5 Thesen zum Misstrauen gegen die Medien

Unmoralisch, manipulativ, käuflich: Klassische Medien sehen sich im Netz mit Kritik in nie gekannter Schärfe konfrontiert. Wir gehen dem Thema auf den Grund – und brauchen dazu Ihre Hilfe.

«Spiegel»-Titelbild vom 28.7.2014 und Cover des Buches «Gekaufte Journalisten».

Unmoralisch, manipulativ, käuflich: Klassische Medien sehen sich im Netz mit Kritik in nie gekannter Schärfe konfrontiert. Wir gehen dem Thema auf den Grund – und brauchen dazu Ihre Hilfe.

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Das schwer fassbare Unbehagen gegenüber traditionellen Medien als Welterklärer verschafft sich in den letzten Wochen und Monaten mit zunehmender Schärfe Luft im Internet, die Redaktionen stehen im Kreuzfeuer der Medienkritik.

Das haben vor uns schon einige aufgeschrieben. Stefan Niggemeier zum Beispiel, in der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» (FAZ):

«Viele der seriösen Medien scheinen noch nicht zu ahnen, wie gross die Erosion des Vertrauens in ihre Arbeit ist und dass dieses Vertrauen die Grundlage für alles ist. Die Gefahr für uns alle ist, dass Menschen, die ihnen nicht mehr glauben, alles glauben.»
Medienschelte: Journalismus unter Verdacht

Oder Bernhard Pörksen in der «Zeit»:

«Medien- und Fälschungsaffären, die Boulevardisierung der Berichterstattung, der Negativismus der Nachrichten, der Einfluss von PR-Agenturen und Lobbyorganisationen – all die angeblichen oder tatsächlichen Grenzüberschreitungen und Verfehlungen munitionieren den großen Verdacht.»
«Volle Ladung Hass»

Auch die TagesWoche-Redaktion sieht sich zuweilen mit diesem Misstrauen konfrontiert. Gleichzeitig sind wir auch Leserinnen und Leser anderer Medien und setzen als solche unsere eigenen Fragezeichen hinter deren Berichterstattung, insbesondere wenn es um grosse, internationale Themen wie die Ukraine-Krise oder den IS-Terror geht, wo im westlichen Blätterwald oft auffallende Einigkeit bei der Themensetzung und -einschätzung herrscht.

Und dann gibt es noch all die Bücher, die systematisch aufarbeiten, wie manipulationsanfällig unser Mediensystem insgesamt ist. Wissenschaftlich fundierte wie «Flat Earth News» vom britischen Journalisten Nick Davies ebenso wie eher zweifelhafte vom Schlag eines «Gekaufte Journalisten» von Udo Ulfkotte.

Verlust intellektueller Bezugspunkte

Es ist auch als Profi nicht einfach, mit dieser Ambivalenz umzugehen. Der Beruf des Journalisten verlangt, Quellen zu sichten, einzuordnen und auf ihre Glaubwürdigkeit zu untersuchen. Gerät jedoch das zugrundeliegende Wertesystem aus den Fugen und gehen intellektuelle Bezugspunkte verloren, wird diese Einordnungsleistung zunehmend erschwert.

Das führt immer wieder zu hitzigen Gesprächen in der Redaktion. Aus diesen heraus haben wir fünf Thesen entwickelt, die einen Versuch darstellen, das Vertrauensproblem der Medien auszuloten.

Um unsere subjektive Sichtweise mit derjenigen der Medienkonsumenten und -kritiker zu ergänzen, möchten wir unsere Thesen zur Diskussion stellen. Anmerkungen, Ergänzungen, Widerspruch, Kritik: Wir freuen uns über jeglichen Input von aussen. Entweder in der Kommentarspalte oder direkt ins Formular. Diese Diskussion soll der Beginn eines journalistischen Prozesses sein, wie ihn zum Beispiel Medienwissenschaftler Pörksen fordert wenn er schreibt, «die Aufgabe des Qualitätsjournalismus wird es sein, auf die Ad-hoc-Attacken, die Einsprüche und die Ideen der Leser und Zuschauer dialogisch und im Sinne einer kritischen Partnerschaft zu reagieren.»

Herzlichen Dank für Ihr Mitwirken.

Update 17.12.2014: Die Ergebnisse der Umfrage finden sie in diesem Artikel.

Misstrauen gegen die Medien

Wir widmen uns in einem Schwerpunkt dem zunehmenden Misstrauen gegenüber dem traditionellen Mediensystem. Dazu sind folgende Artikel erschienen:

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