Die Enttäuschung nach dem Interview mit der Tageswoche war gegenseitig. Zumindest da besteht Übereinstimmung. Aber vielleicht lag es ja nicht nur an den Antworten, sondern ein ganz kleines bisschen an diesen Fragen, dieser Voreingenommenheit.
Was taugt Ihre Partei? Die Baselbieter Regierung ist schlecht, Ihre Vorgängerin ist schlecht: Was sagen Sie dazu? Links oder rechts, gut oder böse: bekennen Sie endlich? Wieso haben Sie (ausgestattet mit diktatorischen Kompetenzen) in Ihren ersten anderthalb Amtsjahren diesen Sündenpfuhl Baselbiet nicht bereits komplett umgespatet? Der zaghafte Versuch, auf Unterschiede des neuen Investitionsplans (er ist öffentlich) zum Programm des letzten Jahrzehnts hinzuweisen, wurde bei der Interviewwiedergabe übergangen. Vielleicht weil's nicht ins Bild gepasst hätte?
Ich habe mich deshalb entschlossen, ein fiktives und nicht in allen Punkten ernstgemeintes "Gegen-Interview" mit Herrn Rockenbach zu führen:
Herr Rockenbach, taugt die TagesWoche etwas?
(studiert lange...). Ja. Wo andere weiss sehen, sehen wir schwarz, und umgekehrt natürlich. Da entsteht Medienvielfalt!
Ja gibt es denn überhaupt keine Zwischentöne mehr?
Nein, schwarz-weiss ist viel praktischer. Da kann man alles so schön zuordnen. links-rechts, gut-böse…
Aber möchten sie denn nicht ab und zu einen richtigen Farbtupfer setzen? Wo bleibt da Ihre revolutionäre Ader?
Wissen Sie, ich bin da ja nicht alleine in der Redaktion. Wir haben uns jetzt einfach einmal auf schwarz weiss geeinigt, und da ist ja auch noch die corporate identity zu berücksichtigen.
Okay, nun zum Schluss noch dies. Sie behaupten doch immer Baselland stecke im finanziellen Schlamassel, richtig?
Ja, genau.
Wollen wir also wetten, dass Baselland vor der Tageswoche aus den roten Zahlen kommt?
Das finde ich jetzt aber überhaupt nicht witzig.
Aber sie waren doch früher immer so ein fröhlicher Typ?
Ja sehen Sie, da geht es uns offenbar beiden gleich :-)
Zum Schluss noch ein überraschender Beitrag zur Frage Schwarz-Weiss oder Links-Rechts. Er stammt aus dem Blog von Adil Koller, Baselbieter Jungsozialist:
"Es ist mir eigentlich gar nicht so wichtig, ob der neue Regierungsrat nun links oder rechts oder mittig (wo liegt das eigentlich?) ist. Die Hauptsache: Er will dem Baselbiet neuen Schwung verschaffen. Ändern, was falsch läuft. Und er sollte offen sein.
Ich wette, der Wahlkampf in den nächsten zwei Monaten wird sich nicht darauf konzentrieren, welche Ideen diese Männer vorzuweisen
haben, sondern darauf, ob sie als links oder rechts eingestuft werden."
Recht hat er!
Herr Stucki da haben Sie nicht unrecht. Nur ist das im täglichen Leben (leider) nicht so viel anders. Ich meine ja nur, wir sollten von diesem rechthaberischen Hin und Her wegkommen und vermehrt lösungsorientiert zu arbeiten versuchen.