Zum Interview mit Selma Bausinger vom "Frühling", es gäbe kein Kino hier, was schade sei...: nur mal die Strasse entlang laufen, um eines von Basels besten Kinos zu entdecken: Klybeckstrasse 247, neueskinobasel.ch ... einfach mal genau umgucken ;-)
Nicht wenig optimistisch...: Medikamente nehmen und alles wird gut. Und wenn die nicht mehr so recht helfen? Mein TIPP: Verzicht auf Orangen und Milchprodukte (genauer auf Zitronen- und Milchsäure) und nach 1.5 Tagen waren alle meine fast lebenslangen Allergien weg (v.a. gegen Bäume und Gräser). Auch das ist selbstverständlich kein Allheilmittel, doch ich weiss, dass es auch andern geholfen hat. (Den Tipp, den ich erhielt, lautete: keine Milchprodukte (Rahm und Butter sind jedoch ok), keine Orangen, keine Erdbeeren, kein Schweinefleisch (was ich eh nicht esse)). Viel Glück! Und Frühling und Sommer wieder geniessen!
Guter Grund fürs Kiss-In!
Eines sollte doch nochmals in Erinnerung gerufen werden - dass die BLT anfänglich nicht nur die Küss-Motive nicht aushängen wollte, sondern gar keine der Anyway-Plakate. Die BLT hatte zudem einige Wochen Zeit, um diesen Entscheid zu überdenken. Darum stimmt er mich sehr nachdenklich: es war die schlechte Publicity, nicht die tatsächliche Einsicht, die dazu führte, die Küss-Plakate schliesslich auszuhängen. Sich zudem hinter dem Argument zu verstecken, Anstössig-Sexistischem keinen Raum zu bieten, zeugt dabei von hohem Unverständnis: es geht hier nicht ums Küssen zu Vermarktungszwecken, sondern ums Küssen als Ausdruck von Menschlichkeit und Liebe. Heterosexismus macht schleichend krank und tötet auch heute noch. Es wäre angezeigt, dass sich Betriebe ihrer Verantwortung bewusst werden, wie mit Minderheiten nicht nur passiv-tolerierend, sondern im Sinne verantwortlicher Politik umgegangen werden könnte. Ich wünschte, alle (quasi-) öffentlichen Stellen gingen hier mit Riesenschritten voran!
Ein schick-feminines Elektroauto mit 5 Öko-Sternchen im ADAC-Test! Da macht doch das Fahren endlich wieder richtig Spass! Bedenklich ist alleine schon, dass sich die Seiten der TaWo als Plattform für solche Leistungs- und Geschwindigkeits-Fetischismen gebärden. Zwar war sich der Schreiberling wohl zu unsicher, in das selbe Öko-Horn des ADAC zu blasen, doch ein wenig mehr kritische Reflexion würde ich mir schon wünschen. Z.B., dass im Rahmen einer empirischen Erhebung in Japan herauskam, dass Autofahrer, die sich nach eigener Wahrnehmung ein „ökologisches Auto“ zugelegt haben (wie z.B. einen Toyota Prius mit Hybridmotor), ein Jahr nach dessen Kauf gut 1,6mal mehr Kilometer damit gefahren sind, als mit ihrem herkömmlichen Auto zuvor. Diese Art des „Bumerang“- oder „Rebound“-Effekts wird in den Sozialwissenschaften auch als „Moral-Hazard-Effekt“ bezeichnet: vermeintlich moralisch motiviertes Handeln führt zu seinem Gegenteil. (Online-Quelle: Tilman Santarius, 2012: Der Rebound-Effekt. Über die unerwünschten Folgen der erwünschten Energieeffizienz)
Verschiedene politische Felder wären seitens der römisch-katholischen Kirche (RKK) in Bezug auf alle Nichtheterosexuellen zu beackern. Und hieran sollte sie auch gemessen werden. Erst 2013 beschloss z.B. die nigerianische Bischofskonferenz, sich für die Verschärfung der Anti-Homosexuellen-Gesetze im Lande stark zu machen. Die Gesetze wurden tatsächlich verschärft - mit menschenrechtlich tragischen Folgen. Leider habe ich letztes Jahr hierzu kein Aufschrei aus Rom gehört. Auch nicht von sonstwoher aus der RKK. Doktrin steht realpolitisch noch über dem Ernst nehmen menschlicher Not. Vielmehr: sie trägt unverändert zu dieser Not bei. Es bleibt (auch für Nicht-Katholiken) im Namen von Millionen Jugendlichen, die auf dieser Welt momentan in ihrem Coming-Out stecken oder mit ihm aus existenzieller Angst hadern, nur zu wünschen, dass dieser patriarchale Klub bislang sich äusserst heterosexistisch gebender Männer seine Positionen radikal überdenkt. Und dass er von seinen Schäfchen dazu angetrieben wird. Sonst müssen sich diese durchaus fragen lassen, wie sie ihre duldende Hörigkeit rechtfertigen können.
Ich begrüsse das Mittel der Irritation um Reflexionsprozesse auszulösen. Und Appels Beitrag über die luststreifen irritiert durchaus, indem das jährliche queer-cinema-basel im Lead ersteinmal in die Schublade der Pornos und des praktizierten Sex' gesteckt wird. Doch wird es für die Tiefe der aufgezogenen Schublade im Beitrag nur zu halbherzig aus ihr wieder herausgeholt. Ein Verweis auf das diesjährige Thema "Süsser Schmerz" hätte geholfen, die von der luststreifen-Crew ausgewählten Filme zu kontextualisieren - und da werden mehr Genres gezeigt, als Pornos (gibt es überhaupt einen?) oder Dokus...
Und wenn man dann im neuen kino ist, dann stellt man fest, dass auch die luststreifen irritieren - mit ihrem Hinweis auf den Festival-T-Shirts und -Taschen: "welcome to violence". Violence - Wo doch Vertrauen die Voraussetzung für alle Spielarten jenseits des Kuschelsex' ist! Doch violence ist mehr als Gewalt, ist Leidenschaft und Heftigkeit und Vehemenz. So rücken die luststreifen zugleich in den Fokus, Begehren ernst zu nehmen, sie als real und als treibende Kraft anzuerkennen. Um dann vielleicht weiter zu fragen: wie hängen Begehren, Sehnsüchte, Lust und Begierden von Subjekten mit unserer Gesellschaft zusammen? Durch welche Verhältnisse werden sie befördert? Ist gar die Gesellschaft die, die Leiden schafft?
Wiedereinmal scheinen die luststreifen dem politischen Kern ihres Namens gerecht zu werden. Gratulation!
Lieber Peter, Deiner Antwort ist vollumfänglich beizupflichten!
Unverändert finde ich aber auch die Frage spannend, warum heute in weiten Kreisen so eine Lethargie dominiert..., warum das Lernen, das Du ansprichst, eher ausbleibt usw. Denn ich glaube, das Erreichen von einigen der zentralen Hetero-Rechte ist noch lange nicht Erklärung genug, dass so wenig Engagement da ist... Viel eher, denke ich, hat es mit "flexiblen Identitäten" (Tipp: Johannes Gruber: "Der flexible Sozialcharakter") zu tun, die ein Leben denkbar und aushaltbar machen, das mit viel weniger Verbindlichkeiten (z.B. auch Gemeinschaft gegenüber) auskommt.
Erstmal habe ich nur etwas festgestellt, noch nicht gewertet. Zugleich entzieht es sich aber meiner Kenntnis, was am Verteidigen von dauerhaft verstetigten, asymmetrischen Machststrukturen ok wäre. Auch weiss ich nicht, wie sie normativ begründbar sind.
Unverbautes Land, sauberes Wasser, unverletzte Natur...? Für all das steht die Schweiz schon heute nicht. Das Land zersiedelt, das Wasser mit Nanopartikeln, Hormonen und Plastikmüll (z.B. vom Rheinbord) verschmutzt, die Natur weltweit in Mitleidenschaft gezogen. Als Vielflieger und mit der stärksten Autoflotte Europas, mit einem wöchentlichen Fleischkonsum von über einem kg pro Person (!), mit über 10'000 Watt Dauerleistung (wo 1'000 ok wären), mit viel zu hohem Ressourcendurchsatz, mit zu 60% ins Ausland verlagerten Umweltfolgen usw.: das ist "die" Schweiz! Rezept gegen ECOPO: So bescheiden leben, dass die hiesige Lebensweise verallgemeinert werden könnte (nicht sollte). Und dann mal schauen, ob überhaupt noch jemand her wollte... Menschen zuvor auszuschliessen ist besitzstandswahrende Herrschaftsverteidigung.
Ein Schwuler, der – wohl aus tiefen emotionalen Befürchtungen um Anerkennungsverluste – solange mit einer Maske durchs Leben lief, ist zu beglückwünschen, sich zu bewiesener Offenheit durchgerungen zu haben. Gleichwohl kann ich ihm gerade darum nicht abnehmen, dass es sich um rationalistische Aussagen handele, wenn sich Männer zu Risiko-Sex verabreden und eine HIV-Infektion sowie deren Weitergabe an andere bewusst in Kauf nehmen. Es handelt sich beim Entscheid für Sex ohne Gummi um zutiefst emotionale Bewegmotive: z.B. in einer Unmittelbarkeit das nachzuholen, was man sich im Grundsatz über Jahre verwehrt hat oder sich nicht von einer Gesellschaft disziplinieren lassen zu wollen, die man als für die eigene Vergangenheit (und das nicht zu Unrecht!) verantwortlich erachtet. Freilich finden sich heute Gründe, sich so eine Entscheidung für unsafen Sex als Kopfentscheid zurechtzulegen – und wenn dazu gehört, dass die Lebensqualität nicht sinken würde. Allzu schnell geht z.B. vergessen, dass HIV-Positiv eine höhere Anfälligkeit für Depressionen haben oder dass es unverändert gesellschaftliche HIV-Stigmata gibt. Und ganz selbstverständlich wird auf die Solidarität der Gesellschaft gesetzt. (Und damit möchte ich eine bedingungslose Solidarität als ein hohes gesellschaftliches Gut ausdrücklich anerkennen und zugleich insofern verteidigen, als es einen verantwortungsvollen Umgang aller bedarf, um sie dauerhaft aufrecht zu halten.) Phil Langer hat in „Beschädigte Identität“ zum Risikoverhalten schwuler und bisexueller Männer aufgezeigt, dass „das intentionale Eingehen von HIV-Risikosituationen“ zugleich auch bestimmte Gründe hat, die häufig mit „einem Bewusstsein der eigenen homo- und bisexuellen Biografie als krisenhaft und eine Wahrnehmung der eigenen Sexualität als problematisch“ zu tun haben. Umso trauriger, dass das Erziehungsdepartement Basel noch immer keine schulischen Aufklärungskampagnen bezüglich sexueller Orientierung kennt – wie andernorts üblich. Vielmehr wird dort zwar angenommen, „dass es immer wieder Kinder oder Jugendliche gibt, die unter Homophobie leiden müssen, ohne dass wir davon erfahren“ (E-Mail an mich vom 25.3.2013), aber gleichwohl wird es als ausreichend erachtet, „dass eine allgemein ethische Erziehung das Beste“ sei. Mit welchem Schulmaterial hier bezüglich Fragen der sexuellen Orientierung gearbeitet wird, wurde mir noch nicht mitgeteilt.
Axel Schubert
PS: Auf den Seiten der habs finden sich zur letztjährigen Break-The-Chain-Kampagne kritische Anmerkungen http://www.habs.ch/aktuell.html#breakthechain