Wirtschaftsdirektor Christoph Brutschin darf seinen «architektonischen Leuchtturm» bauen. Das Volk vertraut darauf, dass der Bau die 20 Millionen Franken wert ist – wenn auch das Abstimmungsergebnis äusserst knapp ausfiel.
Die Angestellten des Amts für Umwelt und Energie zügeln im Jahr 2019 in die Innenstadt. Basel-Stadt hat mit knappen 51,07 Prozent Ja gesagt zum «architektonischen Leuchtturmprojekt» an der Spiegelgasse (bei einer Stimmbeteiligung von 52,66 Prozent). Wirtschaftsdirektor Christoph Brutschin darf sein «Nullenergiehaus mit einzigartigem Holzgerüst» bauen.
Verliererin ist die FDP, die mit Unterstützung der SVP das Referendum ergriffen hat. Ihr Hauptargument: Es sei unvernünftig, einen 20 Millionen teuren «Luxusneubau» für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Kantons in der Innenstadt zu bauen.
Der Kanton kann es sich leisten
Eine kleine Mehrheit der Stimmbürger sieht das anders. Und das, obwohl bis zuletzt ein regelrechter Zahlensalat herrschte und weder Befürworter noch Gegner richtig erklären konnten, wie viel Quadratmeter Bürofläche nun wirklich entstehen, wie viele Angestellte im neuen Haus arbeiten sollen und wie genau sich Kosten zusammensetzen. Dafür war die regierungsrätliche Botschaft an den Grossen Rat schlicht zu verwirrend.
Doch offensichtlich vertraut die Stimmbevölkerung der Regierung trotzdem. Das hat wohl einerseits mit den gut gefüllten Kantonskassen zu tun: Für das Jahr 2015 verbuchte Finanzdirektorin Eva Herzog einen Überschuss von 432 Millionen Franken. Basel kann sich ein neues Amtsgebäude leisten.
Hässlicher wird es nicht
Andererseits muss man zugeben: Die Spiegelgasse könnte ein architektonisches Bijou, wie es die Visualisierung der Basler Architekten «Jessenvollenweider» zeigt, gut vertragen. Das jetzige Gebäude ist keine Augenweide und ebenso sanierungsbedürftig wie der heutige AUE-Standort in Kleinhüningen.
Christoph Brutschin hat immer wieder betont, die Spiegelgasse sei als Wohnort unattraktiv. Das könnte man zwar auch über die Güterstrasse oder den Voltaplatz sagen, auch dort fahren Autos und Trams, was private Investoren aber nicht davon abgehalten hat, dort Wohnungen zu bauen.
Zudem soll mit dem neuen AUE-Haus trotzdem Wohnraum entstehen – und zwar am alten Standort an der Hochbergerstrasse in Kleinhüningen. Das dürfte die unter der Wohnungsnot leidenden Bevölkerung zusätzlich vom Projekt überzeugt haben.
Brutschin betont: «Kein Prestigeprojekt»
Als Prestigeprojekt möchte Brutschin den Bau nicht verstanden wissen, sagt er nach der knapp gewonnen Abstimmung zur TagesWoche. Er freue sich, dass die Stimmbürger dem Gewerbe nun ermöglichen, einen tollen Bau zu verwirklichen.
Eine Niederlage, sagt Brutschin, wäre zwar keine Tragödie gewesen – «dann hätten wir eine andere Lösung suchen müssen.» Aber geschmerzt hätte das den Gewinner der Abstimmung natürlich trotzdem: «Es ist so: Ich verliere nicht gerne. Ich war überzeugt vom Projekt, und da galt es, in die Hosen zu steigen und sich voll dafür einzusetzen. Und das haben wir gemacht.»