Das neue Biozentrum ist ganz oben angekommen

Das Laborhochhaus für den künftigen Life-Sciences-Campus hat seine definitive Höhe von 73 Metern erreicht. Es wird das markanteste Gebäude der Gegend bleiben. Schon vor mehreren Jahren wurde die dominante Rolle des Baus kritisiert.

Nicht nur von der Vogesenstrasse aus betrachtet, ist das neue Biozentrum ein markanter Bau. Dabei ist momentan noch die rote Kletterschutzwand der Blickfang.

(Bild: Hans-Joerg Walter)

Das Laborhochhaus für den künftigen Life-Sciences-Campus hat seine definitive Höhe von 73 Metern erreicht. Es wird das markanteste Gebäude der Gegend bleiben. Schon vor mehreren Jahren wurde die dominante Rolle des Baus kritisiert.

Der Koloss macht dem St. Johanns-Tor den Himmel streitig. Auch das Kinderspital wird von ihm in den Schatten gestellt: An der Spitalstrasse, gleich gegenüber des Tschudin-Parks, hat das neue Biozentrum der Uni Basel nun mit 73 Metern seine definitive Höhe erreicht und ist weit über das Quartier hinaus unübersehbar. Die Rohbauarbeiten im Dachgeschoss sind jetzt voll im Gange. Noch trägt das Gebäude daher eine «rote Kappe», die es besonders auffällig macht; die sogenannte Kletterschutzwand auf der Oberkante ist Stock um Stock mit in die Höhe gewandert.

Das Laborhochhaus, das im September 2018 eröffnet werden soll, hat 16 Ober- und drei Untergeschosse. Rund 800 Studierende und 600 Mitarbeitende sollen künftig darin unterkommen. Dabei ist das neue Biozentrum ein wichtiges Puzzlestück für den geplanten Campus Schällemätteli: Zwischen Spital- und Klingelbergstrasse wird ein Zentrum für Life Sciences entstehen.

Aus der Ferne bestenfalls erträglich

Mauro Pausa, Projektmanager beim Hochbauamt, ist zuversichtlich, dass das Biozentrum zur Umgebung passen wird: «Es ist in der Tat so, dass der Neubau aufgrund seiner Höhe auch von Weitem sichtbar ist, was die wichtige Präsenz der Uni in der Stadt verdeutlichen soll», sagt Pausa. «Sobald aber die Kletterschutzwand entfernt und die Fassade fertiggestellt ist, wird sich das Biozentrum zurückhaltender im Stadtkontext präsentieren.»

Ein Blick zurück: Dass der Neubau einmal eine ziemlich dominante Rolle im Stadtbild einnehmen wird, hat die Bau- und Raumplanungskommission (BRK) schon früher festgestellt. Ihren Bericht von Dezember 2012 an den Grossen Rat verfasste sie mit deutlichen Worten. Der damalige BRK-Präsident Andreas Albrecht sprach im Namen der Kommission auch kritische Punkte an: «Das St. Johanns-Tor wird vollends zur Bedeutungslosigkeit degradiert.»

Insgesamt könne das vorgesehene Hochhaus «aus der Fernwirkung bestenfalls als erträglich bezeichnet werden». Gleichzeitig wurde aber auch festgehalten, dass es sich mit seiner «massvollen Höhe» gut in die unmittelbare Umgebung einfüge und «genügend Abstand zum historischen Stadtkern» habe.



Ein neues Uni-Flaggschiff mit weiter Ausstrahlung oder ein Bruch mit dem Stadtbild? Von der Bau- und Raumplanungskommission wurde das Laborhochhaus im Jahr 2012 zähneknirschend akzeptiert.

Ein neues Uni-Flaggschiff mit weiter Ausstrahlung oder ein Bruch mit dem Stadtbild? Von der Bau- und Raumplanungskommission wurde das Laborhochhaus im Jahr 2012 zähneknirschend akzeptiert. (Bild: Dominique Spirgi)

Ein Abwägen zwischen Ästhetik und Bedeutung

Conradin Cramer (LDP), der jetzige Präsident der BRK, zieht Parallelen zu einem anderen Grossprojekt gleich in der Nähe: Der Bebauungsplan für das Klinikum 2 des Universitätsspitals sorgte letztes Jahr ebenfalls für Diskussionen. Dabei gingen vor allem beim projektierten Turm von 60 Metern Höhe die Meinungen auseinander. Laut Cramer sind die gleichen Fragen wie beim Biozentrum aufgetreten.

Im Hinblick auf beide Projekte spricht Cramer von einer Güterabwägung: «Aus der Sicht der mittelalterlichen Altstadt ist es kein ästhetischer Gewinn, doch die beiden Institutionen sind derart wichtig für die Region, dass wir das in Kauf nehmen.» Da der Campus flächenmässig begrenzt ist, mache es in diesem Fall Sinn, in die Höhe zu bauen. Bei einem privaten Investor mit Plänen für ein Wohnhochhaus in dieser Gegend würde man hingegen den städtebaulichen Massstab stärker gewichten.

Im neuen Biozentrum sollen nicht nur Laboratorien und 40 Professuren unterkommen: Das Universitätsrechenzentrum, Hörsäle und eine öffentliche Cafeteria werden ebenfalls dort angesiedelt. Rund um den Neubau soll ein Platz mit Sitzgelegenheiten, Kunstwerken und Wasserspielen geschaffen werden. «Der Campus wird öffentlich zugänglich sein», sagt Mauro Pausa. Die Gesamtkosten für das Biozentrum belaufen sich auf 328 Millionen Franken.

Die Nummer eins auf dem Campus

Laut Angaben des Hochbauamts ist es für die Uni Basel wie auch für ihre Trägerkantone Basel-Landschaft und Basel-Stadt eines der grössten Hochbauprojekte in ihrer Geschichte. Das Laborhochhaus wird in den nächsten Jahren neue Nachbarn bekommen: Der ehemalige Südflügel des Frauenspitals wird momentan abgerissen. An dieser Stelle wird bis 2020 das Departement für Biosysteme der ETH Zürich (D-BSSE) den Uni Campus ergänzen. Das bestehende Biozentrum aus dem Jahr 1971 an der Klingelbergstrasse wird voraussichtlich im Frühling 2019 verschwinden und dem Neubau für das Departement Biomedizin Platz machen. Zudem sollen auf dem Campus die Departemente Physik (mit Nanowissenschaften) und Chemie zu stehen kommen.

Noch ist nicht vollständig klar, wie der gesamte Campus dann aussehen wird. Wie Mauro Pausa festhält, sind die Wettbewerbe für das Baufeld 4 des Schällemätteli noch nicht ausgeschrieben. Das Laborhochhaus wird aber auch neben den künftigen Campusbauten herausragen. «Gemäss Quartierplan wird der Neubau Biozentrum mit Abstand der höchste Bau auf dem Areal bleiben», sagt Mauro Pausa.

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