Im Restaurant Tribüne im Basler Landhof ging am Freitagabend für immer das Licht aus. Mit der heimeligen Beiz verschwindet auch ein traditionsreicher Treffpunkt in der Geschichte des FC Basel.
Ein letztes Mal liefen am Freitagabend die alten Fangesänge über die Verstärker im Restaurant Tribüne, dazwischen altbekannte Lieder von Pink Floyd oder Queen. Der Rauch von Filtercigarillos stieg hoch, zu den vergilbten Clubwimpeln unter der holzgetäferten Decke, und eingefleischte Fans mit angegrauten Haaren schunkelten zu den alten Stadionliedern. Keine Frage: Mit dem Restaurant Tribüne ging auch eine Epoche zu Ende.
Während über fünfzig Jahren war die Beiz Treffpunkt für Spieler und Fans des FC Basel. Marco Walker, Pascal Zuberbühler, Massimo Ceccaroni, Helmut Benthaus oder Mario Cantaluppi, alle gingen ein und aus. Bis vor einigen Jahren traf sich hier auch die erste Mannschaft vor jedem Heimspiel zum Mitagessen.
Pasta und Tomatensauce vor dem Heimspiel
Es war Marcel Ghirlanda, der auf dem Gasfeuer die Mannschaft für die Spiele stärkte. «Die Spieler wollten immer dasselbe: Pasta mit Tomatensauce und Basilikumblättern. Zum Nachtisch servierte ich Fruchtsalat.» Gemeinsam mit seiner Frau Elisabeth betrieb er in den letzten zwanzig Jahren die Beiz. Die ersten zehn Jahre, erzählen die beiden, hätten sie gut gewirtschaftet.
Danach sei die Beiz aber immer seltener besucht worden, auch die erste Mannschaft liess sich vor den Heimspielen nicht mehr blicken. Langsam geriet das urchige Lokal in Vergessenheit. Die Junioren des FC Basel nutzen den Landhof seltener und so blieben an den Wochenenden auch die Matchbesucher aus. Dennoch blieb die Beiz bis zum Schluss eng mit dem FC Basel verbunden. So feierte etwa vor acht Jahren Helmut Benthaus seinen siebzigsten Geburtstag bei Marcel und Elisabeth.
«Hoi, ich bi dr Pascal»
Das Ende ihrer Zeit auf dem Landhof haben sie nicht selbst gewählt. Mit der Umgestaltung des Landhof-Areals wird auch die Tribüne abgerissen. Deshalb wollte der Kanton den Pachtvertrag nicht mehr verlängern. «Ein halbes Jahr oder ein Jahr wären wir gerne noch geblieben», sagt Elisabeth. «Aber jetzt ist es auch gut, so wie es ist.»
«Ein halbes Jahr oder ein Jahr wären wir gerne noch geblieben.»
Beide erinnern sich gerne an die vergangenen zwanzig Jahre auf dem Landhof. Etwa daran, wie Mario Cantaluppi sich stets darüber freute, wenn das Essen noch nicht bereit war und ihm Zeit für ein «Töggeli-Match» blieb. Oder wie eines Tages Goalie Zuberbühler in der Tür stand, Marcello die Hand hin streckte und sagte, «Hoi, ich bi dr Pascal.»
Der Clubpräsident entschied sich für Ghirlandas
Es war eine gute Zeit, sagen die Ghirlandas. Dabei haben sie sich zuerst kaum Chancen auf die Beiz ausgerechnet. Marcel meldete sich auf ein Inserat in der Zeitung. Damals gehörte der Landhof noch dem FC Basel und das Vorstellungsgespräch leitete der damalige Clubpräsident Peter Epting persönlich. Danach hörte Marcello erst einmal mehrere Wochen nichts. «Wir dachten schon das wird nichts», sagte Elisabeth.
Doch dann klingelte eines Tages das Telefon. Epting war gerade von einem Spaziergang zurückgekommen, währenddessen er sich für die Ghirlandas entschieden hatte. Und so landete das Ehepaar, das sich zuvor nie sehr viel aus Fussball machte, im Herzen des FC Basel.
Zum eigentlichen FCB-Anhänger wurde Marcel trotzdem nicht. Obwohl er vom Club eine Freikarte erhielt, ging er selten zu den Spielen. «Du hättest etwas öfter gehen sollen, Marcello», sagt Elisabeth. Die Spieler hätten es ihm ein wenig angekreidet, dass er so selten im Stadion war. Vielleicht, sagt Marcello, gehe er in Zukunft wieder einmal an ein Spiel. Jetzt schliesst er aber erst mal mit der Vergangenheit ab.