Der Erweiterungsbau des Kunstmuseums ist ein Geschenk an die Öffentlichkeit. Aber die Herausforderung steht noch bevor: ein inhaltliches Programm, das der beeindruckenden Verpackung gerecht wird.
Wenn in zwei Monaten der prächtige Erweiterungsbau des Kunstmuseums eröffnet, wird er seine Besucher umwerfen, verspricht der Basler Baudirektor Hans-Peter Wessels. Und die ersten Einblicke sind tatsächlich beeindruckend: berauschende Treppenkonstruktionen aus Beton und Räume mit Schneid, vereint in einem gewagten Bau, der sich geschmeidig zwischen die dicht befahrene Dufourstrasse und die historische Dalbevorstadt schmiegt.
Ein Prunkstück. Und eine weitere Gabe des Basler Daigs an die Öffentlichkeit. Mahnmal der Mäzenin Maja Oeri und der von ihr gegründeten Laurenz-Stiftung. Sie besorgte den Landkauf, sie stiftete die Hälfte des Geldes für den 100-Millionen-Franken-Bau. Den Rest steuert der Kanton bei.
Mäzene von Weltklasse
Die Beteiligung der Roche-Erbin Oeri ist nur eine weitere Verschränkung zwischen dem bildungsbürgerlichen Basler Geldadel und der Öffentlichkeit. Seit jeher waren es die Stifter und Mäzene, die das Kunstmuseum zu dem machten, was es heute ist: zu einer der weltbesten Institutionen seiner Art.
Da steht der Neubau also, kantig und markant, Verdienst der Architekten Christ & Gantenbein. Ein Glück für die Stadt Basel, die ihren kulturellen Stellenwert heute zu einem beträchtlichen Teil den Erben einer florierenden, globalen Pharma-Industrie verdankt.
Eine moderne Verpackung, die nach einem modernen Programm verlangt.
Jetzt harrt diese schöne Verschränkung zwischen Daig und Öffentlichkeit der Einlösung ihrer eigentlichen Herausforderung. Nämlich der Verschränkung der musealen Tradition des 20. Jahrhunderts – «Anschauen, nicht anfassen!» – mit dem ungestümen Drang nach Berührung des 21. Jahrhunderts.
Und genau hier muss sich unser neues Prunkstück noch beweisen. Der Kunstmuseums-Erweiterungsbau der Mäzenin und des Kantons ist ein Geschenk an die Bevölkerung und damit eine moderne Verpackung, die nach einem modernen inhaltlichen Programm verlangt. Dieses Prunkstück hat weit mehr verdient, als zu einem Mausoleum zu werden, in dem das Bildungsbürgertum des 20. Jahrhunderts verstaubt.