Manchmal verstehen wir die Baselbieter einfach nicht. Etwa wenn sie Höhenfeuer anzünden und eine Fusion mit Basel-Stadt ablehnen. Und manchmal, ja, manchmal werden wir richtig wütend auf unsere Nachbarn.
Als die Baselbieter und die Basler Regierung etwa den neuen Leistungsauftrag für die Universität präsentierten, kommentierte die TagesWoche: «Von der Provinz ausgetrickst». Als im Mai herauskam, dass die Baselbieter Regierung ein Rechenpuff wegen der Abschreibung zweier Nationalstrassen hatte, sammelte die TaWo weitere Missgeschicke der Regierung und titelte: «Die grössten Patzer der Baselbieter Regierung».
Das Baselbiet gibt es nicht
Diese kritische Berichterstattung sorgte bei einigen Leserinnen und Lesern jedoch für Unmut. «Ihr kritisiert alles, was aus dem Baselbiet kommt», schrieben uns mehrere Leser nach den genannten Berichten. Also dachten wir: Vielleicht ist es wieder einmal an der Zeit, ins Baselbiet zu reisen. Um unsere Nachbarn ein bisschen besser verstehen zu können. Und zwar jenseits von politischen Kämpfen um Geld und Boden. Vielmehr wollten wir wissen, wie die Baselbieter leben, wie ihr Alltag aussieht, was sie gerne haben und was weniger.
Bei unseren Besuchen merkten wir vor allem eins: Das Baselbiet gibt es nicht. Es gibt verschiedene Dörfer mit verschiedenen Menschen. So führten uns der pensionierte René Itin und der 15-jährige Ruedi Gysin durch das wunderschöne Hersberg und machten deutlich, weshalb sie hier nie wegwollen. In Tschoppenhof zeigte uns Beatrice, wie glücklich man dort auch als Auswärtige werden kann. Und in Pfeffingen – dem Dorf, das Basel näher ist, als ihm lieb ist – erlebten wir, wie fest «Böbs» Kaiser und seine Freunde sich Mühe geben, aus einem Pendler-Schlafdorf wieder eine Gemeinschaft zu machen.
So gingen wir bei der Recherche vor
Die TagesWoche wollte das Baselbiet unbedingt aus Sicht der Bewohner kennenlernen. Wir wählten in jedem der fünf Bezirke das Dorf aus, das die Fusion mit Basel-Stadt an der Abstimmung 2014 am deutlichsten abgelehnt hatte. Wir gingen davon aus, dass diese Dörfer im Geiste am weitesten von der Stadt entfernt sind. Dort hängten wir Plakate auf mit dem Aufruf: «Wer möchte uns sein Dorf zeigen?» Teilweise warfen wir das Plakat auch in private Briefkästen.
Aus drei Dörfern bekamen wir Antwort: Hersberg, Tschoppenhof und Pfeffingen. Und wurden herzlichst empfangen. Danke, liebe Nachbarn.