenn Mayordomo sich nur darum nicht zu einer Antwort in der Lage sieht, weil heute andere Reproduktionstechniken denkbar sind, stilisiert er gerade die Frage der Reproduktion zum ausschlaggebenden Kritrium. Doch warum sollte es das sein? Auch Lesben und Schwule können sich liebend begegnen und ein Lebensversprechen geben, Kinder aufziehen und wirtschaftlich füreinander da sein. (Von polyamorösen und heute eh nicht anerkannten Beziehungskonstellationen mal ganz abgesehen, beispielsweise zwischen einer Bisexuellen, ihrer Partnerin und ihrem Partner). Warum thematisiert Mayordomo nicht, dass es bei der CVP-Initiative darum geht, Minderheiten per Verfassung (!) Rechte vorzuenthalten? Auf wessen Seite würde sich Jesus hier schlagen?
Ein klein wenig beruhigt, dass zumindest heute offiziell eine breite Allianz NEIN zur diskriminierenden CVP-Heiratsinitiative sagt, von amnesty international über economiesuisse, BDP, FDP, SP, Grünliberale, Grüne, dem Dachverband der Schweizer Männer- und Väterorganisationen, der Jungen CVP des Kantons Zürich, über 20 LGBT-Vereinen und vielen mehr!
Im Beitrag wird kein Wort über die politische Unverantwortlichkeit von Flugverkehrswachstum verloren. Darum hoffe ich, dass die TaWo auch deutliche Worte findet, um diese klimapolitisch völlig anachronistische Entwicklung zu kommentieren. Bei den raumbezogenen Betrachtungen zur 2000-Watt-Gesellschaft werden die Klimaeffekte des Flugverkehrs übrigens nicht berücksichtigt. Sie alleine liegen aber mit gut einer halben Tonne CO2 für die in der Schweiz Lebenden (im Durchschnitt) so hoch, wie die gesamten (!) Emissionen, die 2050 für eine Erreichung der 1.5°- bis 2°-Klimaziele noch tolerabel wären. Wie können jene, die Flugvervehrswachstum begrüssen oder gar befördern und einklagen, heute noch gut schlafen?
Diese Mietpreisumfrage stimmt mich recht skeptisch. Zum einen dürfte sie hochgradig unrepräsentativ sein. Wer liest denn in der Klybeckstrasse alles TaWo? Zum andern ist es vielleicht nicht ganz unwahrscheinlich, dass gerade jene, die sie lesen (d.h. die TaWo-Leser_innen) und an ihr teilnehmen, eher die teureren Wohnungen in der Klybeckstrasse bewohnen. Könnte dann eine Offenlegung nicht dazu führen, dass Eigentümer, die Mietpreise unterm erhobenen - und eben vielleicht eher höher ausfallenden - Schnitt verlangen, geneigt sind, ein wenig anzuziehen...?
PS: selbst als Bewohner der Klybeckstrasse weiss ich, dass sogar im selben Stock der Mietzins ganz erheblich variiert. Bitte grösste Vorsicht vor vorschnellen Schlüssen und verräumlichten Darstellungen...!