Die Baslerinnen und Basler brauchen immer mehr Platz

Im Kanton Basel-Stadt standen im Jahr 2014 nur 245 Wohnungen leer, so wenige wie seit mehr als 20 Jahren nicht mehr. Wächst die Bevölkerung zu stark? Oder brauchen wir zu viel Platz? Das sind die Zahlen.

Seit 1980 hat die durchschnittliche Wohnfläche pro Wohnung um mehr als sechs Quadratmeter zugenommen. (Bild: Nils Fisch)

Im Kanton Basel-Stadt standen im Jahr 2014 nur 245 Wohnungen leer, so wenige wie seit mehr als 20 Jahren nicht mehr. Wächst die Bevölkerung zu stark? Oder brauchen wir zu viel Platz? Das sind die Zahlen.

In Basel gibt es rund 107’000 Wohnungen, doch die meisten sind bereits bewohnt. Am 1. Juni 2014 zählte das Statistische Amt Basel-Stadt lediglich 245 leerstehende Wohnungen, eine Leerstandsquote von 0,2%. So tief war die Quote zuletzt 1993.

Nach einer rasanten Zunahme leerstehender Wohnungen Mitte der 1990er-Jahre nahm die Anzahl in den letzten zehn Jahren wieder dramatisch ab. Seit 2004 sank die Quote von 1,4 auf heute 0,2 Prozent.

Auch auf dem politischen Parkett spielt die Wohnungsnot eine Rolle. Die SP Basel-Stadt will mit ihrer Initiative «Wohnen für alle» den gemeinnützigen Wohnungsbau fördern.

Doch wie hat sich die Situation im Kleinen, bzw. in den einzelnen Quartieren der Stadt verändert? Ein Blick auf die Leerstandszahlen nach Quartier gibt Aufschluss.

Im Jahr 2004 war das Gundeli der Spitzenreiter mit 234 Wohnungen ohne Mieter, gefolgt vom St. Johann mit 196 und dem Matthäus-Quartier mit 173 Wohnungen. Zehn Jahre später liegt das Gundeli weiterhin in Führung mit 23 leeren Wohnungen.

Im St. Johann dagegen stehen noch 18 und im Matthäus nur noch 8 Wohnungen leer. Am wenigsten freie Wohnungen finden sich in der Grossbasler Altstadt und im Gotthelf-Quartier – nämlich genau zwei.

Anzahl leerstehender Wohnungen nach Quartier: 2004 und 2014 im Vergleich

Die Quartiere sind nach der Anzahl leerstehender Wohnungen eingefärbt. Wenn Sie den Balken nach links ziehen, sehen Sie die Werte für das Jahr 2014.

Ist das Bevölkerungswachstum Erklärung genug?

Betrachtet man das Bevölkerungswachstum der letzten zehn Jahre, überrascht die Entwicklung auf dem Wohnungsmarkt kaum. Seit 2004 leben 8000 Menschen mehr in der Stadt. In der gleichen Zeitspanne entstanden 2500 neue Wohnungen.

Hätten sich diese 8000 Personen auf die rund 2500 neu entstandenen Wohnungen verteilt, würden 3,2 Personen in diesen Wohnungen leben. Ein Wert, der deutlich über der aktuellen Anzahl liegt: 1,94 Personen pro Wohnung.

Das Bedürfnis nach mehr Wohnfläche pro Wohnung nahm in den letzten Jahren kontinuierlich zu. Von 1980 bis heute stieg die durchschnittliche Wohnfläche pro Wohnung um sechs Quadratmeter an. 1980 lag der Wert bei 74,1 Quadratmetern, 2014 waren die Wohnungen in Basel durchschnittlich 80,8 Quadratmeter gross.

Die Wohnfläche pro Person erreichte hingegen 2006 den Spitzenwert von 42,2 Quadratmetern und nahm seither wieder leicht ab. Heute ist der Wert wieder gleich wie 2004: 41,7 Quadratmeter pro Person. In Bezug auf die Wohnfläche pro Person unterscheiden sich die einzelnen Quartiere deutlich. Im Klybeck-Quartier wohnt man am engsten: auf 31,8 Quadratmetern. Am meisten Platz hat man in der Grossbasler Altstadt mit einer durchschnittlichen Wohnfläche von 55,7 Quadratmetern pro Person.

Auf der interaktiven Karte erfahren Sie mehr über die Unterschiede zwischen den Quartieren. Die Quartiere sind nach durchschnittlicher Wohnfläche pro Person eingefärbt. Die Daten stammen vom Statistischen Amt Basel-Stadt und beziehen sich auf das Jahr 2014.

Mehr Leute, mehr Wohnfläche, mehr Wohnungen?

Setzt sich die bisherige Entwicklung fort, müssen im Kanton Basel-Stadt mehr Wohnungen entstehen. Dies geschah im letzten Jahr auch. Es wurden 369 Neubauwohnungen erstellt, im Vorjahr waren es nur 177. Die neugebauten Wohnungen sind durchschnittlich 108 Quadratmeter gross, 28 Quadratmeter grösser als bisher.

Wochenthema Wohnungsnot

Diese Woche beschäftigen wir uns mit der Wohnungsnot in Basel. Lesen Sie auch:

«Bürgerliche bekämpfen «Wohnen für alle» – und fordern weniger Steuern für Vermieter»

Hier zeigt sich ein Dilemma: Die Bevölkerung wächst, die Lust auf grössere Wohnungen ebenfalls. Ist der Wunsch nach mehr Wohnfläche mit der Realität vereinbart?

Ein Gedankenspiel: Würden alle Baslerinnen und Basler mit so viel Wohnfläche auskommen wie die Bewohner des Klybeck-Quartiers, dann könnten hier bei gleichem Wohnungsbestand rund 260’000 Menschen wohnen. Derzeit leben 196’471 Menschen in Basel-Stadt.

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