Die Ungewissheit nach dem Brexit werden wir auch hier in unserer trinationalen Region spüren, schreibt der Direktor der Handelskammer beider Basel. Geschickt anpassen müssen sich insbesondere Schweizer Exportfirmen.
Noch ist nicht vorhersehbar, welche Folgen der Brexit mit sich bringt. Sicher ist: Der Austritt eines gewichtigen Partners aus der EU wird nicht nur die Experten in den nächsten Jahren beschäftigen. Vom Entscheid der Briten sind wir alle betroffen. Direkt oder indirekt.
Schwerwiegend – insbesondere auch für die Schweiz und unsere Region – ist die politische und wirtschaftliche Unsicherheit, die der gewünschte Austritt Grossbritanniens aus der EU ausgelöst hat. Dies belastet nicht nur die Konjunktur in ganz Europa, sondern führt auch dazu, dass die Verhandlungen mit der Schweiz bei der EU in der Prioritätenliste nach unten rutschen. Hier kommen wir sehr unter Druck, denn nach wie vor hat die Schweiz mit der EU nicht ausgehandelt, wie sie die Masseneinwanderungsinitiative umsetzen soll, ohne gegen die bilateralen Verträge zu verstossen.
Unsicherheit lähmt
Gerade für unsere trinationale Region, in der die Wirtschaft auf die zahlreichen Grenzgänger angewiesen ist, drängt es, diese Fragen zu lösen. Denn Unsicherheit lähmt die Wirtschaft, die Unternehmen und die Menschen! In einem dynamischen Wirtschaftsumfeld wie in unserer Region kann dies fatale Folgen haben.
Auch der starke Franken belastet die Wirtschaft, insbesondere die Exporte werden darunter leiden. Noch ist offen, wie sich die britischen Gesetze nach Brexit entwickeln. Die Schweizer Exportfirmen müssen sich in Zukunft an Grossbritannien – immerhin der fünftwichtigste Handelspartner der Schweiz, was Ausfuhren angeht – anpassen, Verträge müssen neu ausgehandelt werden.
Chancen nutzen
Neben Risiken bietet die neue Situation in Europa aber auch Chancen. Der Brexit sollte ein Anstoss sein, die zentralistischen Strukturen der EU zu überdenken. Aus meiner Sicht ist es dringend nötig, dass die EU die Chance ergreift, das eigene Konstrukt zu hinterfragen und Bürokratie abzubauen. Eine Föderalisierung der EU nach dem Vorbild der Schweiz könnte den EU-Staaten durchaus entgegenkommen und den Giganten EU wieder manövrier- und zukunftsfähig machen. Es geht dabei aber nicht um weniger Europa, sondern um ein besseres Europa.
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